Verblüffendes Wachstum

Brasilien: Zweitgrösstes evangelisches Land der Welt

In Brasilien wachsen die Gemeinden sehr
Brasilien ist Zeuge eines seismischen Wandels in seiner religiösen Landschaft, der das geistige und soziale Gefüge des Landes rapide umgestaltet. Evangelische sind dabei, die grösste religiöse Kraft des Landes zu werden.

«Wir stehen an der Schwelle eines religiösen Wandels in Brasilien», sagt der brasilianische Soziologe Dr. José Alves. Das evangelikale Christentum, das hier einst eine Minderheit darstellte, wächst heute in einem noch nie dagewesenen Ausmass. «Im Jahr 1950 bezeichneten sich 93 Prozent der Brasilianer als Katholiken», so Alves. «Ab 1991 jedoch begann die katholische Kirche jedes Jahr ein Prozent ihrer Anhänger zu verlieren» – was zu einer dramatischen Verschiebung führte. Im Jahr 2000 waren rund 15 Prozent der Brasilianer evangelisch, 2010 waren es 22 und heute sind es rund 35 Prozent der Bevölkerung, das sind rund 75 Millionen Menschen.

Dass zu den «Evangelischen» bzw. Evangelikalen einige fragwürdige Bewegungen und Sekten wie die «Iglesia Universal del Reino de Dios» gezählt werden, schmälert den allgemeinen Eindruck eines stürmischen Wachstums nicht. Umfragen zeigen, dass das einst grösste katholische Land der Welt in ein paar Jahren überwiegend evangelisch sein wird – vielleicht schon bis 2030.

Innerhalb und ausserhalb der Kirchen

Zeichen dieses Wachstums sind überall zu sehen – Megakirchen, die jede Woche von Tausenden von Gläubigen besucht werden. Zum Beispiel die Lagoinha-Kirche von Andre Fernandes in São Paulo. «Wir leben in der Erfüllung einer Verheissung», sagt Fernandes. «Seit vielen Jahrzehnten hören wir, dass Brasilien eine Welle der Erweckung erleben wird, die in die ganze Welt hinausgehen wird, und ich glaube, dass wir genau das in diesem Moment erleben.»

Die Pfingstgemeinde «Assembly of God Victory in Christ» von Silas Malafaia in Rio de Janeiro ist mit mehr als 100'000 Mitgliedern eine der grössten und einflussreichsten Pfingstkirchen in Brasilien. «In den nächsten sieben Jahren oder so werden wir die Mehrheit im Land sein» erklärt Malafaia. «Heute machen wir etwa 35 Prozent der Bevölkerung aus, und Gottes Reich hat Einfluss in jedem Winkel der brasilianischen Gesellschaft.»

Ein anderes Beispiel ist die Foursquare-Gemeinde von Lourival Pereira im Amazonasgebiet, die mehr als 10'000 Mitglieder in rund 600 Zellgruppen zählt. «Die Grundlage für unser Wachstum sind diese Zellen», sagt Pereira. «Die wahre Erweckung findet ausserhalb der Kirchenmauern statt. Jeden Tag treffen sich Menschen in kleinen Gruppen in ihren Häusern; das ist das biblische Modell.»

Und schliesslich die Gemeinde «Gemeinschaft der Nationen» von J.B. Carvalho in der Hauptstadt Brasília. «Wir haben die Kirche 2003 mit nur 25 Personen gegründet. Heute haben wir allein in Brasília etwa 12'000 Menschen», sagt Carvalho. «Dazu kommen weitere 15'000 Menschen in Fortaleza. Unsere Gemeinden sind über ganz Brasilien verteilt.»

Aktiv in der Politik

Marcelo Crivella war einst Bürgermeister von Rio de Janeiro – ein bekannter evangelikaler Pastor, der zum Politiker wurde. Er sagt, «evangelikale Christen haben früher gezögert, sich in der Politik zu engagieren – aber das ist jetzt nicht mehr der Fall». Mehr als 30 Prozent der Abgeordneten des Landes sind heute evangelisch. «Wir sind mehr als 140 Abgeordnete und mehr als 20 Senatoren», sagt Crivella, ein brasilianischer Kongressabgeordneter.

Viele von ihnen versammeln sich jeden Mittwoch in den Sälen des brasilianischen Kongresses zu Gottesdienst und Gebet.

Gemeindegründung – und Gebet

Die erste evangelische Gemeinde des Landes wurde 1922 eröffnet. Bis 1990 wuchs die Zahl auf mehr als 7'000 Gemeinden. Noch einmal 30 Jahre später waren es fast 110'000.

Einer Studie zufolge wurden um 2020 in ganz Brasilien jeden Tag 17 neue evangelische Gemeinden eröffnet – und diese Kurve geht aufwärts. Über 80 Prozent der Menschen, die  sich dem evangelischen Glauben zuwenden, geben an, dass sie dort «eine grössere persönliche Verbindung mit Gott» erleben.

Die Gebetsleiterin Ezenete Rodrigues sagt, dass dieser dramatische Wandel, wie bei vielen grossen Bewegungen, mit der einfachsten und wichtigsten aller Glaubensübungen begann: dem Gebet. «Ich habe immer geglaubt, dass das Gebet wie eine Aussaat ist: Man pflanzt, pflanzt, pflanzt, und irgendwann wird es spriessen, und dann kommt die Explosion», so Rodrigues gegenüber CBN News.

Rodrigues ist eine der bekanntesten Fürbitterinnen des Landes. Sie hat landesweit unzählige Gebetsversammlungen organisiert ruft ihre Landsleute auf, sich Gott zuzuwenden. «Brasilien ist hungrig und durstig nach Gott, und der Schlüssel dazu ist die Fürbitte – unsere Knie zu beugen, Gott zu suchen und uns bei allem, was wir tun, vom Geist des Herrn leiten zu lassen», sagte Rodrigues. «Heute können wir zurückblicken und so viele schöne Früchte dieses Engagements sehen.» Brasilien ist heute – nach den USA – bereits das zweitgrösste evangelische Land der Welt.

Zum Thema:
Jeden Tag 17 neue Gemeinden: Evangelikale in Brasilien: 543 % Wachstum in 20 Jahren
GO Movement: Brasilien – eine Nation macht sich auf
Wachstum in der «Grande Nation»: Evangelische Gemeinden wachsen in Frankreich

Datum: 22.02.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / CBN

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung