Marc Jost: «Zu schwierigen Themen gut diskutieren»
«Gesichter & Geschichten» blickt Livenet mit einigen involvierten Persönlichkeiten auf die prägenden Geschehnisse des vergangenen Jahres zurück. Heute mit Marc Jost, dem SEA-Generalsekretär (seine Antworten sind auch als Video-Talk auf YouTube zu finden).
«Wir konnten unseren üblichen Tätigkeiten nachgehen, bei denen wir uns für die Einheit unter Christen engagiert haben», blickt Jost auf seine Arbeit bei der SEA zurück und folgert, dass es in diesem Aspekt ein gutes Jahr gewesen sei.
Nein-Komitee «Ehe für alle»
Im Spätsommer wurde Marc Jost durch zahlreiche TV-Auftritte zur «Ehe für alle»-Debatte zu einem bekannten Gesicht des Jahres 2021. Er habe davor noch nie Medienanfragen in diesem Ausmass erlebt. Beim Thema der Ehe für homosexuelle Paare habe die SEA entschieden, sich einbringen zu wollen, da auch schwierige Debatten nicht gescheut werden dürfen. «Es gab sehr viele schöne, aber natürlich auch einige weniger schöne Reaktionen. Es entstanden daraus auch viele persönliche Folgegespräche.» Trotz der vielen Herausforderungen bleibt ihm diese Zeit positiv in Erinnerung
Eines der ersten und für Jost inspirierendsten Gespräche sei das mit der reformierten Pfarrerin Priscilla Schwendimann gewesen (Livenet berichtete). «Das war eine sehr gute Begegnung, bei der wir offen sein konnten, Differenzen gespürt haben und trotzdem im Gespräch geblieben sind.» Das Anliegen der SEA sei ja gerade, auch bei «heissen Eisen» respektvoll und wertschätzend mit den Menschen, die anderer Meinung sind, umgehen zu können. Dieses Ziel sei mit dem Gespräch erreicht worden.
Covid-Debatte
Natürlich war auch Corona ein grosses Thema. Besonders die kontroverse Debatte innerhalb der Kirchen, wie nun mit dem Covid-Zertifikat umgegangen werden sollte, war für Marc Jost und die SEA schwierig. «Wir haben probiert auch hier darauf hinzuweisen, das Wesentliche zu sehen und uns vom Evangelium Jesu prägen zu lassen, gerade auch im Umgang mit diesen Herausforderungen.» Man dürfe sich davon nicht durcheinanderbringen lassen, meint Jost.
Fortschritte im persönlichen Glaubensleben
Auf die Frage, was Marc Jost dieses Jahr neu gelernt oder entdeckt habe, antwortet dieser: «Ich bin vom Typ her einer, der gerne neue Sachen ausprobiert, auch was die persönliche Gottesbeziehung anbelangt. In dieser Zeit war meine Entdeckung, dass strenge Gewohnheiten eine gewisse Stabilität im Leben geben können.» Er habe zum Beispiel damit begonnen, sich während dem täglichen Spaziergang Bibeltexte anzuhören.
Im allgemeinen Rückblick ist Marc Jost «vor allem den Menschen dankbar, die im Jahr 2021 und im Zusammenhang mit der Pandemie Ausserordentliches geleistet haben». Da denke er natürlich an das Pflegepersonal, aber auch an alle weiteren Dienstleistenden und an Menschen, die psychische Schwierigkeiten durchgestanden haben.
Über den Tellerrand hinausschauen
«Jedes neue Jahr bringt wieder Herausforderungen, aber auch schöne Zeiten», bilanziert Marc Jost. Er freue sich im nächsten Jahr auf das Skifahren, den Frühling und seinen Geburtstag. «Ich hoffe, dass wieder eine gewisse Beruhigung und Gelassenheit in diese Debatten und Meinungsverschiedenheiten eintritt.» In der Schweiz jammern wir bezüglich der Einschränkungen durch Covid-Massnahmen auf sehr hohem Niveau, betont er. Es helfe, auch mal einen Blick über den Tellerrand hinaus zu werfen und zu überlegen, wie wir Menschen dienen können, die von den Konsequenzen der Pandemie noch viel stärker betroffen sind. Mit dem Hilfswerkverband Interaction/StopArmut leiste die SEA Hilfe in solchen Ländern. Davon ist Marc Jost gerne ein Teil.
Marc Jost hat sich in der Video-Serie «Gesichter & Geschichten 2021» als erster von vier Interviewgästen den Fragen von Livenet gestellt:
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Datum: 28.12.2021
Autor: Hanna Krückels
Quelle: Livenet