Denken führt zum Glauben

Den Dogmen der Postmoderne widersprechen

An einem Studientag der VBG forderte der Liechtensteiner Philosophieprofessor Daniel von Wachter dazu auf, sich für das Recht auf Wahrheitssuche einzusetzen, auch wenn Postmodernisten die Menschen davon abhalten wollten. Unterstützt und ergänzt wurde er von den Theologen Marc Jost und Christian Meier, die weitere Aspekte zum Thema beisteuerten.
von links: Daniel von Wachter, Marc Jost, Christian Meier, Jonas Bärtschi
Daniel von Wachter
Christian Meier

Von Wachter kritisierte am 5. November in Bern den Postmodernismus als Ideologie, die nicht nur jede absolute Wahrheit ablehne, sondern sich aktiv gegen jede Wahrheitssuche auflehne und das Wohlgefühl an ihre Stelle setze. Doch es sei gerade die Erkenntnis der Wahrheit, die auch ein gutes Lebensgefühl schaffe. Er verwies darauf, dass zum Beispiel das reformatorische Liedgut sehr viel Lehre enthalte. Ein gutes Lebensgefühl von Christen resultiere daraus, dass sie um die christlichen Wahrheiten wie die Gegenwart Gottes und seine Erlösung wissen.

Wer glaubt, sucht die Wahrheit

Der Referent ermunterte dazu, Wahrheit aktiv zu suchen und der Vernunft zu vertrauen. Denn: «Wahrheit ist nur für denjenigen problematisch, der sie nicht sucht.» Wer sich von der Wahrheitssuche abhalten lasse, werde auch kein Christ.

Auch in der Evangelisation solle nicht auf den Wahrheitsanspruch verzichtet werden, betonte von Wachter, zum Beispiel in Seeker-Friendly-Anlässen. Zwar sei darauf Rücksicht zu nehmen, wenn jemand ein gestörtes Wahrheitsverständnis habe. Es sei aber falsch, mit postmodernem Denken Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen.

Wahrheit und Wahrhaftigkeit

Marc Jost, Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) und Berner Grossrat (EVP), teilte von Wachters Beobachtung, dass postmodernes Denken sich gegen den christlichen Glauben richte und sprach von drei neuen Dogmen, die sich fest in die Politik eingenistet hätten. Sie setzten voraus, dass es keine absolute Wahrheit gebe:

  1. Alle Religionen sind gleichwertig.
  2. Jede Mission ist verwerflich.
  3. Glaube ist Privatsache.

Jost setzt sich daher in der Politik dafür ein, dass diese die Bedingungen schaffe, welche die Wahrheitssuche möglich machen und insbesondere auch den Glaubenswechsel. Glaube dürfe nicht tabuisiert werden.

Die Versuchung zum Populismus

Christen dürften allerdings nicht den Anschein wecken, dass sie über die Wahrheit verfügen und sie sozusagen im Griff haben. Marc Jost rät vielmehr: «Streiten wir in Demut über die Wahrheit!» In einem Workshop gab Jost Einblicke in seinen politischen Alltag und brachte dabei den Begriff Wahrhaftigkeit ins Spiel. Kann und darf ich als Politiker eine gewonnene Einsicht in den Wind schlagen, nur weil sie meinen Wählern vielleicht nicht gefällt? Jost ist sich bewusst: «Die Versuchung zum Populismus trifft heute jeden.»

Die Augen des Glaubens

Christian Meier, Pfarrer aus Gossau, unterstützte von Wachter in der Feststellung, dass Wahrheitsanspruch nicht zur Gewalt führen muss, wie Postmodernisten behaupten. Das Wissen sei nicht wie ein Besitz, über den man verfügen könne. Wahrheitserkenntnis mache uns von Gott abhängig, in dem allein Wahrheit ist. Denn «Gott ist der Ausgangspunkt allen Denkens.» Dabei gehe es aber nicht nur um intellektuelle Erkenntnis. Sie liege in seiner Person und werde uns in der Begegnung mit ihm geschenkt. Meier zitierte Brunner mit den Worten: «Der Ruf Gottes trifft den Menschen – und der Mensch erkennt Gott.» Daher gelte, dass wir lernen müssen, mit den Augen des Glaubens zu schauen und nicht allein auf die Vernunft zu setzen.

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Datum: 10.11.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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