Wenn ein Hurrikan Erweckung bringt
Stellvertretend für viele erzählt Gemeindegründer George Santiago die Geschichte des kleinen Bergdorfes Comerio. Gegenüber dem TV-Sender CBN erklärt er: «Ich bin in diesem Dorf aufgewachsen und ging dann in die USA, weil ich Arbeit brauchte. Im letzten Sommer hatte ich das Gefühl, dass mich Gott nach Comerio zurückrufe, um eine Gemeinde zu gründen.» Am Anfang geschah nicht viel. «Wir kamen nicht an die Leute heran. Wir konnten ihnen nichts aus der Bibel erzählen.» Aber dann, kaum zwei Monate später, verwandelte der Hurrikan den malerischen Bergbach in einen reissenden Strom. Dieser riss das halbe Dorf mit sich riss und zerstörte den Zugang zu Essen und Wasser.
«Weshalb tut ihr das?»
Santiago handelte sofort. Durch seine Verbindungen zu den «Southern Babtists» organisierte er Nahrungsmittel, Trinkwasser und sogar Waschmaschinen, damit die Leute ihre Kleider waschen konnten. Diese einfachen Hilfeleistungen bahnten ihm den Weg zu den Herzen der Menschen in seinem Dorf. «Die Leute fragten die ganze Zeit 'Weshalb tut ihr das?'»
Seit dem Sturm haben mindestens 50 Menschen zum Glauben gefunden. Santiago hat eine «Baby-Kirche» für die neuen Gläubigen gegründet. «Ich glaube, dass Gott hier einen Plan verfolgte und uns zur rechten Zeit nach Comerio gerufen hat», sagt er heute.
Aufbruch im ganzen Land
Santiago ist nicht allein. Gemeindegründungskoordinator Carlos Rodriguez bestätigt, dass der Hurrikan den Weg für einen enormen geistlichen Aufbruch geebnet habe. «Man kann heute jeden Pastor in Puerto Rico fragen, egal in welcher Denomination – keiner wird sagen, dass Hurrikan «Maria» etwas Schlechtes war. Aus menschlicher Sicht war es schlimm, klar – es sind noch immer viele Leute ohne Strom. Aber geistlich gesehen war es ein Segen.»
Die «Southern Babtists» allein werden bereits dieses Jahr drei Gemeinden Gründen, die sie längerfristig geplant hatten. Sie arbeiten mit Hunderten von Freiwilligen; seit dem Hurrikan haben sie 762'000 Mahlzeiten ausgegeben und Hunderte von Häusern repariert.
Pastor Farlin Reynosa arbeitet mit Missionsteams aus den USA zusammen. Er stellt fest, dass aufgrund der Hilfeleistungen laufend Menschen zum Glauben kommen. «Wir helfen den Leuten einfach, ein Zelt zu bekommen; wir fällen Bäume oder tun sonst etwas Einfaches – aber für sie bedeutet das so viel! Das bringt geistliche Offenheit und Erweckung ins Land», erklärte er gegenüber CBN. In San Juan hat der Wirbelsturm die Kirche von Pastor Gabriel Prada zerstört. Unmittelbar danach verteilten die Gemeindeglieder Lebensmittel und Wasser.
Über die Grenzen hinaus
Zehntausende der Einwohner von Puerto Rico haben seit dem Wirbelsturm das Land verlassen; auch Pastor Pradas Gemeinde verlor Mitglieder und Spenden. Die Pastoren selbst sehen selbst die Auswanderungen als Chance für das Evangelium. «Wir sagen den Leuten, sie sollen als Missionare gehen, egal wohin Gott sie schicken würde», erklärt Rodriguez.
Auf die Kirchen wartet auch viel seelsorgerliche Arbeit. Der Sturm und seine Auswirkungen haben verbreitet zu Depression und Selbstmordversuchen geführt. «Aber es besteht auch ein grosser Hunger nach dem Evangelium, wir können nicht einfach so weitermachen wie früher», sagt Pastor Reynosa und erklärt: «Ich denke, die Zahl neuer Gemeinden wird exponential wachsen; viele Leute folgen dem Ruf Gottes, selbst eine neue Gemeinde zu gründen. Ich glaube, dass Puerto Rico im gesamten Karibik-Raum in Bezug auf das Evangelium eine Vorreiterrolle einnimmt. Wir werden den Menschen noch viel mehr von Gottes Liebe erzählen.»
Allein im letzten Monat hat Pastor George zehn neue Gläubige getauft; er sagt: «Wir erleben buchstäblich Erweckung – die Leute haben einen solchen Hunger nach Hoffnung.»
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Datum: 04.05.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / CBN News