Beispiel Frankreich: Juden fliehen vor Hass in Europa
«Wie viel Diskriminierung gegenüber Juden gibt es heute in Europa?» Dieser Frage gingen die öffentlich-rechtlichen Sender «Arte» und «WDR» nach. Die 90-minütige Endproduktion «Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa» wurde zunächst nicht ausgestrahlt, was in der Redaktion der Zeitung «Bild», die das Werk gesehen hatte, für Ärger sorgte. «Der Film muss ein Weckruf sein», übte das Blatt via Twitter Druck aus.
Nachdem «Bild» den Streifen zeigte, zogen «ARD» und «Arte» nach. Berichtet wird unter anderem über Hass und Kriminalität bis hin zu Mord an Menschen jüdischen Glaubens. Unter anderem erzählen junge französische Juden, dass sie lieber in Israel leben würden; was jährlich mehrere tausend auch in die Tat umsetzen.
Anhaltender Trend
Gerade in Stadtteilen mit einer hohen Anzahl von Einwanderern muslimischen Hintergrunds ist die Lage für Juden teilweise schwierig. 2014, in dem Jahr, in dem 7'200 Juden Frankreich in Richtung Israel verlassen hatten (2015 waren es bereits 7'900), sagte der damalige Premierminister Manuel Valls, dass neben der neuen Rechten der Hass noch von anderer Seite komme: «Er kommt aus schwierigen Stadtteilen, von Einwanderern aus dem Nahen und Mittleren Osten. Der Ärger über Israel und Gaza ist nur ein Vorwand. Es ist sehr gefährlich. Hinter dem Antizionismus steckt Antisemitismus.»
Der «Spiegel» sprach vor einiger Zeit von einem Rekordhoch an französisch-jüdischen Auswanderern und zitierte einen Sprecher des Dachverbandes jüdischer Organisationen in Frankreich, CRIF, der sagte: «Viele Juden spüren seit einiger Zeit, dass sie in Frankreich nicht frei und offen als Juden leben können.»
200 Neueinwanderer auf einen Schlag
In diesen Tagen sind nun 200 Neueinwanderer aus Frankreich in Israel willkommen geheissen worden. Sie reisten in einem von der «Jewish Agency» und «Keren Hayesod» veranstalteten Flug. Es handelte sich dabei um die bisher grösste auf einmal einwandernde Gruppe von Neueinwanderern aus Europa im laufenden Sommer.
Natan Sharansky, Vorsitzender der Jewish Agency, empfing die Ankömmlinge: «Ihr seid heute hierhergekommen, um für eure Kinder und eure Familie eine Zukunft aufzubauen. Aber ihr baut auch eine Zukunft für das gesamte jüdische Volk.»
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Datum: 15.07.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Israel heute / Arutz / WDR