Könnte der Mensch Leben erschaffen, wäre Evolution nicht bewiesen
Harald Binder überzeugt. Denn es würde zeigen, dass mit einem Plan zielgerichtet mit einer höchst komplexen Materie gearbeitet werden muss. Doch davon, Leben entstehen lassen zu können, ist der Mensch derzeit offenbar noch sehr (nahezu unendlich) weit entfernt.
«Die erste Schwierigkeit ist, dass wir nicht genau wissen, was Leben eigentlich ist. Aber wir kennen einfache Lebensformen, zum Beispiel in Form von Bakterien. Das wäre strategisch ein Ziel, so ein einfaches System zu bauen, das ein vereinfachtes Bakterium ist», sagt der Chemiker und «Wort-und-Wissen»-Mitarbeiter Harald Binder. Davon jedoch sei man noch weit entfernt. «Wir können zwar analytisch sagen, dass ein Lebewesen Erbinformationen braucht, Eiweisse als Katalysatoren für den Stoffwechsel und es braucht eine Hülle, ein Membran – bei diesen Dingen wissen wir, wie sie aufgebaut sind. Zum Teil können wir sie auch herstellen und im Labor spannende Dinge damit machen. Aber eine Einheit herzustellen, die sich wirklich wie ein Lebewesen verhält, die sich zum Beispiel reproduzieren kann, davon sind wir weit entfernt.»
«Noch weit entfernt»
Es gab ein Experiment, das 2016 veröffentlich worden ist. Bei diesem haben die bedeutendsten Wissenschaftler auf diesem Gebiet versucht, das Erbgut eines möglichst einfachen Lebewesens zu konstruieren. «Sie haben solche Erbinformationen gebaut. Als sie versucht haben, diese Erbinformationen einem Lebewesen einzupflanzen, ist es bei keinem einzigen Versuch gelungen, dass diese Bakterien lebensfähig gewesen wären, sie sind alle eingegangen. Das zeigt: Wir sind noch weit davon entfernt.»
Bei Bakterien glaube man, weil sie sehr klein sind, dass sehr effizient gearbeitet wird, so dass das Erbgut wirklich auch genutzt wird. «Aber selbst das einfachste Lebewesen, das wir kennen und manipulativ auch noch verkleinert haben, enthält Erbinformationen, die notwendig sind, ohne dass wir wissen, was die einzelnen Informationseinheiten tun.» Beim erwähnten Versuch hatten es die Wissenschaftler mit 149 Genen zu tun, von denen man nicht weiss, was genau sie tun, doch ohne diese ist selbst das im Labor reduzierte Bakterium nicht lebensfähig.
Wichtige Erbinformation
«Gehen wir zu komplexeren Lebewesen, zum Beispiel zu uns Menschen: Wir haben ein sehr viel grösseres, umfangreicheres Erbgut. Aber die Zahl der Gene ist gar nicht so viel anders, wie bei anderen Lebewesen.» Lange sei man davon ausgegangen, dass der Mensch sehr viel Abfall in seinem Erbgut dabei habe. «Einfach mitgeschleppt aus seiner Entstehungsgeschichte. Inzwischen aber gibt es eine Menge Hinweise, die uns zeigen, dass sehr viel Information anders verarbeitet wird, also eher zu Steuerzwecken gebraucht wird, wo wir noch gar nicht wissen, wie diese Steuerprozesse laufen.» Es ist die Information, die wirkt, ohne dass wir bei vielem wüssten oder sagen könnten, wie, aber wenn wir sie weglassen, funktioniert das Lebewesen nicht mehr, erklärt Harald Binder.
«Es wäre noch keine Erfindung von uns»
«Wenn es gelingen sollte, im Labor ein System herzustellen, das wir von einem Lebewesen nicht mehr unterscheiden könnten, sondern wo man sagen könnte, 'das lebt jetzt auch', dann wäre das sehr erstaunlich», sagt Harald Binder. «Wir haben keinen Grund optimistisch zu sein, obschon die meisten Kollegen glauben, dass wir das eines Tages schaffen werden.»
«Wenn wir das geschafft hätten, dann hätten wir bewiesen, dass es möglich ist, Leben in einer ganz einfachen Form nachzubauen. Es wäre noch keine Erfindung von uns Menschen, sondern wir haben etwas nachgebaut, das wir vor Augen haben und ziemlich gut untersuchen können.»
Evolution wäre nicht bewiesen
«Für mich wäre das ein Hinweis darauf, dass auch für das erste Zustandekommen eines Lebewesens ähnliche Voraussetzungen vorhanden sein mussten, also jemand, der viel wusste. Jemand, der viel Technologie zur Verfügung hat und diese auch kompetent einsetzen kann.» Da gebe es Leute, die glauben, dass das Ausserirdische gewesen sein könnten – bloss: «Wenn es Ausserirdische gewesen wären, würde sich die Frage wieder stellen: 'Woher kommen die?'»
Die Antwort, welche die Bibel nahelegt, ist, dass Gott am Anfang mit seiner Kompetenz und Autorität die Möglichkeit hatte, das zu machen.
Argument für Gott
Und sollte es gelingen, wäre es eher ein Hinweis auf Gott – und nicht einer, der gegen ihn und seine Existenz spricht. «Zumindest wäre es auch als ein Argument für die Existenz Gottes verwendbar und für evolutive Erklärungsansätze wäre es immer noch eine Herausforderung, weil es eine riesige Menge an Kompetenz und Know-how braucht, um das zu machen.»
Die Hoffnung, dass Leben sozusagen fast zwangsläufig, von alleine entsteht, «dafür gibt es nicht viele Argumente, ausser dass man denkt, 'es muss so gewesen sein'. Aber unsere bisherige Erfahrung zeigt ja, bei allen bisherigen Versuchen ist es nie so herausgekommen. Und wir glauben, wir haben einfach an einen Punkt noch nicht gedacht. Aber Leben scheint nicht so einfach zu entstehen, wie viele das annehmen.»
Zum Thema:
Dossier: Wunder der Schöpfung
Eine Million mal geteilt: Wissenschaftler antwortet auf die Frage, woher Gott kommt
Neue Entdeckung: Alte Fussspuren fordern Evolutionstheorie heraus
Lücken nehmen zu: Evolutionstheorie muss überdacht werden
Datum: 24.10.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet