Wegen Magersucht «aus dem Leben gefallen»
beschreibt in «Aus dem Leben gefallen» zusammen mit ihren Eltern den harten Weg zur Heilung. Ihre Familie durchlebte sieben Jahre voller Qual, Unverständnis, Hoffen und Bangen.
«Das hier ist meine Geschichte. Eine Geschichte, in der lügnerische Worte und unüberlegte Handlungen ein Selbstbild zerstörten, in der Perfektionismus, Durchhaltevermögen und Entschlossenheit ausser Kontrolle gerieten; eine Geschichte voller Ablehnung, Verzweiflung, kontrollierter Selbstzerstörung und sehr viel Schmerz». So beschreibt Ariatani ihre psychosomatische Erkrankung, über die sie im Buch sehr offen spricht.
«Als ich wieder Mal im Krankenhaus war, bat mich meine Mutter eindringlich, nicht aufzugeben, mein Leben nicht zu beenden», erinnert sich die 23-Jährige. «Versprechen konnte ich das nicht, nur, dass ich es versuche». Die Behandlung in der Klinik hat ihr Leben gerettet. Ohne künstliche Ernährung wäre sie verhungert, weil sie sich eine angemessene Kalorienzufuhr nicht zugestand. Doch die eigentliche Ursache der Krankheit liegt in ihrer Seele, an den Lügen, die sie über sich glaubte. Dieses zwanghafte Verhalten wurde nach und nach von Gott geheilt. Doch ein Rückfall ist nicht absolut ausgeschlossen – wie bei jeder Sucht.
Gute Voraussetzungen fürs Leben
Ariane ist in einer intakten Familie mit einem älteren Bruder und zwei jüngeren Schwestern aufgewachsen. Ihre Eltern lieben einander und ihre Kinder und leben ihnen den Glauben an Jesus vor. Dafür ist Ariane sehr dankbar. Es sind denn auch kleine, unsichtbare Faktoren, die sie immer mehr an sich zweifeln lassen. Ihr geliebter Grossvater stirbt. Ariatani kann die Trauer fast nicht überwinden. Sie erkennt auch nicht, dass sie noch so gut sein kann in der Schule – ihr Bruder ist immer schon weiter als sie. Einfach weil er älter ist.
Mobbing
Die Familie bekommt Zuwachs und der Vater tritt eine neue Stelle an. Der Umzug in eine andere Stadt und eine neue Schule verunsichern die Fünftklässlerin. Sie ist sehr intelligent, liest Bücher, die niemand sonst interessieren. Das macht sie in den Augen ihrer Kameraden anders. Ariatani wird zunehmend gemobbt. Auch ihre beste Freundin stellt sich nicht klar auf ihre Seite. Als ihr ein Schulkamerad zuflüstert: «Du solltest wirklich mal abnehmen», ist das der Start ihrer radikalen Umstellung des Essens. Sie will abnehmen, um nie wieder eine solche Bemerkung ertragen zu müssen. Dass sich daraus ein jahrelanger Leidensweg entwickelt, ahnt Ariatani nicht. Doch sie ist konsequent und verliert Kilo um Kilo, spürt sich immer weniger.
Besser ohne mich
Ariatanis Mutter Heidi erzählt von einem eindrücklichen Erlebnis. «Einmal besuchten wir als ganze Familie einen Flohmarkt. Nach kurzer Zeit fror Ariatani so stark, dass sie sofort nach Hause wollte. Die anderen waren genervt von diesem Wunsch, ich war so frustriert! Eis essen oder schwimmen gehen können wir nicht, das weiss ich. Aber nicht Mal zusammen zum Flohmarkt? Da sagte sie zu mir: 'Mama, ihr habt es besser ohne mich. Ich passe nicht in diese Familie.' Sofort habe ich ihr widersprochen, ihr gesagt, dass wir sie lieben, dass sie zu uns gehört, dass das die Wahrheit Gottes ist.»
Diese Wahrheit spricht sich Heidi jahrelang immer wieder zu. Sie ist aktiv in der Kirche, lebt ihren Glauben an Jesus und weiss, dass ihre Tochter das nicht mehr kann. «Ich habe es jeden Sonntag, wenn ich im Gottesdienst sass, für mich ausgesprochen: Wir werden als Familie gemeinsam wieder hierherkommen und Gott dienen.»
Das Leben geht weiter
Ihr Mann und sie beschliessen zudem, dass ihr Leben mit den anderen Kindern weitergeht. So machen sie Ausflüge, spielen zusammen, während Ariatani in ihrem Zimmer Sport treibt und sich quält, bis sie fast zusammenbricht.
Matthias Wolff ist Ariatanis Vater. Er versteht anfangs überhaupt nicht, was da vorgeht in seiner Tochter. «Ich dachte immer, Magersucht ist die blödeste Krankheit der Welt», gesteht er. «Man muss doch nur essen, dann ist es vorbei!» Er ist Pastor, glaubt an die Güte und Hilfe Gottes und spricht seiner ältesten Tochter immer wieder dessen Liebe und Annahme zu. Aber sie kann es nicht annehmen. Sie ist so fremdbestimmt von ihren falschen Annahmen, dass sie diese nicht überwinden kann. Matthias und Heidi sind froh, gibt es professionelle Hilfe für ihre Tochter. Sie ergänzt das Vertrauen in Gottes Eingreifen. Dies teilen sie mit vielen Freunde, die für die ganze Familie beten.
Zivilisationskrankheit
Ariatani stellt klar: «Magersucht ist eine Krankheit unserer Konsum- und Leistungsgesellschaft. Wir reden viel zu wenig darüber, was uns wirklich bewegt. Wir sind auf unsere Leistung und unsere Rollen fixiert, wollen alles miteinander verbinden und in allem gut sein. Wir wollen die taffe Frau, der starke Mann sein. Das müssen wir dringend ändern. Wir sollten offen über die Themen reden, mit denen wir zu kämpfen haben. Es ist nicht bei jedem das Gleiche, das können depressive Gedanken, Alkohol, Leistungsdruck sein. Lasst uns offen darüber reden – das hilft!»
Ohne Vergebung geht es nicht
Die junge Frau hat sich selbst und denen vergeben, die ihr weh getan und ihre Selbstzweifel verstärkt haben. «Ich muss nicht mehr das glauben, was die Anorexie mir einflüstert, sondern das, was Gott über mich sagt». Sie weiss heute, dass sie Gottes geliebte Tochter ist, sie hat ihren Glauben wiedergefunden.
Mit dem Buch «Aus dem Leben gefallen – mein Kampf gegen die Magersucht und das Ringen um Gottes Zusagen» zeigen eine Betroffene und ihre Eltern detailliert auf, was es heisst, wenn ein Familienmitglied an Anorexie erkrankt. Es ist keine leichte Lektüre. Aber sie zeigt auf, dass Gott da ist, wenn es durchs dunkle Tal geht. Dass er die Möglichkeit hat, Neues zu schaffen. Dass auch ein langer Tunnel einen Ausgang hat.
Zum Buch:
«Aus dem Leben gefallen – mein Kampf gegen die
Magersucht und das Ringen um Gottes Zusagen»
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Datum: 08.01.2022
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Jesus.ch