Von Leichen im Keller und Gottes Liebe
Sie guckt in den Spiegel und fragt sich: «Was tue ich hier? Das bin nicht ich...» Die 15-jährige Tammie sitzt in ihrer Umkleide hinter dem Stripclub, in dem sie arbeitet. Sie ist totunglücklich. Als Kind einer Teenie-Mutter war ihre Kindheit nicht mit viel Liebe gefüllt. «Ich weinte oft und fragte [meine Mutter]: 'Warum liebst du mich nicht?' Sie schaute dann schnell weg, verzog den Mund und sagte: 'Ich liebe dich. Ich weiss nur nicht, wie ich es dir zeigen kann...'»
Da ihre Mutter noch so jung ist, wächst Tammie gemeinsam mit ihr bei den Grosseltern auf. Doch ihr Grossvater manipuliert und missbraucht sie und andere Familienmitglieder. Auch andere Männer vergreifen sich an der Teenagerin. Tammie rebelliert: «Ich entschied, dass es so nicht weitergehen sollte. Ich hatte mit der Schule und meiner Familie abgeschlossen – und verlor den Verstand. Ich brach die Schule ab und heiratete den ersten Typ, der mich heiraten wollte. Ich sah nicht voraus, dass ich nur einen Alptraum mit einem anderen austauschte.»
«Du wurdest für mehr erschaffen»
Ihre Ehe hält wenige Monate. Geschieden, ohne Abschluss, ohne Familie, Tammie ist am Ende. Sie will nicht mehr leben, trinkt Gift, um sich umzubringen – doch es klappt nicht, sie muss sich einfach nur übergeben. In dem Moment dringen Worte in ihre Gedanken, die ihr schon früher immer wieder durch den Kopf gegangen sind: «Du wurdest für mehr geschaffen!» Sie zieht eine zerknitterte Visitenkarte aus der Tasche, die ihr eine freundliche Dame zugesteckt hatte mit dem Versprechen, ihr zu Glitzer, Glamour und Geld zu verhelfen.
Und so landet Tammie in Houstons Sex-Industrie. Geld und Glamour bekommt sie, aber sie ist totunglücklich. «Ich hasste mein Leben ... Ich sehnte mich nach einer anderen Version des Lebens und nach einer anderen Version von mir. Tief in meiner Seele war dieses lästige Gefühl von Leere...»
In dem Hinterraum des Stripclubs schaut sie nun in den Spiegel: «Du wurdest für mehr geschaffen. Gib mir dein Leben!» Obwohl Tammie durch die Drogen und den Alkohol völlig zugedröhnt ist – ohne das würde sie es gar nicht aushalten –, weiss sie, dass Gott es ist, der sie ruft. Doch sie hat Angst. Sie kennt nur eine Frau, die Christin ist, und die ist zu perfekt. So perfekt ist sie nicht – wie könnte Gott sie da lieben?
Gott erweckt Leichen zum Leben
Sie schafft es, ihre Stripper-Laufbahn zu beenden, lernt ihren heutigen Ehemann Erin kennen und heiratet erneut. Doch die Leere in ihr besteht nach wie vor. «Ich lernte, als immer lächelnde Schauspielerin zu überleben... Das Leben wurde zu einer Bühne und ich gab mir Mühe, dass meine Auftritte so perfekt wie möglich waren.» Doch Gott verfolgt sie weiter. Und als sie eine kleine Tochter hat, schafft sie es endlich, ihre Angst vor dem perfekten Gott zu verlieren und in eine Kirche zu gehen.
Dort ist es, wo sie endlich begreift, dass Gott keine perfekten Kinder sucht. Sie beschreibt es selbst mit diesen Worten: «Jeder hat Leichen im Keller, ich habe halt einen ganzen Friedhof... Aber das ist in Ordnung. Gott erweckt Leichen zum Leben. Ich denke manchmal, dass Gott ein weiches Herz für menschliches Chaos hat. Nicht, dass Gott sich an unserem Chaos erfreut, ... aber ich meine, dass Gott unser Chaos in gewisser Weise mag, weil er es liebt, aufzutauchen, ein Wunder zu vollbringen, uns wieder auf die Füsse zu stellen und uns so sehr zu lieben, bis wir wieder zu leben beginnen...»
Heute ist Tammie Head schon seit 22 Jahren mit Erin verheiratet. Ihr liegen vor allem Frauen in den USA am Herzen, die wie sie an einem zerbrochenen Herzen und an Chaos im Leben leiden – und davon überzeugt sind, dass sie für mehr geschaffen sind. Aus diesem Grund schreibt sie Bücher, Broschüren zum Bibelstudium und spricht immer wieder auf Veranstaltungen. «Ich liebe es, mit Menschen zu reden, die Gott noch nicht kennen und ich glaube daran, dass Gott auch heute noch Wunder tut. Ich bin selbst eins davon!»
Ein laufendes Wunder
Als ihre älteste Tochter Peyton von Gott gerufen wird, um in Afrika zu dienen, geht die ganze Familie mit. Und gerade die Waisenkinder in Sambia sind Tammie ans Herz gewachsen. Hier verbringt die Familie jedes Jahr einen Teil ihres Sommers. Tammie berichtet: «Ich hielt ein kleines Mädchen im Arm, ein Waisenkind, drei Jahre alt. Das arme Mädchen war bereits mehrmals von einem Mann in den Slums vergewaltigt worden... Ich nahm ihren verunstalteten kleinen Körper in meine Arme und begann, sie hin und her zu schaukeln. Es ist erstaunlich, dass ich das arme Kind nicht erdrückte. Ihr Körper war steif wie ein Stock. Sie konnte in meinen Armen nicht entspannen ... Alles, was mir jetzt noch blieb, war zu beten. Ich flehte Gott an: 'Heile sie und lass du Liebe aus meinen Poren fliessen. Mach ein Wunder!'»
«Gott hört die Schreie der Verzweifelten, er hört auf unsere Bitten. Und ich bat ihn nicht, weil ich ihn hätte überzeugen müssen, sondern ich bat ihn einfach nur, damit er sich beeilt... An dem Tag lächelte das Mädchen zum ersten Mal... Sechs Monate später war sie ein völlig anderes Kind. Das ist ein laufendes Wunder!»
Zur Webseite:
Homepage von Tammie Head
Zum Buch:
«More: From Messes zu Miracles» von Tammie Head
Zum Thema: Datum: 22.06.2015
Völlig verändert: Stripperin findet zu Jesus
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / tammyhead.com / CharismaNews