«Ich weinte, während Abraham über seinen Glauben sprach»
«Als Moslem ging es mir in Bangladesch sehr gut. Jeden Morgen verliess ich meine hübsche Dreizimmerwohnung und fuhr in die Innenstadt zu meinem schön eingerichteten Büro. Ich war es gewohnt, von guten Dingen umgeben zu sein und durch meinen politischen Einfluss das Leben von Millionen von Menschen in Dhaka zu steuern.
Meine Frau Rosnita behandelte ich wie eine First Lady. Sie kaufte nur in den Geschäften der Oberschicht ein. Ihr Diener brachte ihr die Einkäufe nach Hause und bereitete die Mahlzeiten für die Familie zu. Das Leben in meiner kleinen Welt war perfekt.
Eine Begegnung bringt Veränderung
Gemäss der Verfassung herrscht in Bangladesch Religionsfreiheit. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Andersgläubige von staatlicher Seite verfolgt werden. Die Anzahl dieser Fälle nimmt ebenso zu wie die Grausamkeit, mit der solche Personen bestraft werden.
Einmal war ich dabei, als ein ehemaliger Moslem namens Abraham hingerichtet wurde. Er war Christ geworden, ein Verbrechen, das nach der islamischen Rechtsauffassung mit dem Tod bestraft werden muss (Sure 5,33; Hadith 9,57).
Zwei Tage vor der Hinrichtung besuchte ich Abraham. Er war unerschütterlich in seinem neuen Glauben, auch der bevorstehende Tod schien ihn nicht zu beeinträchtigen. Ich fragte ihn: «Kannst du diesem Jesus nicht einfach absagen?» Seine Antwort erschreckte mich: «Ich kann ihn nicht loslassen, weil er mich auch niemals loslassen würde.»
Ich drängte ihn: «Du kannst ja glauben, was du willst, aber sag doch, dass Christus nicht Gott ist und rette dein Leben!» Abraham antwortete fast flüsternd: «Wie könnte ich den Sohn Gottes anlügen? Er gab sein Leben für mich! Könnte es etwas Schöneres geben, als für ihn zu sterben?» Ich weinte, während Abraham über seinen Glauben sprach, obwohl ich ein tiefgläubiger Muslim war. Zwei Tage später war er tot.
Auf der Suche nach Gott
Die entsetzliche und beeindruckende Hinrichtung hatte bewirkt, dass ich Allah noch hingebungsvoller dienen wollte, da ich die Nähe Gottes für mein eigenes Leben noch ernsthafter herbeisehnte. So verbrachte ich viel Zeit im Gebet, dem wichtigsten Element des islamischen Glaubens.
Ein neuer Freund bringt den Glauben durcheinander
Wenige Monate später lernte ich auf der Strasse Stuart kennen. Auch er war gläubiger Christ und oft sprachen wir über die Unterschiede in unserem Denken und Glauben. Wir fingen sogar an, die Bibel und den Koran zusammen zu lesen und staunten schon bald über die gravierenden Unterschiede der beiden Bücher.
Im einen Buch wurde Jesus als Sohn der Maria vorgestellt, der als Bote und Diener Allahs auf die Welt gekommen war (Sure 5,75). Das andere Buch nannte ihn den Sohn Gottes und Retter der Welt (Johannes 1,29).
Dem Koran zufolge gab es die Kreuzigung Christi nicht (Sure 4,157), während laut der Bibel der Tod und die Auferstehung Christi die wichtigsten Ereignisse der Welt waren (1. Korinther 15,12–14).
Auf der Suche nach Wahrheit
Offensichtlich konnte nur eines der heiligen Bücher wahr und von göttlichem Ursprung sein. Ich begann, meinen eigenen Glauben infrage zu stellen. Die Fragen um die Person Jesus trieben mich um. Ich hätte so gerne geglaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, wie es die Bibel behauptete (Matthäus 16,13–18). Aber die islamische Tradition, meine ganze Prägung und Erziehung machten ein solches Umdenken nahezu unmöglich. Immerhin war ich ein guter Muslim. Doch plötzlich war ich hin und hergerissen zwischen meiner bisherigen islamischen Lebensführung, und meiner persönlichen Einsicht, dass Jesus der Herr ist.
Mitten in dieser Zerrissenheit erschien Jesus mir im Traum. Er trat mir voller Barmherzigkeit gegenüber, drängte mich aber auch zu einer Entscheidung. Dabei sprach er von seiner Liebe zu mir, erklärte aber auch, dass für mich die Zeit gekommen sei, mich zwischen Allah und ihm zu entscheiden. «Du hast genug gekämpft. Wem willst du dich anvertrauen?», fragte er mich. Dieser beeindruckende Traum riss mich aus dem Schlaf und ich antwortete: «Dir, dir, ich vertraue dir, Jesus!» Endlich fand ich Frieden.
Plötzlich Verräter
Vier Jahre lang konnte ich meinen neu gefundenen Glauben geniessen, ohne dass sich jemand daran störte. Dann kam der Tag, an dem meine Vorgesetzten mich auf meinen christlichen Glauben ansprachen. Ich sollte diese Dummheit aufgeben, sonst würde ich meine Stelle verlieren. Doch wie so viele andere Christen, konnte auch ich meinem Glauben nicht absagen und wurde sofort aus dem Dienst suspendiert.
Auf dem Weg nach Hause stiessen mich zwei Polizisten in ihren Wagen und brachten mich zur nächsten Wache. Einundzwanzig Tage lang wurde ich dort verhört und festgehalten. Ich durfte nicht telefonieren und niemand konnte mich besuchen. Rosnita hatte keine Ahnung über meinen Verbleib.
Treu, wenn es sein muss bis in den Tod
Monate folgten, in denen meine Frau nichts über mich wusste. Nach fast einem Jahr erfuhr sie endlich, dass ich im Gefängnis war, doch besuchen durfte sie mich nicht. Während die Richter sich noch nicht darüber klar waren, wofür sie mich anklagen wollten, war andererseits schon beschlossen, dass ich ein so schweres Verbrechen begangen hatte, dass ich die Todesstrafe verdient hatte.
Vier Jahre lang blieb ich wegen Gotteslästerung im Gefängnis. Immer wieder wurde ich belehrt, dass ein Muslim sich nicht zu einer anderen Religion bekehren könne. Zweimal jährlich hatte ich die Gelegenheit, meine Entscheidung zu widerrufen. Doch ich hielt an der Aussage fest: «Jesus Christus ist der Sohn Gottes.» Wütend schlugen mich die Wärter mit einer langen, rostigen Kette. Die Bibelstelle «Allem bin ich gewachsen durch den, der mich stark macht» wurde mir zu meinem täglichen Begleiter.
Die Verantwortlichen dachten, sie könnten mich allmählich mürbe machen und verstärkten die Folter. Sie versuchten auch, mich mit leckeren Essensangeboten und dem Versprechen der Freilassung zu locken, doch sie bekamen von mir immer nur den einen Satz zu hören: «Jesus ist der lebendige Sohn Gottes.»
Und wieder wurde die Folter verschärft. Die Schmerzen wurden so unerträglich, dass ich irgendwann ohnmächtig wurde.
Unverhoffte Freiheit
Drei Tage später erwachte ich in einem Krankenhaus. Zunächst glaubte ich, tot zu sein, doch dann sah ich meine Frau an meinem Bett stehen. Zum ersten Mal seit über vier Jahren sahen wir uns. Ich hatte vierzehn Knochenbrüche und zweiunddreissig Wunden, die genäht werden mussten, aber ich war am Leben. Und ich war nicht mehr umgeben von Polizei. Niemand konnte mir sagen, wie ich in das Krankenhaus gekommen war. Es gab keinen Bericht über meine Einlieferung. Nach drei Wochen wurde ich entlassen, ohne dass sich die Behörden gemeldet hätten.
Leben in ständiger Gefahr
Obwohl es nicht ungefährlich war, sprach ich mit Dutzenden von Freunden über Jesus. Wie nicht anders zu erwarten, lehnten viele mich als Abtrünnigen ab (Sure 3,85). Aber neun meiner Freunde und meine Frau übergaben ihr Leben Jesus und wir gründeten eine Bibelgruppe.
Ich habe nie bedauert, dass ich diesen Weg des Leidens gehen musste. Im Gefängnis wurde ich um einen Teil meiner Lebenszeit gebracht, doch ich habe das ewige Leben gewonnen. Auch wenn andere mich als Verbrecher behandeln, in den Augen meines Gottes bin ich ein Gerechter. Die Schmerzen, die ich ertragen musste, waren gering, gemessen an dem Vorrecht, Jesus zu kennen, durch dessen Wunden ich Heilung fand.»
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Datum: 12.03.2011
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Gerth Medien