Stark durch Beziehung

«Beim gemeinsamen Essen wird mehr als der Hunger gestillt»

Bindung und damit Beziehung sind elementar für uns selbst, unsere Ehe, unsere Familie. Ganz nach Goethe: «Man lernt nur von dem, den man liebt». Reformen der Sozial- und Bildungssysteme laufen ins Leere, wenn dies nicht beachtet wird. Ein Gespräch mit Familien- und Ehefachfrau Regula Lehmann.
Familie betet vor dem Essen

Zukunft CH: Warum sind Beziehungen für uns Menschen so elementar?
Regula Lehmann: Der Mensch ist von seinem Wesen her auf ein Gegenüber, auf Nähe und Beziehung angelegt und kann sein Potenzial letztlich nur entwickeln, wenn er die dafür notwendige Zuwendung erhält. Kinder, die von Anfang an eine sichere Bindung an Mutter und Vater entwickeln können, sind während ihres gesamten Lebens deutlich resistenter als unsicher gebundene Kinder. Bindung macht Kinder stark, liebes- und beziehungsfähig. Was Eltern an Präsenz und Verbindlichkeit bieten, ist nicht zu toppen. Keine Kita und keine Tagesschule können Kindern diesen sicheren Hafen bieten.

Was zeichnet starke Beziehungen in Familien aus?
Hohe Präsenz, Verbindlichkeit und Authentizität. Je mehr gesunde Präsenz wir als Eltern bieten, desto höher ist die Chance für diese kostbaren Momente, in denen das Kind uns sein Herz öffnet und wir als Familie verbindende Gemeinschaft erleben. Starke Familien halten sich Zeiten für das Miteinander frei, schalten Smartphone und Bildschirme auch mal aus, um ganz da sein zu können. Und sie pflegen Tischgemeinschaft. Beim gemeinsamen Essen wird mehr als der Hunger gestillt. Starke Familienbeziehungen leben von der Verbindlichkeit. Davon, dass wir an unserem Ja zueinander auch dann festhalten, wenn es schwierig ist. Auch und gerade da, wo wir versagen und aneinander schuldig werden. «Wir brauchen mehr Liebe, als wir verdienen», bringt die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach es auf den Punkt. Dafür ist Familie da, das lernen wir als Menschen in verbindlichen Beziehungen.

Und die Authentizität?
Das ist ein anderer wesentlicher Faktor für starke Beziehungen: dass wir uns als Eltern darum bemühen, Vorbilder zu sein und selber zu leben, was wir von unseren Kindern erwarten. Dass wir echt sind, keine Masken tragen, zu unseren Schwächen stehen und Fehler nicht unter den Teppich kehren. Dass wir Menschen um uns haben, die ermutigend und korrigierend in unser Leben hineinreden. Liebe und Wahrheit gehören untrennbar zusammen.

In Ihrer Ehe und Familie leben Sie selbst seit vielen Jahren starke Beziehungen vor. Hatten Sie auch Krisen?
Natürlich kennen wir als Paar und als Familie auch Zeiten, in denen wir es schwer haben und das Zusammenleben echt «ans Eingemachte» geht. Beim Dranbleiben geholfen hat uns zum einen unsere Beziehung zu Gott, der – durch alles hindurch – an unserer Seite bleibt. Und zum anderen das Bewusstsein, dass es sich lohnt, an Ehe und Familie festzuhalten und alles uns Mögliche dafür zu investieren.

Sie bieten aktuell zum Thema «Stark durch Beziehung» auch ein Seminar bzw. eine Seminarreihe an. Wie sieht diese konkret aus?
Als Erstes erkläre ich darin die Bedeutung von verbindlichen Beziehungen, Bindung und hoher elterlicher Präsenz für die gesunde Entwicklung von Kindern. Danach geht es darum, wie wir in den verschiedenen Altersstufen die Beziehung zu unseren Kindern pflegen und vertiefen können. Und darum, wie wir als Eltern gerade auch im Teenager- und Jugendalter dranbleiben und unseren Heranwachsenden verlässliche und haltgebende Begleiter sein können.

Sie können Regula Lehmann für ein Seminar in Ihrer Organisation, Ihrer Kirche oder Vereinigung buchen. Themen: «Stark durch Beziehung: Kinder stärken durch Bindung und Präsenz», «Mehr als Aufklärung: Kinder zur Liebe erziehen»

Das vollständige Interview ist im aktuellen Magazin von Zukunft CH abgedruckt. Dieses Magazin kann unter http://www.zukunft-ch.ch/de/publikationen/magazin/ oder info@zukunft-ch.ch bestellt werden.

Zum Thema:
Sexualaufklärung: Was die Eltern tun können – und was nicht 
Kindererziehung: Gehorsam entsteht aus einer vertrauensvollen Beziehung
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Datum: 08.07.2017
Autor: Beatrice Gall
Quelle: Zukunft CH

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