Welche Faktoren bestimmen unsere Lebenszufriedenheit?
Wie ist Glück und Zufriedenheit im Alltagsleben erfahrbar? Diese Frage hat die Menschheit schon immer beschäftigt. Stefan Gerber befasste sich im Rahmen seines Masterstudiums am IGW International eingehend mit der Frage nach dem Glück. In diesem Jahr präsentierte er die wichtigsten Erkenntnisse in seinem Buch «Glück finden – hier und jetzt» (Adonia Verlag).
Glück als ganzheitliches Lebenskonzept
Mit dem alten hebräischen Ausdruck Shalom bezeichnet Stefan Gerber ein Ganzsein, Versöhntsein oder Einssein mit sich selbst, das aus seiner Sicht dem ganzheitlichen Glück am nahesten kommt. Seine Glücksdefinition: « Glück besteht aus einem dankbaren Blick zurück, einem genussvollen Leben im Hier und Jetzt sowie einer hoffnungsvollen Perspektive für die Zukunft. Dazu gehört ein Versöhntsein mit sich, seinen Mitmenschen und dem Leben ganz allgemein.»
Gewisse Abschnitte des Buches könnten in jedem herkömmlichen Glücksratgeber zu finden sein, etwa wenn es um «Bewusste Selbstführung», «Sinnerfüllte Tätigkeit» oder ein «Erfülltes Liebes- und Familienleben» geht. Doch Gerber versteht es, mit seinem Shalom-Ansatz eine geistliche Dimension anzusprechen, ohne allzu fromm zu klingen. So erstaunt es kaum, dass ein Bankfachmann wie Stephan Lehmann, Chefredaktor des UBS Magazins, ebenso Profit aus dem Buch ziehen konnte wie Theologen wie Thomas Härry oder Ulrich Eggers (Statements von ihnen am Schluss des Artikels).
Wie sehr gestalten wir unser Glück selbst?
Der Autor zeigt keinerlei Berührungsängste mit wissenschaftlichen Erkenntnissen der Positiven Psychologie, wie sie von Martin E.P. Seligman gegründet wurde. So zitiert Gerber aus Seligmans Buch «Der Glücks-Faktor» die – auch für Christen, die zum Beispiel in der Seelsorge tätig sind – sehr hilfreiche Glücksformel: G = V + L + W. Dies bedeutet: Glück ist gleich Vererbung plus Lebensumstände plus Wille. Das mögliche Glücksniveau eines Menschen setzt sich also zusammen aus:
- Veranlagung (V)
- Persönliche Lebensumstände (L)
- Lebensgestaltung, die unserem freien Willen unterliegt (W)
Nun raten Sie bitte mal, welcher dieser Faktoren am stärksten zu unserer Lebenszufriedenheit beiträgt. Sie werden erstaunt sein. Seligman und seine Forscherkollegen gehen davon aus, dass rund 50 Prozent des Glücksempfindens angeboren ist (V), also auf unsere Gene zurückzuführen ist. Dieses Grundniveau des Glücks, ob jemand zum Beispiel eher optimistisch oder depressiv veranlagt ist, können wir nicht ändern (allein diese Tatsache dürfte jemanden, der einen Mitmenschen seelsorgerlich begleitet, geduldiger und gnädiger stimmen, nicht wahr?). Aber dennoch haben wir einen grossen Teil unseres Glücks selbst in der Hand, schreibt Gerber weiter. In der Glücksformel nach Seligman entfallen nur gerade 10 Prozent unseres Glücks auf die Lebensumstände (L)! Zu diesem Faktor zählen Dinge wie Geld, körperliche Gesundheit, Nationalität, Arbeitsstelle, Aussehen, Zivilstand oder Alter. «Gemessen an der Energie, die viele Menschen in die Verbesserung ihrer Lebensumstände investieren, ist die Auswirkung davon aufs Glücksempfinden im marginalen Bereich», resümiert Stefan Gerber.
Somit bleibt laut der Wissenschaft der «Positiven Psychologie» für den dritten Faktor der beachtliche Anteil von 40 Prozent übrig. Fast die Hälfte unseres Glücks hängt also weder vom Geld noch von den Genen ab! Wir haben einen Grossteil unseres Glücks selber in den Händen – oder besser: im Kopf und im Herzen. Dazu zitiert Gerber die «Glücks-Professorin» Sonja Lyubomirksy: «Daher ist der Schlüssel zum Glück nicht der genetische Eingriff oder die Suche nach Reichtum, Schönheit und besseren Verwandten, sondern unsere alltäglichen 'bewussten Verhaltensweisen'. … Wir haben 40 Prozent Spielraum, um unser Glück durch unsere alltäglichen Handlungen und Gedanken zu vergrössern oder zu verkleinern.»
Die spirituelle Dimension des Glücks
Selbstverständlich untersucht Stefan Gerber in seinem «Glücksbuch» auch die spirituelle Dimension der Glückssuche. Die Frage nach dem Lebenssinn trägt entscheidend zur Lebenszufriedenheit bei. Gegen Ende des Buchs, im Kapitel «Was gibt dem Leben Sinn», schreibt er denn auch: «Die Vertreter der Positiven Psychologie sind sich darin einig, dass zum subjektiven Wohlbefinden mehr gehört als die auf den bisherigen Seiten aufgeführten Glücksaktivitäten. Manchmal finden Wissenschaftler nicht die rechten Worte, wenn sie auf Sinn, Spiritualität und Gott zu sprechen kommen. Aber auch wenn sie nicht genau wissen, wie diese Spiritualität gefüllt werden soll, ist die Tatsache, dass sie wichtig ist, bei allen unbestritten. Der Weg zu einem erfüllten Leben geht nicht an einem übergeordneten Sinn vorbei.» Oder um es in Sonja Lyubomirskys Worten auszudrücken: «Eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen bestätigt, dass religiöse Menschen glücklicher und gesünder sind und besser mit traumatischen Erfahrungen umgehen können als nichtreligiöse Menschen.»
Statements zum Buch:
«Stefan Gerbers Buch bietet ein grundlegendes Coaching-Programm für Menschen auf der Suche nach neuer Perspektive und Zufriedenheit.»
Thomas Härry, Dozent und Autor
«Einfach verständlich präsentiert Stefan Gerber verblüffende wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Glücksforschung.»
Stephan Lehmann-Maldonado, Chefredaktor UBS magazin
«Stefan Gerber entdeckt in dem alten biblischen Konzept des Shalom einen Weg zum Glück, der nicht nur gut begründet ist, sondern mit den vielen praktischen Tipps auch für jedermann in alltägliche Erfahrung übersetzt werden kann.»
Ulrich Eggers, Redaktionsleiter Magazin AUFATMEN und Vorsitzender Willow Creek Deutschland
Zur Person:
Stefan Gerber ist heute freiberuflich als Referent, Seminarleiter und Autor im Bereich Life-Balance tätig. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Berner Seeland, wo er die Netzwerk-Kirche «gms – gospel movement seeland» leitet.
Zur Webseite:
Leben in Balance
Zum Thema:
Dossier zum Thema Dankbarkeit
Glücksforschung: Was Bibel und Wissenschaft verbindet
Aufgeräumt: Irrtümer über das Glück
Prinzipien der Bibel: Dieses Buch kann glücklich machen
Datum: 28.10.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet