Sexualität im Horizont biblischer Verheissung
Der Basler Fontis-Verlag hat vor wenigen Monaten das Buch «Liebe. Total.» von David Bennett aus dem Englischen übersetzt. Der Autor nimmt solche Fragen autobiografisch und theologisch auf – und kommt zu Schlüssen, die viele Christen überraschen könnten. David Gysel wollte von Fontis-Direktor und Verleger Dominik Klenk wissen, was er mit dieser Übersetzung bezweckt.
Sie haben das Buch «Liebe. Total.» des
schwulen Autors David Bennett veröffentlicht. Der englische Titel
spricht von einem Krieg verschiedener Arten von Liebe. Wer sind die
Protagonisten im Krieg und in der Liebe?
Dominik Klenk: David Bennett war
Aktivist der Homosexuellenbewegung in Australien. Er hat über Jahre mit
aller Kraft versucht, seiner homosexuellen Orientierung
gesellschaftliche Anerkennung und politischen Einfluss zu verschaffen.
Im Buch reflektiert er seine persönliche Geschichte sehr offen und macht
auch keinen Hehl aus seinen einstigen Feindbildern, insbesondere
evangelikalen Christen, mit denen er schmerzhafte und für ihn
erniedrigende Erfahrungen gemacht hat. Dann allerdings kommt etwas
gänzlich Unerwartetes in sein Leben: Er macht eine Jesus-Erfahrung und
das verändert alles.
Worum geht es ihm ab diesem Moment?
Nach diesem Einschnitt wird die Orientierung am
Evangelium für ihn entscheidend. Er ringt um ein tieferes Verständnis
von Sexualität im Horizont biblischer Verheissung und darum, seine
Sehnsucht nach Liebe als schwuler Mann darin zu verorten. Er entscheidet
sich zu einem sexuell enthaltsamen Leben in der Nachfolge und
verteidigt nun sein Recht, sich als mündiger Christ in Freiheit der
christlichen Lehre des Menschen zu unterstellen.
Warum hat der Fontis-Verlag sich entschlossen, dieses Buch herauszubringen?
Wir sind überzeugt davon, dass Menschen gehört werden
müssen in dem, was ihnen widerfahren ist. Jede Biografie birgt ihren
ganz eigenen Schatz. Und die Geschichte von Bennett liefert nicht nur
einen berührenden Einblick in das emotionale Leben eines zornigen jungen
Mannes, in dem man auch eigene Abgründe und Nöte wiedererkennen kann,
sondern auch einen authentischen Bericht über eine gesellschaftliche
Wirklichkeit, die bisher unterbelichtet ist.
Welches Licht bringt er in diese Wirklichkeit?
Bennett weist auf seinen «dritten Weg» im Umgang mit
homosexuellem Empfinden, der aus den klassischen Frontlinien ausschert:
weder tabuisieren noch absolut setzen. Er bricht mit vielen Klischees
und warnt davor, emotionell komplexe und ethisch sensible Fragen
ideologisch und politisch auszuschlachten. Zeugnisse von Betroffenen,
aber auch unterschiedliche Erfahrungen von Menschen, die sie begleiten,
müssen weiterhin gehört werden. Es geht nicht, dass die Political
Correctness oder etwa ein Medienriese wie Amazon einfach ein ganzes
Sortiment an Biografien und Fachliteratur aus dem Angebot verbannt, weil
es politisch nicht genehm ist.
Was kann das Buch in der aktuellen Debatte leisten?
Das Buch ist ein Augenöffner. Es hilft, homosexuelle Menschen besser zu verstehen und Empathie für sie zu entwickeln.
Bestätigt das Buch Heterosexuelle, dass bei ihnen alles zum Besten sei?
Bennett stellt nicht nur seine Sehnsüchte in das Licht
des Evangeliums, sondern auch romantische Ansprüche der Heteros im
frommen Umfeld, die den Blick auf die eheliche und die geschwisterliche
Liebe im Horizont der Ewigkeit ebenso verstellen. Eine rückhaltlose
Hingabe an Jesus Christus bedeutet für Bennett, sich in diese
Wirklichkeit mehr und mehr hineinzuleben und im Vertrauen auf Gott
Schritte zu gehen, bei denen der Eigenwille nicht das letzte Wort haben
muss.
Hier können Sie einen Auszug aus dem Buch lesen.
Zum Originalartikel von IDEA Schweiz
Zum Thema:
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Datum: 09.04.2022
Autor: David Gysel / David Bennett
Quelle: IDEA Schweiz