Zum Start ins Herbstsemester

«Studenten und Gott» – Grosse Fragen im Livenet-Talk

Das Herbstsemester an den Hochschulen hat gestartet. Für viele geht in den nächsten Wochen der Studentenalltag wieder richtig los. Wie können Christen auch im Studium zu ihrem Glauben stehen? Und mit welchen Herausforderungen rund um den Glauben werden Studenten konfrontiert? Livenet nahm sich diesem Thema an und lud dazu zwei «Studentenkenner» zu einem Talk ein: Johanna Mahler von der VBG und Benjamin Imobersteg von CAMPUS live.
Universität
Johanna Mahler
Benjamin Imobersteg

«Die Uni ist ein spezieller Ort. Hier finden Auseinandersetzungen statt, die man im kirchlichen Kontext oder im Beruf nicht antrifft. Deshalb finde ich es berechtigt, hier den Finger draufzuhalten», äusserte sich Johanna Mahler, VBG-Mitarbeitende im Ressort Apologetik, zu Beginn des Talks. «Glaube und Studium kann man zusammenbringen. Das passiert aber nicht automatisch. Deshalb sehr wichtig, die Themen, die einem im Studentenalltag beschäftigen, auch mit der Linse vom Glauben anzuschauen», sagte sie weiter. Benjamin Imobersteg, Campus live Standortleiter von Bern und Basel, meinte zum Titel des Talks: «Für mich passt 'Studenten und Gott' gleichermassen zusammen wie grundsätzlich Menschen und Gott.» Jeder Mensch brauche Gott und jeder Mensch könne Gott erfahren. «Studenten sind einfach eine spezielle Gruppe von Menschen, die ein enges Netzwerk bilden.»

Herausfordernde Fragen

Im Studium müssen Studenten sich allgemein mit grossen, herausfordernden Fragen beschäftigen. Mahler nannte einige Beispiele: «Gibt es unsere Realität überhaupt? Ist der Stuhl, auf dem ich sitze wirklich real? Ist die Naturwissenschaft der einzige Zugang zu legitimem Wissen?» Studenten werden auch viel mit anderen Meinungen konfrontiert. «An der Uni wird gerne heftig diskutiert. Darum ist es wichtig, dass Christen im Studium lernen, wie sie auch in diesen Argumentationen für den Glauben einstehen können und wie sie sprachfähig werden, um ihren Glauben auszudrücken», erklärte Mahler. Gott ermutige in der Bibel, den Verstand zu gebrauchen, doch mit der Zeit merke man auch, wie limitiert dieser sei. «Es gibt viele Fragen, die am Schluss angedacht oder auch offenbleiben müssen.»

Vertrauen und erfahren

«Studenten sind von Natur aus Skeptiker», zeigte Imobersteg auf. Doch Skeptiker würden Angelegenheiten immer aus der Distanz betrachten. «Beim Glauben geht es nicht nur darum, Sachen zu beschreiben, sondern sein eigenes Versuchsobjekt zu sein», führte er aus. Man solle zum Beispiel die Verheissungen von Jesus nehmen und schauen, ob sie wirklich zutreffen. Ein weiterer Punkt sei, Vertrauensschritte gegenüber Gott zu gehen. «Wenn es wirklich ums Glauben geht, rücken die Verstandesthema etwas in den Hintergrund. Letztendlich geht es ja um eine Beziehung, die eins zu eins erfahrbar ist.»

Wissenschaft und Glaube

«Die Frage 'Wie kann man Wissenschaft und Glaube vereinbaren?' setzt voraus, dass es ein Problem gibt, das man überbrücken muss», so Mahler. Das sei eine Vorstellung, die in den letzten Jahrzehnten allgemein dominant auftrete. «Wenn man sich damit auseinandersetzt, merkt man, dass es gar nicht so ist. Die Anfänge der modernen Naturwissenschaften waren von tiefgläubigen Menschen geprägt, die überzeugt waren: 'Ich erforsche die Natur, weil ich davon ausgehe, dass ein Regelwerk dahintersteckt, das sich ein intelligenter Kopf ausgedacht hat.'» Auch in der Gegenwart gebe es viele gottesfürchtige Menschen, die keinen Konflikt zwischen ihrem naturwissenschaftlichen Schaffen und ihrem Glauben sehen. «Wissenschaft und Glauben ergänzen sich, ziehen aber für mich nicht ganz auf dasselbe ab», bemerkte Imobersteg. Es gebe naturwissenschaftliche Erklärungen, die einen Vorgang beschreiben, und solche, die dem Vorgang Bedeutung zuweisen. Mahler ergänzte: «Naturwissenschaften sind ein tolles Instrument, um zu verstehen, wie die Welt funktioniert. Aber sie können uns nicht erklären, warum sie denn so funktioniert.»

«Christsein: nicht eine App, sondern mein Betriebssystem!»

Schnell passiert es, dass Kirche und Glaube vom Studentenalltag separiert wird – das wissen die beiden Talkgäste aus ihren Erfahrungen im Kontakt mit Studenten. Oftmals liege es an der Mentalität. «Es hat viel damit zu tun, dass gewisse Leute den Glauben als Wertekonstrukt ansehen, der 'nice to have' ist. Dementsprechend stellt es etwas Persönliches dar, das in dem Sinne nichts mit dem Faktischen an der Uni zu tun hat», begründete Imobersteg. Mahler veranschaulichte es bildlich: «Für viele Christen ist das Christsein wie eine App, die ich auf mein Smartphone lade. Am Sonntag mache ich sie auf und nach der Kirche schliesse ich sie wieder. Doch nach dem Verständnis von einem integrierten Christsein ist es mein Betriebssystem – das, was alles andere ermöglicht und beeinflusst.»

Johanna Mahler und Benjamin Imobersteg unterhielten sich über weitere Herausforderungen im Studentenalltag und darüber, wie man diesen begegnen kann. Sie verrieten ausserdem, was es mit diesen Studentenbibelgruppen auf sich hat. Hier finden Sie den Talk in voller Länge:

Zum Thema:
Unter wachsendem Druck: Studenten werden wieder religiöser
Wachstum an Unis: Immer mehr Studenten beschäftigen sich mit dem Glauben
Gott ruft: Vier Studenten wagen neue Schritte

Datum: 19.09.2019
Autor: Annina Morel
Quelle: Livenet

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