Sterben, um wirklich zu leben
erzählt im Blog «More than pretty» von ihrem neuen Leben in Äthiopien. Bei all den Herausforderungen, mit denen sie zu kämpfen hatte, schenkte Gott ihr eine neue Erkenntnis: «Vielleicht müssen wir erstmal sterben, um wirklich zu leben!»Vor acht Monaten stieg ich mit meiner kleinen Familie mit allem, was wir besassen, in ein Flugzeug nach Äthiopien. Wir wussten uns berufen und glaubten, dass Gott in unserer Berufung ein Leben in Fülle für uns bereit hielt. Wir waren bereit für das Abenteuer und ahnten wohl, dass nicht alles, was uns erwarten würde, einfach sein würde. Aber irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so wird, wie es ist. Dass die grössten Kämpfe in mir stattfinden würden und die allergrössten Schwierigkeiten aus meiner eigenen Seele zutage treten würden, hatte ich nicht erwartet.
Mittlerweile scheint es mir, als wäre ich hierher gekommen, damit erstmal einiges in mir stirbt, bevor ich Leben weitergeben kann, dass wirklich voller Fülle ist.
Die starke Sarah ist gestorben
Als meine Kinder neulich zwei Wochen lang fieberten, ohne dass eine wirklich aussagekräftige Diagnose gestellt werden konnte und als die Blasenentzündung in meiner Schwangerschaft «übersehen» wurde, während das Land von Unruhen in den Ausnahmezustand versetzt wurde und wir weder Zugang zu Telefon- noch Internetverbindungen hatten, da hatte ich Angst und da starb die starke Sarah und mir. Mir wurde bewusst, dass ich hier einem einzigen vertrauen kann: Das ist mein Gott.
Und an all den ruhigen, einsamen Abenden ohne Strom und Internet, da wurde eine Rastlosigkeit und ein Leistungsdenken in mir wach, von dem ich nicht gewusst hatte, dass es wirklich in mir existiert. Ich erziele hier gerade kaum sichtbare Erfolge. Niemand lädt mich zum Predigen ein und kein Mensch hier ist daran interessiert, dass ich in Deutschland eine junge, dynamische und bekannte Leiterin mit tausenden Instagram Followern bin. Und mit jeder Woche, mit jedem Monat in diesem neuen – oft eher mühsamen als abenteuerlichen – Leben, stirbt die Heldin in mir. Hier bin ich erstmal niemand.
Ohne Sicherheitsnetz, mit Jesus
Doch mit jedem Sterben steht auch ein neues Leben in mir auf. Denn hier, wo ich für jeden ein Niemand bin, wird Jesus mein Alles. Er wird mir genug. Das hätte ich wahrscheinlich auch schon in Deutschland gesagt, doch war ich dort nicht auf diesem Level herausgefordert, es auch so zu leben.
Hier wurde mir sozusagen mein Sicherheitsnetz genommen. Ich hatte Jesus mein Leben gegeben und doch war ich erfolgreich genug, um von meinem Umfeld und durch meine Leistung immer irgendwie genug Bestätigung zu bekommen, dass ich gar nicht richtig wusste, wie sich «nur Jesus» anfühlte. Und jetzt, wo alle diese Quellen der Anerkennung nach und nach in mir sterben, erwacht eine Sarah zum Leben, die sich selbst aushalten kann. Einfach nur mich, wie ich bin. Und ich merke, dass ich entdecke, was echtes Leben ist. Und dass dieses Leben, was ich entdecke, Armen und Reichen, Gebildeten und Ungebildeten, Schwachen und Mächtigen zur Verfügung steht. Und vielleicht ist es tatsächlich so, dass den Armen das Himmelreich gehört. Denn sie waren nie versucht, sich ihre Anerkennung von woanders zu holen. Vielleicht ist es viel einfacher für uns zu entdecken, welches Leben Jesus für uns vorbereitet hat, wenn wir erstmal ein Niemand werden. Vielleicht müssen wir erstmal sterben, um wirklich zu leben!
Heute ist vielleicht mehr in mir gestorben, als ich vor acht Monaten erwartet hätte. Aber es ist auch mehr Raum für echtes Leben entstanden – ein Leben, das besser, erfüllender und tiefer ist als ich es bisher kannte.
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Datum: 17.08.2019
Autor: Sarah Keshtkaran
Quelle: More than pretty