«Bildung sollte auch Aufgabe der Gemeinde sein»
Men Reinalter unterrichtete 20 Jahre an einem öffentlichen Gymnasium. Zunehmend wünschte er sich etwas anderes. Da war eine Sehnsucht, seinen Beruf und seine Glaubensüberzeugungen miteinander verbinden zu können. Ja, sein Glaube und der Berufsalltag sollten miteinander verschmelzen. Doch war dies nur ein utopischer Traum?
Die Herausforderung christlicher Lehrkräfte
Für einen engagierten Christen ist es gar nicht so einfach, seinen Glauben als Lehrer auszuleben. Als Lehrer darf der persönliche Glaube bekannt werden – zumindest in den meisten Schulen. Trotzdem müssen sich Lehrkräfte «religiös neutral» verhalten. Ein Schultag mit Gebet zu beginnen führt schnell zu Problemen. Reinalter wünschte sich, seinen Glauben in jedem Bereich des Unterrichtes auf natürliche Weise einbeziehen zu dürfen.
Arbeit und Glaube sollten zusammenpassen
«Ich wünschte mir eine Aufgabe, wo Arbeit und Glaube zusammenpassen.» So drückt Reinalter seinen damaligen Wunsch aus. Und dann, eines Tages, hielt er ein Probeexemplar des Magazins idea-Spektrum in seinen Händen. Beim Durchblättern stiess er auf ein Stelleninserat der Freien christlichen Schule in Liestal. Seine Aufmerksamkeit war geweckt. «Das ist meine Stelle», sagte er zu seiner Frau. Und tatsächlich: Im August 2007 trat er die Stelle als Schulleiter und Lehrer (zu je 50%) an.
Eine christliche Schule ist nicht das Paradies
Insgeheim träumte Reinalter von einer «Elite-Schule». Die Schüler sollten einwandfreies Sozialverhalten aufweisen und die schulischen Leistungen überdurchschnittlich sein. Bald aber musste er feststellen, dass es auch an einer christlichen Schule Probleme mit dem Umgangston, mit unerledigten Hausaufgaben, vergessenem Material, usw. gibt. Trotzdem blickt er positiv auf seine bisherige Tätigkeit in Liestal zurück. «Es waren gute 10 Jahre». Das Sozialverhalten der Schüler hat sich über die Jahre hinweg stark verbessert. Dankbar erkennt er dies als Frucht von viel Gebet und unermüdlichem Einsatz an. Und auch die Leistungen der Schüler lassen sich durchaus zeigen – auch wenn bei weitem nicht von einer «Elite-Schule» gesprochen werden darf. Schüler sind unterschiedlich begabt und das darf auch so sein.
Den Vergleich mit staatlichen Schulen braucht die Schule, welche letztes Jahr in UNICA-Schule umbenannt wurde, nicht zu scheuen. Bei den Orientierungsarbeiten der vergangenen Jahre schnitten die Schülerinnen und Schüler der UNICA oft überdurchschnittlich ab. Deshalb Reinalters Fazit: «Wir sind auf einem guten Weg.»
Vorzüge einer christlichen Privatschule
Weshalb schicken Eltern ihre Kinder an die UNICA-Schule? Reinhalter meint: «Eltern haben verschiedene Interessen und auch Beweggründe, ihre Kinder zu uns zu schicken.» Zusammengefasst weist er aber auf drei hauptsächliche Gründe hin:
- Einige Eltern wünschen für ihre Kinder ein christlich geprägtes Umfeld. Sie möchten keine Diskrepanz zwischen ihrer christlichen Erziehung und der Pädagogik der Schule.
- Andere Eltern ziehen für ihre Kinder eine überschaubare Klassengrösse vor. An der UNICA-Schule gibt es Klassengrössen zwischen acht und vierzehn Schüler. Natürlich kann der einzelne Schüler in kleinen Klassen besser gefördert werden.
- Oftmals wird eine christliche Schule wegen deren Geborgenheit gewählt. «Natürlich fallen bei uns auch böse Worte», räumt Reinalter ein. In der familiären UNICA-Schule, wo alle einander kennen, findet sich aber doch ein geschützter Rahmen.
Verschiedene Überzeugungen an der UNICA-Schule
In der UNICA-Schule werden nur überzeugte Christen als Lehrkräfte eingestellt. Sie basiert auf christlich-biblischen Werten und es ist ihr Wunsch, dass alle Schüler zu Jesus finden. Heute kommen aber nur ca. 40% der Kinder aus einem christlichem Elternhaus. Das ist auch nicht schlimm. «Bei uns sind wirklich alle Kinder willkommen. Die Weltanschauung sowohl von Kindern, wie auch von Eltern, ist kein Hinderungsgrund für eine Aufnahme.» Inzwischen traten sogar schon muslimische Kinder ein. Eltern und Kinder müssen aber respektieren, dass die UNICA-Schule auf christlich-biblischen Werten basiert und diese auch vermittelt.
Der Dialog mit anderen Überzeugungen ist wichtig
«Wir stellen uns einer kritischen Auseinandersetzung mit anderen Wertvorstellungen», sagt Reinalter. Einerseits wird dadurch Respekt vor Andersglaubenden ausgedrückt. Andererseits sollen die Kinder und Jugendlichen aber auch lernen, ihren eigenen Glauben zu bilden und zu vertreten. «Ich wünsche mir, dass unsere Schüler lernen, ihren christlichen Glauben zu vertreten, ohne dabei gegenüber Andersgläubigen respektlos zu werden.» Reinalter glaubt, dass gerade auch in der Auseinandersetzung mit anderen Ansichten die eigene Überzeugung gestärkt wird.
Bildung ist der Auftrag der christlichen Gemeinde
Für Reinalter ist Bildung nicht nur Job, sondern tiefes Herzensanliegen. «Es bereitet mir Kopfzerbrechen, dass Christen und Gemeinden in dieser Hinsicht sehr wenig investieren. Früher war dies anders. In der Vergangenheit war die Kirche bezüglich Bildung führend und hat das Denken der Gesellschaft geprägt. Heute wird dies meist dem zunehmend säkularen Staat überlassen.» Dies ist besonders deshalb bedauerlich, weil die in staatlichen Schulen vorherrschenden Ideologien immer mehr von biblisch-christlichen Werten abweichen.
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Datum: 03.11.2017
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet