Alles «Blau»? Suchthilfe mit neuem Gesicht
Zu solch einem Jubiläum gehört ein Festredner wie Jürgen Werth, ein Entertainer wie Johannes Warth, ein musikalisches Rahmenprogramm und viele Geschichten und Berichte aus der Arbeit. All das hat es gegeben – aber noch wesentlich mehr. Das Bundestreffen war nämlich gleichzeitig Abschluss einer Zukunftswerkstatt, in der viele Menschen fünf Jahre lang über den zukünftigen Kurs und das Erscheinungsbild des Blauen Kreuzes nachgedacht haben.
Rein ins Leben
Klar ist, dass das Blaue Kreuz nach wie vor für Sucht- und Selbsthilfe gegen Europas Droge Nummer eins steht – den Alkohol. Doch im Verband hat man sich offensichtlich viele Gedanken darüber gemacht, wie sich diese Arbeit mit einem ansprechenderen Eindruck verbinden lässt. Folgerichtig ist das Konferenzmotto kein Aufruf zum Verzicht, sondern mit «Rein ins Leben» der Aufruf, die eigene Zukunft positiv zu gestalten. Klaus Fuchs hatte den Prozess als Moderator begleitet. Er unterstrich, dass es das Ziel bleiben müsse, auch unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen kompetente Hilfe anzubieten und meinte: «Glauben Sie an Gott. Glauben Sie an sich und glauben Sie an die Zukunft. Bleiben Sie wach und mutig. Schauen Sie auf das Gemeinsame und nicht auf das, was Sie trennt.»
Gute Geschichte(n)
Der Bundesvorsitzende des Blauen Kreuzes, Klaus Richter, hielt fest: «Sucht und Sehnsucht nach erfülltem Leben bleiben immer aktuell. Wir brauchen einander, um voneinander zu lernen, positive Anregungen zu tauschen und auch zu feiern und uns gemeinsam zu freuen.» Dies fand in zahlreichen bewegenden Lebensberichten und Begegnungen seinen Niederschlag.
Das Blaue Kreuz in Deutschland e. V. entstand 1884/85. Zurzeit hat es über 400 Mitarbeiter und 5'500 eingetragene Mitglieder. Diese betreuen an über 400 Standorten in über 1'100 Gruppen und Vereinen vor allem alkohol- und medikamentenabhängige Menschen. Die wöchentlichen Veranstaltungen werden von ca. 20'000 Suchtkranken und Angehörigen besucht.
Die Zukunft kann kommen
Sichtbarstes Ergebnis der Zukunftswerkstatt ist das neue Äussere der Zeitschrift, die jetzt provokativ «Blau» heisst mit dem Untertitel «Das Magazin für Sucht- und Lebensfragen». Es unterstreicht mit seinem frischen Äusseren das Selbstverständnis des Blauen Kreuzes, nicht «von gestern» zu sein, sondern vielmehr einen Auftrag für die Zukunft zu haben. Diesen fasst Klaus Richter mit dem Ausspruch von Jesus zusammen: «Ich lebe und ihr sollt auch leben.»
Zur Webseite:
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Datum: 03.06.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet