Hoffnung für die Kinderbräute von Guatemala
Guatemala ist weltweit für seine wunderbaren Maya-Ruinen und seinen aromatischen Kaffee bekannt, doch das Land kämpft auch mit grosser Armut und dramatischen sozialen Problemen. 56 Prozent der Kinder leiden unter Mangelernährung – damit steht Guatemala auf dem drittschlechtesten Platz weltweit. Ausserdem ist der mittelamerikanische Staat inzwischen führend im Menschenhandel. Sowohl in ländlichen Gebieten als auch in der Stadt werden gerade Kinder zu Tausenden Opfer von Missbrauch, Zwangsarbeit und Vernachlässigung.
Kinderbräute und Müttersterblichkeit
Das Problem von erzwungener Kinderheirat ist auf der ganzen Welt bekannt, doch in Guatemala grassiert es geradezu. Und es hat neben den gesellschaftlichen und psychischen auch starke gesundheitliche Konsequenzen. Müttersterblichkeit wird allgemein als die Zahl der Frauen definiert, die im Alter von 15 bis 49 während einer Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen danach an schwangerschaftsbedingten Ursachen sterben. In Guatemala kommen dabei auf 100'000 Lebendgeburten 140 Todesfälle bei Müttern. Doch dies gilt für alle Altersgruppen zusammen. Bei jungen Frauen zwischen 15 und 19 sterben 92 von 1'000. Nach Regierungsauskünften aus Guatemala werden 13 Prozent der Mädchen vor ihrem 15. Lebensjahr verheiratet. Über die Hälfte der jungen erwachsenen Frauen ist mit 18 längst verheiratet.
Kein «Romeo und Julia»
Corbey Dukes ist der Feldleiter des amerikanischen Kinderhilfswerks «Kids Alive». Im Blick auf die oben genannten Zahlen stellt er klar: «Wenn wir von Kinderbräuten reden, dann reden wir von Mädchen, die mit 10, 11, 12 Jahren verheiratet werden. Es geht nicht um 16-jährige Jungs und 14-jährige Mädchen, so eine Art Romeo-und-Julia-Geschichte. Es geht um Pädophilie. Um Männer in den Dreissigern, die Kindern nachstellen.»
Gestohlene Zukunft
Eine der ehemaligen Kinderbräute im Oasis-Zentrum von «Kids Alive» wurde verheiratet, noch bevor sie 12 war und bekam dann ein Kind. Eine andere wurde von ihrer Mutter, ihrem späteren Ehemann und dessen Mutter zur Hochzeit gezwungen. Dukes erklärt: «Oft geschieht das, um Straftaten zu vertuschen, denn es ist unwahrscheinlicher, dass die Behörden einen Pädophilen verfolgen, der mit einem Mädchen verheiratet ist, als einen, der einfach eine Elfjährige missbraucht.» Das Leben der betroffenen Mädchen wird durch diesen fortgesetzten Missbrauch ruiniert; dies oft aus einer traurigen Tradition heraus. «Eine Familie trifft eine wirtschaftliche Entscheidung, indem sie dies erlaubt, vielfach weil der Mutter und der Grossmutter der Familie bereits dasselbe geschehen ist. Sie haben hier Generationen des Missbrauchs.»
Neue Hoffnung
Das Oasis-Zentrum bietet Kindern aus Guatemala ein neues Zuhause. Die «Kids Alive»-Mitarbeiter arbeiten dabei eng mit Regierungsbehörden zusammen, um Mädchen eine sichere Umgebung zu bieten, die vorher zu Kinderarbeit gezwungen, körperlich oder sexuell missbraucht wurden – oft auch alles gemeinsam. Sie alle gelangen mit Verletzungen durch die Zeit ihrer Ausbeutung ins Oasis-Zentrum. Hier kommen sie in Familien mit einheimischen Hauseltern. Sie besuchen eine Schule, viele zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie haben Zugang zu Traumatherapie, um an ihren emotionalen Verletzungen zu arbeiten. Sie erhalten staatliche Hilfe und Schutz. Im Mittelpunkt ihres neuen Zuhauses steht das Wissen, dass sie geliebt und beschützt werden. Gleichzeitig lernen sie Jesus und seine verändernde Liebe kennen – die Quelle echter Heilung, die sie brauchen und suchen. Die Mädchen erhalten im Oasis-Zentrum aber nicht nur Unterstützung in ihrem Glauben, sie bekommen ganz praktische Hilfe dabei, Muttersein, Schule und Ausbildung zusammen zu bewältigen.
Dukes erzählt: «Wir erleben hier Auferstehungen. Es gehört zu meinen tiefsten Erfahrungen, ein 12- oder 13-jähriges Mädchen mit seinem Baby im Arm zu sehen, das Gott anbetet.»
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Datum: 31.03.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Mission Network