Kirchenbau soll in Ägypten vereinfacht werden
Diskutiert werden im ägyptischen Parlament dreizehn Paragrafen, in denen unter anderem die Mechanismen von Baufragen behandelt werden. Wird das Gesetz angenommen, könnten Bischöfe bei Verzögerungen der Ortsbehörden sich an ein staatliches Gremium wenden, welches innerhalb von maximal sechzig Tagen antworten müsste.
Derzeit ist das Baugesetz ein Labyrinth voller administrativer Komplikationen, in welchem die Eingaben versanden. Ein Kennzeichen dafür ist, dass für das Errichten einer neuen Kirche der ägyptische Präsident eine persönliche Genehmigung erteilen muss, ein Relikt aus der Zeit von Hosni Mubarak. Eingeschränkt worden war der Kirchenbau schon zu ottomanischer Zeit: 1856, zu Zeiten des Kalifats, begann die gesetzliche Diskriminierung.
Der neue Präsident, al-Sisi, zeigt sich zugänglicher. Er besuchte – anders als seine Vorgänger – einen Weihnachts-Gottesdienst und liess zerstörte Kirchen wieder errichten.
Gleiches Recht gefordert
Nun wird erhofft, dass eine Vielzahl an Hürden abgebaut werden, indem örtliche Behörden alleinig kirchliche Baugesuche bearbeiten können. Bislang wurden selbst einfachste Umbauten alter Kirchen kaum gestattet, weshalb sich manche Christen in private Keller ihrer Wohnhäuser zurückzogen, um dort Gottesdienste zu feiern.
Schon seit mehr als einem Jahrzehnt steht auf der politischen Agenda ein allgemeines Recht für alle Stätten religiöser Anbetung: 2005 forderte der liberale Parlamentarier Abulezz al-Hareeri ein einiges Recht für alle Religionen. Denn während Moschee-Projekte eilig durchgewunken und staatlich finanziert wurden, durften Christen selbst mit eigenem Geld keine neuen Kirchen hochziehen. Ähnliche Gesetzeseingaben waren seither bislang fünfmal eingebracht worden, ohne dass Kirchen muslimischen Einrichtungen gleichgestellt worden wären. Die Zeit wäre reif, erst vor kurzem lobte ein muslimischer Journalist die Liebe der Bibel.
Papst betet für Weisheit
Der koptische Papst Tawadros II. betete in diesen Tagen bei einem öffentlichen Gottesdienst für seine Minderheit, die in den beiden letzten Monaten mehr als ein Dutzend Gewalttaten erlitten hat. Seine wöchentliche Predigt hielt er deshalb in der kleinen, historischen «Hängenden Kirche», einem der ältesten christlichen Gotteshäuser des Landes, in der Altstadt Kairos. Der Ort war aus symbolischen Gründen gewählt worden, da diese Kirche früher ein Zufluchtsort in Verfolgung gewesen war.
Das Oberhaupt der grössten christlichen Minderheit des Nahen Ostens betet um Weisheit und Verstand für die Beamten: «Ich bete für unsere Kinder überall, für jedes jetzt verletzte Zuhause, jede Familie, die einen Märtyrer zu beklagen hat.» Er sprach von Fehlern, die manchenorts auftreten würden. «Wir beten für alle… segne sie! Schenke den Geist der Weisheit, einen nüchternen und verständigen Sinn für alle Beamten bei der Durchführung ihrer Aufgaben.»
Die Menschenrechtsgruppe «Egyptian Initiative of Personal Rights» (EIPR) forderte im gleichen Zeitraum, dass «unverzügliche Schritte unternommen werden, um den Status von Kirchen und bestehenden kirchlichen Gebäuden zu legalisieren, in denen Gottesdienste ohne Genehmigung abgehalten werden. Das Gesetz über die Errichtung von Kirchen und dazugehörigen Gebäuden, dessen Vorlage im Abgeordnetenhaus vorgesehen ist, sollte Thema einer ernsthaften gesellschaftlichen Debatte sein.»
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Datum: 26.07.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors