Unterschiedlichkeit als Chance in Weinfelden
Livenet: Nicole Becher, wie offen sind die Leute in
der Region Weinfelden für den christlichen Glauben?
Nicole Becher: Unser Eindruck in
der Evangelischen Allianz ist, dass die Menschen wieder offener werden – vielleicht auch,
weil wir in den wesentlichen Punkten des Glauben als Einheit auftreten. Gerade in der
Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde wird die Offenheit dadurch grösser. Dies erleichtert es uns, christliche Werte in die Stadt einzubringen und nicht nur
innerhalb unserer Gebäude zu wirken.
Was sind die bisherigen Highlights der Arbeit als Evangelische Allianz?
Ein
wiederkehrendes Highlight ist sicher der Stadtgottesdienst auf dem Marktplatz,
der im Sommer stattfindet. Die
Menschen, die im Cafe sitzen oder in die Bäckerei gehen, werden mit hineingenommen
in den Gottesdienst und können am anschliessenden Apero teilnehmen, einfach so,
weil sie da sind. Ausserdem
ist eine Stärke unserer Allianz in Weinfelden, dass wir immer mehr mit den
Geschwistern der katholischen Landeskirche zusammen gestalten. Sei es das
Projekt für die Asylsuchenden «Come In», ein gemeinsamer Stand auf dem
Adventsmarkt oder der Gottesdienst auf der WEGA-Bühne am Sonntagmorgen. Im
kommenden Jahr werden wir auch erstmalig eine ökumenische Kinderwoche anbieten.
Mehrere Gemeinden sind in der Evangelischen
Allianz Weinfelden mit dabei, können Sie die Allianz kurz vorstellen?
Die
evangelische Allianz Weinfelden besteht aus der evangelischen Landeskirche, dem
Begegnungszentrum im Giessenpark B!G, der Chrischona Weinfelden und der
Evangelisch-methodistischen Kirche Weinfelden EMK.
Wie wichtig ist die Allianz für das Zusammenleben in der Region?
Das ist
immer schwierig zu sagen, da es ja keine Gegenprobe gibt. Ich habe aber den
Eindruck, dass es zwei wichtige Aspekte dabei gibt:
1. Die Aussenwirkung
Wir stehen als Allianzgemeinden dazu, dass wir verschieden sind. Wir haben an manchen Punkten verschiedene theologische Auffassungen, wir leben unseren Glauben anders, feiern verschieden Gottesdienst. Wer sich also Gedanken darüber macht, warum Christinnen und Christen nicht in einer Kirche zusammen sind, erkennt hier, dass es nicht um Trennung geht, sondern um Akzeptanz. Wir sehen unsere Unterschiedlichkeiten als Chance.
2. Gegenseitiger Austausch
Dann ist auch der gegenseitige Austausch wichtig. Wir ermutigen uns gegenseitig und arbeiten zusammen, wo es Sinn macht. Wir schätzen, was wir aneinander haben und dies unabhängig von Grösse der einzelnen Gemeinden oder theologisch anderem Gesichtspunkt. Das ermutigt jeweils für die eigene Arbeit, aber auch für die Herausforderungen jeder Gemeinde.
Welche Aktionen und Projekte sind als
nächstes geplant?
«Alle
Jahre wieder» planen wir anlässlich der Allianzgebetswoche im Januar einen
gemeinsamen Gottesdienst und einen gemeinsamen Gebetsabend. In der nächsten
Allianzgebetswoche wird es, passend zum Thema «Shalom» (dt. Frieden), noch einen
Gesprächsabend geben, an dem zwei Christen aus Israel und Palästina uns
erzählen werden, wie Shalom gelingen kann.
Zudem werden wir zum ersten Mal einen Kanzeltauschsonntag im Frühling haben; in jeder Allianzgemeinde wird ein Prediger oder eine Predigerin einer anderen Gemeinde predigen. Alleine schon der gemeinsame Austausch über die Predigtlänge der einzelnen Gemeinden im Vorfeld verheisst eine interessante Erfahrung – für Gemeinden und Gemeindeleitende.
Zum Thema:
Evangelische Allianz Werdenberg: ICF-Start-up geht Hand in Hand mit Diakonieverein
Evangelische Allianz Uri: «Die Innerschweizer sind ein sehr gläubiges Volk»
Beten in Olten: «Die Menschen in unserer Region haben viele Fragen, Nöte und Bedürfnisse»
Datum: 28.12.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet