Lidl reagiert auf empörte Christen
Zu den griechischen Wochen bei Lidl bot der Discounter wie schon früher Feta, Gyros, Oliven und ähnliche Produkte an. Die Verpackung der Hausmarke «Eridanous» zeigte dabei die typisch griechischen blauen Kirchenkuppeln von Santorini – allerdings ohne Kreuze. Die waren wegretuschiert worden. Der belgische Sender RTL info machte die Retusche bekannt und Lidl-Verantwortliche gaben zu, dass dies absichtlich geschehen war.
Eine Welle der Empörung
Was nun folgte, war eine Welle der Empörung. Besonders auf der Facebookseite des Unternehmens entfaltete sich ein regelrechter Shitstorm. Tausende von Kunden bzw. Bürgern beschwerten sich. Die Reaktionen reichten dabei von Unverständnis bis hin zu Faschismus- und Rassismusanklagen. Laut Medienmagazin pro erklärte eine Behördensprecherin aus Santorini: «Unsere Kulturgeschichte und unser kulturelles Erbe werden täglich durch unsere Monumente, unsere Religion und unsere Landschaft repräsentiert und sie sollten in jedem Fall und von jedem respektiert werden.» Viele Kirchenleiter und Politiker hierzulande stiessen ins gleiche Horn, forderten Respekt vor der christlichen Kultur bzw. riefen sogar zum Boykott des Discounters auf. Der tschechische Kardinal Duka fürchtete laut WELT gar, «dass es demnächst zur Entfernung wirklicher Kreuze auch aus Kirchen kommen könnte».
Der Erfolg der Aufregung
Bei Lidl war man offensichtlich von der Heftigkeit dieser Reaktionen überrascht. Zu Beginn erklärte das Unternehmen laut express.de noch selbstbewusst: «Wir vermeiden den Gebrauch religiöser Symbole, weil wir keine religiösen Überzeugungen ausschliessen wollen». Und ergänzte: «Wir sind ein Unternehmen, das die Vielfalt respektiert und das erklärt das Design dieser Verpackung». Auf der Lidl-Homepage wurde die Kreuzfrage gar nicht thematisiert. Auch auf Facebook gab es praktisch keine offiziellen Reaktionen der Moderatoren auf die zahlreiche Kritik. Trotzdem lenkte Lidl inzwischen ein. In Belgien entschuldigten sich Pressesprecher, es sei «niemals die Absicht gewesen, zu schockieren». Das Bild auf Produkten der Marke Eridanous werde baldmöglichst geändert. Wahrscheinlich erhalten aber die Kirchen nicht ihr Kreuz zurück, sondern fallen damit ganz als Motiv weg – um weltanschaulich «neutral» zu bleiben.
Kritik an der Kritik
Ein Kommentar in der ZEIT ergänzte einen nachdenklich machenden Aspekt. Während sich momentan Christen auf Facebook zuposten «Na also, geht doch …», setzte Hannes Leitlein dem entgegen, dass die Supermarktkette ein normales Unternehmen sei, natürlich von der Strategie der Gewinnmaximierung bestimmt. Und das bedeute: «Mitarbeiter werden überwacht, Zulieferer werden im Preis gedrückt und die Weste wird mit Grossspenden (etwa an die Deutsche Tafel) reingewaschen – und, ja, Verpackungen werden hier und da ein wenig geschönt und retuschiert. Christlich ist das alles nicht, das wäre es auch nicht mit Kreuz auf der Verpackung.»
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Datum: 08.09.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet