Bibel und Koran: Ist es derselbe Gott?
Der Theologe Kurt Beutler beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Islam. Vor sechs Jahren hat er damit begonnen, Aussagen der Bibel mit dem Koran zu vergleichen und die Ergebnisse in Kurzfilmen ins Internet zu stellen. Inzwischen sind es über 20 Themen, zu denen sich Kurt Beutler via Youtube (Stichwort: «Critical Love») äussert.
Beutler ist es wichtig, den christlichen Glauben in einer Sprache darzustellen, die für Muslime verständlich ist. Dabei zitiert er sowohl den Koran als auch die Hadithen. Als Hadithen werden die Aussprüche und Handlungen bezeichnet, die vom Propheten Mohammed überliefert worden sind. Diese gelten in der Theorie zwar als weniger wichtig als der Koran, sind aber in der Praxis oft noch einflussreicher. Die meisten Videoclips werten nicht, sondern stellen die Aussagen der heiligen Bücher einander gegenüber. Und sie zeigen, welche Auswirkungen die jeweilige Denkweise hat. Der neuste Clip fragt: «Koran und Wissenschaft: Wie entsteht ein Baby?»
Informieren und Brücken bauen
Kurt Beutler hat lange in Ägypten und im Libanon gelebt und ist mit der koptischen Christin Mona verheiratet. Schon früh bedrückte es ihn, dass der Islam Menschen durch Kontrolle, Verachtung und Gewalt unterdrückt. Abweichler und Konvertiten riskieren ihr Leben, sogar dann noch, wenn sie ins Ausland fliehen. Geschult durch seine Erfahrungen und vielfältigen Studien, informiert Beutler heute in Seminaren, Vorträgen und Büchern über die Lebenswelt von Muslimen, über den Islam und den Koran.
«Wir lieben Muslime und bemühen uns, Brücken zu bauen, soweit es möglich ist», betonen Kurt und Mona Beutler. Beide arbeiten seit Jahren für die MEOS als interkulturelle Mitarbeiter und Übersetzer und vermitteln zwischen den Kulturen. Durch Beziehungsarbeit, Seelsorge und Veranstaltungen pflegen sie Kontakte zu Muslimen und zeigen ihnen die gute Nachricht der Liebe eines persönlichen Gottes auf. Das führt zu Reaktionen. «Ich wünschte, was ihr sagt, wäre wahr», höre er immer wieder, erzählt Kurt Beutler. Oder auch: «Das menschliche Gesicht Gottes fehlt uns im Islam.»
Dank und Schimpftiraden
Die Reaktionen auf die Videoclips sind vielfältig. Sie reichen von höchstem Lob bis zu üblen Verwünschungen. Doch die Ablehnung stört Ehepaar Beutler nicht, denn die beiden sehen dies als Zeichen, dass sie auf diejenigen Menschen gestossen sind, die sie erreichen wollen. Dabei argumentieren sie mit Fakten und überlassen es der anderen Seite, Schlüsse zu ziehen. Beutlers können es zum Beispiel verstehen, dass Muslime ablehnend auf die Freizügigkeit in westlichen Staaten reagieren.
Im Islam werden alte Menschen geehrt und überlieferte Wahrheiten aus Respekt nicht angetastet. Das sei einerseits positiv, andererseits verhindere das Verharren in uralten Traditionen die Hinwendung zu Erneuerung und Fortschritt. Kurt Beutler: «Die Reformation hat das allgemeine Priestertum betont. Seither haben die Menschen die Chance, selber die Bibel zu lesen und sich eine Meinung zu bilden.» Anders der Koran – er darf nur in Arabisch gelehrt werden. Von daher verstehen viele Muslime seinen Inhalt nicht. Sie müssen der Auslegung der Imame blind vertrauen.
Flucht vor ihresgleichen
«Muslime fliehen aus ihrer Heimat, und zwar meistens vor anderen Muslimen», hält Beutler fest. Unterwegs hätten sie mehrere islamische Länder durchquert, ohne dort zu bleiben. Und doch seien manche überzeugt, dass Europa den Islam übernehmen sollte. «Ich frage sie dann, ob sie ihren Kindern in Europa die gleichen Probleme wünschen, vor denen sie geflohen sind?», sagt Kurt Beutler. Integration sei erst dann abgeschlossen, wenn der Muslim seine Loyalität vom politischen Islam auf die Schweiz übertragen habe. Ansonsten bleibe die friedliche Integration, wie sie von westlichen Staaten angestrebt werde, eine Illusion.
Den Youtube-Kanal «Critical Love» haben 620 Personen abonniert. Kurt Beutlers Lebensgeschichte sowie seine Bücher wie «Ehrenmorde mitten unter uns» sind in jeder Buchhandlung oder direkt bei MEOS erhältlich.
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Datum: 19.12.2018
Autor: Miriam Fisch-Köhler
Quelle: ideaSpektrum Schweiz