Kreuz, Krippe und Kopftuch

«reformiert.»-Umfrage: Schweizer stehen hinter christlicher Weihnachtsfeier

Eine Umfrage zeigt unter anderem, dass die Schweizer für eine christliche Weihnachtsfeier einstehen. Gleichzeitig wird aber auch die Religionsfreiheit betont.
Krippenspiel in Schulzimmer
Kein Kopftuchverbot in Schulzimmern.

Im Auftrag von «reformiert.» führte das Institut Demoscope eine repräsentative Umfrage durch. Die Meinung der Schweizer zu Themen, welche die Religionsfreiheit betreffen, sollte dadurch ermittelt werden.

Weihnachtslieder und Krippenspiel

Ob in Schulen Weihnachtslieder gesungen werden sollen, ist inzwischen eine alte Frage. Auch das Aufführen von Krippenspielen wird immer wieder diskutiert. Das Ergebnis jüngster Umfrage mag vielleicht einige überraschen. 90% finden das Singen von Weihnachtsliedern akzeptabel oder sogar unterstützungswürdig. Und 87% sprachen sich für das Aufführen von Krippenspielen aus.

Hier fällt jedoch auf, dass die Zahl der Befürworter der christlichen Weihnachtstradition in der Westschweiz beachtlich tiefer ist als in der Deutschschweiz. Samuel Behloul vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) sagt: «Religiöse Feste sind eine gute Basis für das gegenseitige Kennenlernen.» Dieser Meinung schliessen sich viele an und möchten das Feiern religiöser Feste grundsätzlich unterstützen. Dieses Anliegen entspricht auch den Zielen des «Lehrplan 21».

Bekleidung in der Schule

Dürfen Schüler und Lehrpersonen ihren Glauben durch äussere Erkennungszeichen im Unterricht zur Schau tragen? Nur 39% gestehen muslimischen Lehrerinnen das Tragen eines Kopftuches zu. Etwas weniger scheint das Tragen einer Kippa bei jüdischen Lehrern zu stören. Immerhin finden dies 43% der Befragten in Ordnung. Viel weniger Widerstand erfährt das Tragen eines Kreuzes. 76% sehen kein Problem dabei, wenn christliche Lehrerinnen und Lehrer dieses Symbol an sich tragen. Einige sehen in diesem Symbol ein Bekenntnis zum christlichen Glauben, während es für andere nicht viel mehr als ein schlichtes Schmuckstück darstellt. Interessant ist dann allerdings, dass sich 47% für das Recht zum Tragen einer christlichen Ordenstracht aussprachen. Christliche Symbole geniessen in der Schweiz also offensichtlich mehr Anerkennung als Erkennungszeichen von Anhängern anderer Religionen.

Das Ergebnis der Umfrage zeigt auch, dass Schülern eine grössere Freiheit eingestanden wird als den Lehrerinnen und Lehrern. Bei Schülern finden 56% der Befragten das Tragen von Kopftüchern in Ordnung. Weiter sprachen sich 63% für das Tragen einer Kippa und gar 88% für das Tragen eines Kreuzes aus.

Bestattungen und Minarettverbot

Der Wunsch nach Freiheit in der Ausübung der Religion wurde in den Fragen bezüglich des Minarettverbots und der Bestattungen deutlich. Die Mehrheit der Befragten findet es nicht richtig, dass der Bau von Minaretten verboten wurde. 81% sprachen sich dafür aus, dass Muslime ihre Toten nach islamischer Tradition bestatten dürfen.

Christlicher Glaube, schweizerische Kultur oder Religionsfreiheit?

Eine Umfrage dieser Art durchzuführen ist sehr interessant. Die Ergebnisse zu bewerten ist jedoch gar nicht so einfach. Was hat die Menschen zu ihrer Meinung bewegt? Die Ergebnisse können unterschiedlich interpretiert werden. Auf jeden Fall scheint den Schweizern die Religionsfreiheit wichtig zu sein, auch wenn das Praktizieren des Glaubens oft als Privatsache bezeichnet wird. Vielen Schweizern ist es wichtig, dass alle Menschen ihre Religion ausleben dürfen, dies aber unaufdringlich und ohne missionarische Absichten tun.

Dass christliche Weihnachtsfeiern heute wieder vermehrt gefördert werden, wird unterschiedlich gewertet. Einige sehen darin ein Signal, die schweizerische Kultur zu verteidigen und klammern dabei die religiöse Bedeutung aus. Andere, wie beispielsweise der bekannte Liedermacher Andrew Bond, glauben an den starken Einfluss von Liedern. Es sei für ein Kind schwer, eine innere Distanz zu den gesungenen Texten zu bewahren. Deshalb schlägt Bond vor, in multikulturellen Schulklassen die Texte der Weihnachtslieder zu ändern und neutral zu halten.

Was auch immer die Gründe für die Meinung der Befragten sein mögen: Die Umfrage zeigt doch deutlich, dass es trotz der zunehmenden Ablehnung des christlichen Glaubens noch immer offene Türen gibt.

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Datum: 14.12.2016
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet / reformiert

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