«Unsere Waffe ist die Liebe»
«Kürzlich stiess ich beim Durchblättern der Nachrichten auf einen Artikel eines Psychologen, der erwähnte, die Ukrainer seien in den letzten sechs Monaten um zehn Jahre gealtert. Schlafmangel, blanker Terror und tiefe persönliche Verluste haben sich seit Beginn des Krieges im Februar auf die Menschen in der Ukraine körperlich stark ausgewirkt», schreibt Pastor Oleksandr Prokopchuk aus Kiew.
Er resümiert: «Unser vom Krieg zerrissenes Land hat mehr als sechs Monate eskalierender Verwüstung und Vertreibung hinter sich. Ob wir gealtert sind oder nicht, weiss ich nicht, aber Tatsache ist, dass wir uns verändert haben. Ein Krieg verändert die Lebensphilosophie eines Menschen, seine Perspektive und seine Einstellung zu vielen Dingen.»
Es gebe eine Neubewertung dessen, was wichtig ist und wer vertrauenswürdig ist. «Inmitten des Kriegsgeschehens wird einem bewusst, dass es keine Versicherungsgarantien, Verträge, Memoranden, Verhandlungen oder Unterschriften der Machthaber gibt, die einen schützen können.»
Nicht den Pausenknopf drücken
Es sei verlockend, den Pausenknopf des Lebens zu drücken und hilflos auf das Ende des Krieges zu warten. «Wir könnten es zulassen, dass wir von Hass, Aggression oder Verzweiflung zerfressen werden. Oder wir können den Herrn bitten, uns zu gebrauchen, um sein Reich voranzubringen.»
Während die herzzerreissenden Geschichten aus der Ukraine weiterhin in den Nachrichten zu lesen sind, ermutigt uns Oleksandr Prokopchuk: «Gott ist lebendig und wirkt hier aktiv. Es gibt ein Heer von Nachfolgern Jesu Christi, die nicht auf den Pausenknopf drücken, indem sie an der Seitenlinie warten, bis der Krieg zu Ende ist, noch lassen sie zu, dass Wut oder Hass sie verzehren. Vielmehr erkennen sie, dass dies nicht nur ein Krieg zwischen zwei Ländern ist. Es ist ein Krieg zwischen Gut und Böse, ein Krieg zwischen Licht und Dunkelheit. Unsere geistige Waffe ist die Liebe, die unmöglich zu besiegen ist. Mit der Liebe Christi hat das Böse keine Chance.»
Geist oder Fleisch?
Wir sind nach dem Bilde Gottes geschaffen, aber wir sind Menschen, sagt Oleksandr Prokopchuk. «Wem werden wir erlauben, in den wichtigen Prüfungen des Lebens die Führung zu übernehmen? Wer wird sich durchsetzen, unser Fleisch oder unser Geist? Gottes Wort zeigt uns den Weg. Römer, Kapitel 12, Vers 21 lehrt: 'Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.' Der Herr erinnert uns auch in Galater, Kapitel 6, Vers 10: 'Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.'»
In seiner Kirche in Kiew erlebe er immer wieder, wie die Anwendung dieser biblischen Grundsätze es Gott ermöglichen, die Menschen in der Ukraine zu erreichen. «Vor vier Monaten, als sich der Krieg weiter verschärfte, begannen wir, eine Gruppe von 30 Flüchtlingen zu besuchen, die ihre Häuser in der Region Donezk verloren hatten. Wir brachten ihnen Lebensmittel und andere praktische Dinge, aber vor allem brachten wir ihnen die hoffnungsvolle Botschaft des Evangeliums. Vier Monate lang besuchten wir sie und versorgten sie mit den notwendigen Hilfsgütern, ermutigten sie aber gleichzeitig, ihre Hoffnung und ihren Glauben auf den Herrn zu setzen. Vor kurzem erklärten drei der Flüchtlinge, dass sie Christus nachfolgen wollten. Wenige Tage später gingen wir zu einem nahe gelegenen See und erlebten, wie jeder dieser neuen Gläubigen freudig ins Wasser ging, um der Sünde zu sterben und für Gott geboren zu werden.»
Ewige Hoffnung
Dank der Unterstützung durch die EEM (Eastern European Mission), einer Organisation, die den Menschen in Osteuropa seit mehr als 60 Jahren Gottes Wort bringt, konnten Hunderttausende von Bibeln kostenlos an die Menschen in der Ukraine verteilt werden. «Dieses geistliche Schwert ist ein wichtiges Hilfsmittel für die neuen Gläubigen, die sich bemühen, ihren Glauben zu vertiefen.»
Oleksandr Prokopchuk: «Das Evangelium breitet sich aus, und die Menschen, die keine Hoffnung haben, finden die ewige Hoffnung, die sich aus dem Wissen um Jesus Christus ergibt. Diesen Frieden, der alles Verstehen übersteigt, brauchen wir, um die physischen und psychischen Verwüstungen des Krieges zu überstehen.»
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Datum: 17.11.2022
Autor: Oleksandr Prokotschuk / Daniel Gerber
Quelle: Charisma News / Übersetzung: Livenet