Langlauf-Schweizermeister Mathias Inniger über seinen Glauben
«Vor einem Jahr stellte ich mir ernsthaft die Frage, ob ich überhaupt noch weitermachen soll.» Mathias Inniger musste in den letzten Jahren einige gesundheitliche Rückschläge hinnehmen. Nicht zuletzt wegen der extremen Trainingsumfänge bewegte sich das Immunsystem des heute 28-Jährigen stets am Limit. Der kleinste Virus reichte, um den äusserlich robust scheinenden Modellathleten flachzulegen. So verpasste er einige Ausscheidungsrennen und kam nur zu wenigen Weltcupeinsätzen, die er nicht nutzen konnte, um sich in den Punkterängen zu klassieren. Deshalb blieb ihm bis zu heutigen Tage die Aufnahme ins Schweizer Langlauf-Nationalteam verwehrt. Der Adelbodner trainierte fortan des Öfteren mit dem kanadischen Nationalkader und betrieb seinen geliebten Sport auf eigene Kosten und mit Unterstützung seines vor sechs Jahren ins Leben gerufenen Supporterclubs. «Es ist schwierig, die richtige Balance zwischen Leistung und Regeneration zu finden. Wenn du zu viel trainierst, fühlst du dich zwar vorübergehend gut, büsst dann aber später dafür.»
«Ein riesiges Privileg»
Inniger hat aber inzwischen gelernt, dass weniger manchmal mehr sein kann: «So bringen zwei Ruhetage unter Umständen mehr, als das harte Training durchzuzwängen. Und wenn du das ganze Leben für den Sport mit dem übrigen Leben vergleichst, relativiert sich alles von selbst. Dann ist ein sportlicher Misserfolg nicht mehr halb so schlimm, sagt Mathias Inniger. «Wichtig scheint mir, dass man sich seine Identität nicht über den Sport holen sollte. Entsprechend erachte ich es bereits als riesiges Privileg und ein Geschenk Gottes, dass ich meine Leidenschaft überhaupt in diesem Umfang ausleben darf – unabhängig von jedem Erfolg.»
Sport als Lernfeld
Den christlichen Glauben hat Mathias Inniger von seinen Eltern vermittelt bekommen. «Für mich persönlich ist der Sport ein extrem gutes Lernfeld, und Gott ist bei allem, was ich tue, dabei. Bin gespannt, was er noch alles mit mir vorhat.»
Dabei denkt Inniger nicht an weitere sportliche Erfolge, «denn wenn ich mich nur über meine Leistung und Erfolge definieren würde, hätte ich schon längst mit dem Spitzensport aufgehört».
«Ist weniger mehr?»
Über seine Lebenseinstellung, seine Hoffnungen und sein grosses Projekt, die Qualifikation für die Olympischen Spiele von 2018 in Südkorea, spricht der Adelbodner Spitzensportler am 7. Mai anlässlich des Sportlergottesdienstes von SRS Pro Sportler in Steffisburg. Unter dem Tagesthema «Ist weniger mehr?» wird er dort als Gast von Sportpfarrer Jean-Bernard Berger über seinen Glauben, seine Gefühle und sein Leben sprechen. Als weiteren Gesprächsgast ist die Gwatter Ostheopathin Katrin Locher eingeladen.
SRS Pro Sportler ist ein vor 35 Jahren gegründeter, unabhängiger und überkonfessioneller christlicher Verein, der als gemeinnützige Non-Profit-Organisation in allen Leistungsstufen des Sports arbeitet. Fast auf den Tag genau 24 Jahre nach der Premiere des Sportlergottesdienstes, von welchen SRS in den vergangenen Jahren fast hundert Anlässe organisiert hat, findet am 7. Mai ein weiterer Gottesdienst statt.
SRS-Sportlergottesdienste
«Erfolgsfaktoren im (Lebens-) Wettkampf» – das ist der Titel einer Predigtserie im Jahr 2017. Neben physischen Voraussetzungen gibt es noch andere Faktoren im Sport und im Leben, die entscheidend zum Erfolg beitragen. Es sind dies Mentale Stärke, Ernährung, Regeneration, Beziehungen, Ausrüstung und Zeitmanagement. In sechs Sportlergottesdiensten werden wir auf diese Faktoren Bezug nehmen und sie ins Leben und in den Glauben transferieren.
Am kommenden Sportlergottesdienst vom 7. Mai werden die Teilnehmer sich mit dem Thema «Ist weniger mehr?» beschäftigen. Dabei werden folgenden Fragen im Zentrum stehen:
- Wer mehr trainiert wird auch besser! Aber: wer über sein Mass trainiert, kommt ins Übertraining, das krank macht und damit die Person, die Karriere und möglicherweise die sozialen Bezüge schädigt!
- Wir schauen tiefer und fragen nach den Ursachen z.B. für unser oft «Getrieben sein» in Sport und Leben!
- Wie sieht «Weniger ist mehr!» im Sinn von Regeneration in Sport und Leben zugunsten besserer Befindlichkeit konkret aus?
Referent: Schabi Berger
Interviewgäste: Mathias Inniger, Schweizermeister im Langlauf-Sprint und Karin Locher, Osteopathin BSc
Zeit: Sonntag, 7. Mai 2017
, 18.30 bis 20.15 (open end)
Treffpunt: Bernstrasse 133, Gebäude Lumimart 2. Stock, 3613 Steffisburg
Während des Sportlergottesdienstes wird ein Kinderhütedienst angeboten.
Passend zum Thema findet an diesem Tag von 10.00 – 17.00 Uhr Jubiläums-Massage-Sponsorenlauf statt. Detaillierte Informationen und Anmeldung hier.
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Datum: 02.05.2017
Autor: Bruno Petroni
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»