Das Kreuz mit der Politik

Ist Jesus rechts, links oder in der Mitte?

Das Kreuz
US-Pastor Rick Warren rief einen Sturm der Entrüstung hervor, als er mit Blick auf die Kreuzigung mutmasste, Jesus sei politisch nicht rechts oder links, sondern in der Mitte einzuordnen.

Rick Warren, früherer Pastor der Saddleback Church, hat Fantasie, und es ist eine interessante Deutung der Kreuzigungsszene. Jesus hängt bekanntlich zwischen zwei Verbrechern, was Warren bei X zu dem Gedanken inspirierte: «Wenn Sie nach dem #realJesus suchen, nicht nach einer durch parteipolitische Motive entstellten Karikatur, werden Sie ihn in der Mitte finden, nicht auf einer der beiden Seiten.»

Warren hat seinen Tweet ein paar Tage später gelöscht, aber das Unheil war bereits geschehen. Seine Darstellung wurde über drei Millionen Mal angeklickt und tausendfach scharf kritisiert. In einem Land, in dem vorwiegend Republikaner den «rechten» Jesus für sich beanspruchen, war Warrens Denkanstoss vielen ein Ärgernis. «Das ist wahrscheinlich die schlechteste Bibelauslegung, die ich je gesehen habe, und das will wirklich etwas heissen. Jesus ist nicht `in der Mitte`, wenn es um die Ermordung von Kindern, die Täuschung der Geschlechter, die Definition der Ehe oder irgendetwas anderes geht. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass er eine besondere Verachtung für die Lauwarmen hatte», schrieb Allie Beth Stuckey, eine konservative Podcasterin und Autorin. Ein anderer erinnerte Rick Warren: «Nur einer von diesen Typen da endete im Paradies, Rick» – wobei offenblieb, ob es der Typ rechts oder links war.

Weder – noch

Weltweit findet im Moment etwas statt, was viele als einen politischen «Rechtsruck» bezeichnen. Während viele Christen hoffen, dass damit «biblische Werte» wieder hoffähig werden, sehen andere diese Entwicklung als Verrat an vor allem sozialen Komponenten des Evangeliums und beschwören schnell «Rechtsextremismus».

Wo muss man Jesus denn nun politisch verorten? Ist er etwa ein «Zentrist», in der Mitte und schön ausgewogen oder gar lauwarm? Livenet hat diese Frage bereits definitiv beantwortet. Jesus hat sich (entgegen mancher Vereinnahmung) nicht politisch betätigt, wenn auch viele seiner Aussagen eminente politische Folgen haben können. Man darf ihn nicht in unser politisches System pressen – wenn man so will, ist er so etwas wie eine «Dritte Kraft». Man kann und sollte als Christ durchaus eine Partei wählen, sich aber immer ihrer Begrenzungen bewusst sein und ihr Programm nicht 1:1 mit dem Evangelium gleichsetzen.

Auch Rick Warren hat es gemerkt. Er löschte seinen Tweet und schrieb ein paar Tage später: «Ich entschuldige mich. Ich habe schlecht geschrieben. Ich glaube nicht, dass Jesus ein Zentrist war. Er steht weit über allem. `Mein Reich ist nicht von dieser Welt…` Joh. 18:36 Jesus erwartet unsere uneingeschränkte Loyalität als Mitte unseres Lebens.»    

Zum Thema:
Den Glauben entdecken
Wenn Jesus vereinnahmt wird: Sind Christen links oder rechts?
Amsterdam-Konferenz: Rick Warren über das Herz Gottes

Datum: 27.02.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch / Crosswalk.com

Werbung
Livenet Service
Werbung