Nach dem frevelhaften Turmbau zu Babel zerstreut Gott die Menschen in Völker über den ganzen Erdboden (Kap. 10 und 11) und hat, abgesehen von seiner allgemeinen Vorhersehung, in Zukunft keine besondere Verbindung mehr zu diesen Völkern. Dagegen, in seiner erwählenden Gnade, ruft er nun einen einzelnen Mann, Abraham, und führt ihn ins Land Kanaan. Er verspricht, ihn zu einem grossen Volk zu machen und seinen Nachkommen das Land für immer zu geben (Kap. 12-25). Während die übrigen Völker immer tiefer dem Götzendienst verfallen, wird Abraham zum Haupt des »erwählten Volkes«, das von Gott sorgfältig von den umliegenden Völkern abgesondert wird. Es folgt die Geschichte der Erzväter: die Geschichte Abrahams, seines Sohnes Isaaks (Kap. 21-27), dessen Sohn Jakob (Kap. 25-50) und dessen 12 Söhne (die Vorväter der zwölf Stämme Israels), vor allem von Jakobs Lieblingssohn Joseph (Kap. 37-50). Die Erzväter sind Pilger und Fremdlinge in dem verheissenen Land (»Zelt«), aber sie kennen das Vorrecht, dem wahren Gott zu dienen (»Altar«), auch wenn sie oft versagen. Schliesslich lesen wir, wie Joseph von seinen eigenen Brüdern als Sklave verkauft und nach Ägypten verschleppt wird. Unter Gottes Segen kann er sich dort hocharbeiten und wird Vizekönig von Ägypten und so das Werkzeug zur Errettung seiner Familie während einer grossen Hungersnot (Kap. 37-47). Zum Schluss segnet Jakob in Ägypten seine Söhne mit einem prophetischen Segen (Kap. 49), der auf die zukünftige Geschichte Israels und das Kommen des Messias (Gottes gesalbten Erlöser) hindeutet. Das 2. BUCH MOSE beschreibt dann, wie Jakobs Nachkommenschaft (die zwölf Stämme Israels) in Ägypten ständig wächst und vom Pharao zu Sklaven gemacht wird. Obwohl es auch Götzendienst mit den ägyptischen Göttern betreibt, lernt das Volk, zu Gott zu rufen. Zum ersten Mal beschäftigt Gott sich nicht mehr nur mit einzelnen Gläubigen, sondern wir lernen, was ein »erlöstes Volk Gottes« ist! Für diese Erlösung aus der Knechtschaft Ägyptens gebrauchte Gott den Leviten Mose, der durch Gottes Vorhersehung 40 Jahre am Hofe des Pharaos erzogen worden war und der danach weitere 40 Jahre in der Wüste bei den Schafen zubrachte (Kap. 1-3). Der Pharao wollte das Volk nicht ziehen lassen, aber Gott bezwang ihn, indem er zehn schreckliche PIagen über das Land schickte (Kap. 7-12). Doch Gott hat auch Israel einige Lehren zu erteilen, und Schutz suchend hinter dem Blut des Passahlanunes lernt es, dass es im Grunde nicht besser ist als die Ägypter, sondern auf Vergebung und Erlösung durch Blutvergiessen angewiesen ist (Kap. 12)! Dann folgt der wunderbare Auszug aus Ägypten, durch das Schilfmeer, und unter Gottes gnädiger Fürsorge und Schutz erreicht das Volk den Berg Sinai (Kap. 13-19). Dort empfängt es aus Gottes Hand durch Mose das Gesetz, das in seiner Funktion als »Zuchtmeister« dem Volk zeigen wird, dass es von Natur aus Gottes vollkommenen Massstäben nicht entsprechen kann und immer von Gnade und Vergebung abhängig ist. Gott gibt auch seine ersten Gesetze für das soziale und religiöse Leben des Volkes und schliesst einen Bund mit ihm, der mit Blut besiegelt wird (Kap. 20-24). Anschliessend gibt Gott seinem Knecht Mose die Beschreibung eines Zelt-Heiligtums (der »Stiftshütte«), das dieser bauen soll, (a) damit Gott mitten unter seinem Volk wohnen könne, (b) damit er seine Herrlichkeit in Christus entfalten könne und (c) damit das Volk sich mittels der Priester mit Opfern und Anbetung Gott nahen könne (Kap. 25-31). Wie notwendig ein derartiger Gang zu Gott mittels eines Opfers ist, beweist das Volk, indem es schon während der Beschreibung der Stiftshütte schrecklichen Götzendienst treibt! Durch Moses Fürsprache erweist Gott dem grössten Teil des Volkes seine Gnade (Kap. 32 und 33) und gibt ihm neue Gesetze. Schliesslich wird die Stiftshütte gebaut und feierlich eingeweiht. Gott erfüllt das Zelt sichtbar durch seine Herrlichkeit (Kap. 40). Das 3. BUCH MOSE zeigt, wie Gott dem Mose vom Eingang dieses »Zeltes der Zusammenkunft« aus eine Beschreibung der fünf wichtigsten Opfer des israelischen Opferdienstes gibt (Opfergesetze): des Brandopfers, des Speisopfers, des Dankopfers, des Sündopfers und des Schuldopfers (Kap. 1-7). Darauf folgt die Priesterweihe an denen, die diese Opfer darbringen müssen (Moses Bruder Aaron und dessen Söhne) (Kap. 8-10). Ferner gibt Gott verschiedene Reinigungsgesetze mit wichtigen hygienischen, gottesdienstlichen und vor allem sinnbildlichen, Bedeutungen (Kap. 11-15). Das »Herz« des Buches ist die Beschreibung des jährlichen »grossen Versöhnungstages« (Kap. 16) mit seinen speziellen Opfern und Aufgaben für den Hohenpriester; im Hebräerbrief ausführlich auf Christus und sein Opfer angewandt. Wieder folgt eine Reihe bürgerlicher und religiöser Gesetze von grosser praktischer, aber auch tiefgeistlicher Bedeutung (Kap. 17-22). Ein weiteres zentrales Kapitel (Kap. 23) beschreibt uns das liturgische Jahr Israels: die sieben Festzeiten und Feiern, in enger Verbindung zu dem, was Israel bald in dem verheissenen Land sein würde - ein Landarbeitervolk - auch wieder mit prophetischer Bedeutung. Anschliessend finden wir Vorschriften über die Stiftshütte, ein praktisches Beispiel für die Handhabung der Strafgesetze (Kap. 24) und die Gesetze über das (siebente) »Sabbatjahr« und das (fünfzigste) »Jubeljahr« - auch hier wieder mit einer sozialen und prophetischen Bedeutung, worauf wir aber jetzt nicht eingehen können (Kap. 25 und 26). Ein Anhang gibt dann noch Vorschriften über Gelübde (Kap. 27). Das 4. BUCH MOSE zeigt uns die praktischen Umstände des Volkes Israel in der Wüste nach seinem Aufenthalt am Berg Sinai. Nachdem es dort das Gesetz empfangen hatte, war das Volk bereit, die Wüstenwanderung zum verheissenen Land anzutreten. Danach wird uns die Zählung und Aufstellung der einzelnen Stämme beschrieben; vor allem die der Leviten, die im Dienst an der Stiftshütte eine wichtige Rolle erfüllten (Kap. 1-4). Dann folgen Heiligungsgesetze, u.a. das Gesetz für die Gottgeweihten (Kap. 5 und 6), wie auch über Weihegaben der Stammesfürsten zur Einweihung der Stiftshütte (Kap. 7) und der Weihe der Leviten (Kap. 8). Zum ersten Mal wurde nun das Passahfest in der Wüste gefeiert (Kap. 9). Besondere Mittel, mit denen Gott das Volk durch die Wüste führt, sind die »Wolken- und Feuersäule« (Kap. 9) und die zwei silbernen Trompeten (Kap. 10). Dann ist das Volk startbereit und zieht los, aber nicht, ohne sich immer wieder gegen Gott aufzulehnen (Kap. 10-12). Bei der Grenze des verheissenen Landes angekommen, werden 12 Kundschafter ausgesandt, die das Land erkunden sollen. Nach ihrem negativen Bericht (ausser Josua und Kaleb bezweifeln alle, dass das verheissene Land einnehmbar sei) kommt das ganze Volk in Aufruhr. Zur Strafe muss es umkehren; niemand ab zwanzig Jahre und älter wird das Land jemals betreten dürfen! Vierzig Jahre muss das Volk noch durch die Wüste ziehen (Kap. 13 und 14), aber jedem steht das Opfer zur Verfügung als Weg zurück zu Gott (Kap. 15). Nach dem Aufstand von Korah, Dathan und Abiram folgt ein neues Urteil und die Rehabilitation Aarons (Kap. 16 und 17). Neue Gesetze, speziell für die Wüste, folgen (Kap. 18 und 19). Leider fallen auch Mose und Aaron in Zweifel und erfahren von Gott, dass auch sie das Land niemals betreten werden. Abermals fällt das Volk in Sünde, und Gott rettet es durch die »Kupferschlange« (von Christus in Johannes 3 auf sich selbst bezogen, als Sinnbild für sein stellvertretendes Sterben) (Kap. 20 und 21). Nun kommt Israel mit den Einwohnern Kanaans in Berührung, vor allem mit den Moabitern, die der Zauberer Bileam gegen Israel heraufziehen lässt; doch durch Gottes Führung kann dieser das Volk nur segnen, obwohl es ihm doch auch gelingt, es zu verführen (Kap. 20-25). Jetzt folgt eine erneute Volkszählung, und neue Gesetze treten in Kraft (Kap. 26-30). Die Midianiter werden besiegt, und das Ostjordanland wird unter zweieinhalb Stämmen verteilt, die dieses Gebiet vor dem gelobten Land bevorzugen (Kap. 31 und 32). Nach einem Rückblick auf die Wüstenreise folgen noch einige Vorkehrungsmassnahmen im Hinblick auf die Eroberung und Verteilung des Landes (Kap. 33-36). Das 5. BUCH MOSE hat im Pentateuch einen ganz besonderen Platz. Es zeigt die Reden Moses in den Feldern von Moab, angefangen mit einer Beschreibung der Wüstenreise und einem warnenden Rückblick (Kap. 1-4). Danach folgt Moses grosse Rede, in der er die zehn Gebote wiederholt und ausarbeitet und sie dem Volk ans Herz legt, damit es in den Besitz der Segnungen des Landes kommen kann (Kap. 4-11). Das ist hier im 5. Buch Mose der wichtigste Punkt: die Vorbereitung auf die Landnahme, und nicht so sehr die Begegnung mit Gott in seinem Heiligtum wie im zweiten und dritten Mosebuch. Darum finden wir auch Anweisungen über den Ort, an dem das Volk Gott im Lande dienen würde (Kap. 12). Und auch die nachfolgenden Gesetze wie: Götzendienst (Kap. 13), Fleisch essen (Kap. 14), das Sabbatjahr (Kap. 15), die Feier (Kap. 16), die Rechtsprechung (Kap. 16-18) stehen mehr in Verbindung mit der Landnahme. Im Hinblick auf Christus kündigt Mose einen ganz besonderen Propheten an (Kap. 18). Kriminal-, Kriegs- und Zivilgesetze folgen (Kap. 19-25). Mit der Vorschrift in Verbindung zur Erstlingsgabe der Ernte an Gott endet diese grosse Rede Moses (Kap. 26). Nun folgt die Vorschrift, wie das Gesetz Gottes bekräftigt werden muss, wenn das Volk im Land angekommen sein wird (Kap. 27), und Mose kündigt Segen oder Fluch an als Folge dessen, wie das Volk mit dem Gesetz umgehen wird (Kap. 28 und 29). Im Grunde ist diese Rede eine einzige beeindruckende Prophetie über den zukünftigen Abfall des Volkes, aber auch darüber, was Gott in seiner Gnade tun wird, nachdem Israel unter die Völker zerstreut wurde: Ein Überrest würde durch Gott zur Umkehr getrieben werden und Busse tun und ins gelobte Land zurückgeführt werden (Kap. 30). Anschliessend stellt Mose Josua als seinen Nachfolger vor, singt sein mächtiges, prophetisches Lied und segnet das Volk, jeden Stamm für sich (Kap. 31-33). Ein Anhang beschreibt schliesslich seinen Tod (Kap. 34).
Datum: 23.05.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel