Daniel
– wird auch Beltsazar genannt; israelitischer Gefangener, der ein Berater des Königs wurde (1,1 – 12,13)
Nebukadnezar – mächtiger König Babylons; litt unter temporärer Geistesverwirrung, weil er Gottes Souveränität nicht anerkennen wollte (1,1 – 4,34)
Sadrach – wird auch Hananja genannt; deportierter Jude, der über die Provinz Babylon herrschte; Gott rettete ihn aus dem Feuerofen (1,7; 2,49; 3,8-30)
Mesach – wird auch Misael genannt; deportierter Jude, der über die Provinz Babylon herrschte; Gott rettete ihn aus dem Feuerofen (1,7; 2,49; 3,8-30)
Abednego – wird auch Asarja genannt; deportierter Jude, der über die Provinz Babylon herrschte; Gott rettete ihn aus dem Feuerofen (1,7; 2,49; 3,8-30)
Belsazar – Nebukadnezars Nachfolger als König Babylons; setzte Daniel als Ausleger und Übersetzer ein (5,1-30)
Darius – persischer Nachfolger Belsazars als Herrscher über Babylon. Durch List bewegten seine Berater ihn dazu, Daniel in die Löwengrube werfen zu lassen (6,1-29)
Hintergrund und Umfeld
Das Buch beginnt 605 v. Chr. mit dem Höhepunkt der Demütigung Judas, als Babylon Jerusalem eroberte. Eine Folge dieser Niederlage war, dass die Tempelschätze sowie die Kinder aus den besten Familien nach Babylon deportiert wurden. Zu ihnen zählten auch Daniel und seine drei Freunde. Der Bericht geht weiter, bis zum Ende der babylonischen Vormachtstellung, als die medo-persischen Belagerer Babylon eroberten.
Mit Ausnahme der ersten paar Verse berichtet Daniel ausschliesslich über die Ereignisse in Babylon. Generationen treuer Diener Gottes hatten die Gefangenschaft Judas vorausgesagt.
Nachdem Daniel nach Babylon gebracht wurde, eroberten die babylonischen Sieger Jerusalem in zwei weiteren Phasen (597 v. Chr. und 586 v. Chr.). In jeder Phase deportierten sie mehr jüdische Gefangene. Schliesslich wurden Jerusalem und der hochgeschätzte Tempel zerstört. David berichtet teilweise auch über das Alltagsleben im Exil.
Daniel wurde möglicherweise zur Zeit Josias (641-609 v. Chr) – der letzte gerechte König in Juda – geboren. Im Anschluss an Jojakims Niederlage wurde er dann gefangen genommen. Er war damals bereits alt genug, um sich noch an seine Heimat erinnern zu können. Nahezu 70 Jahre nach seiner Wegführung erinnerte Daniel sich leidenschaftlich an seine Heimat, insbesondere an den Tempel in Jerusalem (6,12).
Schlüssellehren im Buch Daniel
Gottes souveräne Kontrolle (2,20-22.44; 1Kö 3,9.10; 5,9; Ps 31,16; Est 1,13; Hi 12,18.22; Hebr 4,13; Jak 1,5)
Von Gott gewirkte Wunder (6,17-24; 2Mo 4,3-4; 14,21.22; Jos 6,6-20; 1Kö 18,36.38; Mt 9,5-13; Lk 17,14; Joh 2,6-10; 3,2; Apg 14,13; 19,11)
Der verheissene Messias (2,35.45; 7,13.14.27; 9,26; Jes 28,16; Hes 1,26; Mt 16,16-20; 24,30; Lk 20,18; Joh 3,35.36; 1Kor 15,27; Eph 1,22; Phil 2,9-11)
Gottes Wesen im Buch Daniel
Gott ist barmherzig – 9,9
Gott ist mächtig – 3,17; 4,32
Gott ist vorhersehend – 4,26-28.34
Gott ist gerecht – 9,7.16
Gott ist treu – 4,34
Gott ist weise – 2,20-22
Gott ist zornig – 9,16
Christus im Buch Daniel
Christus wird im Buch Daniel beschrieben als »Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem grossen Berg und erfüllte die ganze Erde« (2,35). Daniel beschreibt Christi Königreich als ewig und sagt, dass »es alle [anderen] Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende machen wird« (2,44). Christus wird der kommende Messias, der ausgerottet werden wird, genannt (9,25-26). Gemäss Daniel stimmt die Zeit seines Kommens mit der Beschreibung des triumphalen Einzugs Jesu in Jerusalem überein.
Daniel beschreibt Christus auch als »gleich einem Menschensohn« (7,13). Christus selbst benutzt diesen Titel für sich in Mt 16,26; 19,28; 26,64 und bringt dadurch zum Ausdruck, dass er ganz Mensch war. Bei Daniel werden wir aber Zeugen, wie Jesus sich in die Gegenwart des allmächtigen Gottes begibt und universale Autorität empfängt.
Schlüsselworte im Buch Daniel
Auslegung: Aramäisch peshar – 2,6.30; 4,4.15; 5,7.15.17; 7,16 – bedeutet wortwörtlich »losbinden« oder »auflösen«. D.h. Daniel war in der Lage, die in den Träumen und Visionen verborgenen Botschaften zu entschlüsseln; er konnte die Botschaft erklären oder die Rätsel lösen. Er zögerte jedoch nie, Gott die Ehre für seine Fähigkeit zu geben (Spr 2,28).
Vision: Hebräisch chazon – 8,1.13.15.26; 9,21.24; 11,14 – Traum oder Vision, stammt von einem gebräuchlichen hebr. Verb, das »sehen« bedeutet. In der Antike wurden Träume und Visionen oft als Eingebungen der Götter betrachtet, und im Fall der Hebräer war es Gott der Herr (Jes 1,1). Daniel empfing von Gott eine Botschaft in Form einer Vision und sprach über die Zukunft der beiden Königreiche Persien und Griechenland. Sein Traum war durch verschiedene Symbole verschlüsselt und konnte nur dank der Unterstützung des Engels Gabriel ausgelegt werden (8,15-27). Der Verfasser der Sprüche besteht darauf, dass Offenbarung von Gott für das Wohlergehen eines Volkes eine entscheidende Rolle spiele. Ohne das in der Schrift offenbarte Gesetz Gottes, steht ein Volk auf einem sehr wackligen Fundament (Spr 29,18).
Gliederung
Daniels persönlicher Lebenshintergrund (1,1-21)
- Eroberung Jerusalems (1,1-2)
- Einberufung junger Juden zur Ausbildung (1,3-7)
- Prüfung von vier mutigen Männern (1,8-16)
- Auswahl von vier Männern für königliche Positionen (1,17-21)
Der prophetische Verlauf der heidnischen Weltherrschaft (2,1 – 7,28)
- Nebukadnezars Dilemma (2,1 – 4,34)
- Belsazars Ausschweifung und Tod (5,1 – 6,1)
- Daniels Rettung (6,2-29)
- Daniels Traum (7,1-28)
Der prophetische Verlauf des Schicksals von Israel (8,1 – 12,13)
- Prophezeiung vom Widder und Ziegenbock (8,1-27)
- Prophezeiung der 70 Wochen (9,1-27)
- Prophezeiung über Israels Demütigung und Wiederherstellung (10,1 – 12,13)
Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
Der chinesische Philosoph Konfuzius wird geboren. Seine Philosophie wird sich später in ganz Asien ausbreiten.
Häufig auftauchende Fragen
1. Wie sollen diejenigen, die Daniels Prophezeiungen und Wunder Glauben schenken, den Skeptikern antworten, die Daniels Verfasserschaft und die frühe Abfassungszeit auf Grund der erstaunlichen Zuverlässigkeit seiner Voraussagen anzweifeln?
Das Vertrauen in den göttlichen Ursprung der Schrift beruht nicht auf blindem Glauben. Es existieren vernünftige Erklärungen und beweiskräftige Hinweise, welche die Vertrauenswürdigkeit der Bibel untermauern. Daniel bediente sich eines Sprachstils, der heute unter dem Namen »Imperialistisches Aramäisch« bekannt ist, was auf das frühe Abfassungsdatum hindeutet. Auch die in Qumran gefundenen Schriftrollen unterstützen die Annahme eines frühen Abfassungsdatums.
Wenn zuverlässige Prophetie und mögliche Wunder von vornherein als unakzeptabel abgestempelt werden, stellt der Versuch, den Wert des Buches Daniel zu belegen, eine gewaltige Herausforderung dar. Die ganze Angelegenheit hat aber im Grunde genommen nichts mit mangelnden Beweisen zu tun, sondern mit vorsätzlichem Unglauben. Skeptische Ausleger wollen den übernatürlichen Charakter der bereits in Erfüllung gegangenen Prophezeiungen Daniels nicht anerkennen (allein im Kap. 11 finden wir über 100, die sich bereits erfüllt haben) und versuchen wundersame Voraussicht als simple Beobachtung abzutun. Sie gehen davon aus, dass Daniel in der Zeit von Antiochus IV. lebte und die aktuellen Ereignisse in prophetischer Form niederschrieb. D.h. der Verfasser tat so, als ob er zukünftige Ereignisse schildern würde, obwohl er in Tat und Wahrheit bloss über Dinge schrieb, die sich bereits zugetragen hatten. Für Gelehrte dieser Gattung gibt es keine überzeugenden Argumente. Selbst wenn sich Prophezeiungen vor ihren eigenen Augen erfüllten, würden sie an ihrer vorgefassten Meinung festhalten. Sie erinnern die Gläubigen einmal mehr daran, dass man die Leute nicht ins Königreich Gottes hineinargumentieren kann. Selbst die eindeutigsten Beweise bleiben ohne den Beistand des Heiligen Geistes wirkungslos, und widerspenstige, ablehnende Menschen werden ohne seine Hilfe nie zum Glauben kommen.
2. Wer war die vierte Person im Feuerofen (3,19-25)?
Die Befreiung Mesachs, Sadrachs und Abednegos war ein erstaunliches und wundersames Ereignis. Der Ofen war echt und die Flammen heiss. Die Wächter, die die Gefangenen zum Ofen trugen, um sie hineinzuwerfen, kamen auf Grund der extremen Hitze um. Warum muss jetzt noch eine vierte Person auftauchen? Die verkompliziert doch nur die ganze Wundergeschichte. Nun, es fiel dem König eben auf, dass da vier Leute im Ofen rumspazierten, obwohl er bloss drei hineinwerfen liess. Tja, wenn es wirklich um die Wahrheit geht, tauchen öfters mal unerwartete Komplikationen auf.
Der König folgerte, dass es sich bei der vierten Person um ein himmlisches Wesen handeln musste. Er beschreibt den überraschenden Gast im Ofen als »gleich einem Sohn der Götter« (3,25) und als »Engel« (3,28). Als er den drei Freunden gebot, aus dem Ofen zu kommen, galt diese Aufforderung nur den Dreien. Das vierte Wesen, Gottes speziellen Diener, sprach er nicht an.
Anhand des Kontextes könnte man den Schluss ziehen, dass es sich bei der vierten Person um die zweite Person Gottes (Jesus Christus) in einer präinkarnativen Erscheinungsform (vor seiner Menschwerdung) handelte. Ähnliche Begebenheiten finden wir im AT an folgenden Stellen (2Mo 3,2; Jos 5,13-15; Ri 6,11 ff). Dort wird zwar der Begriff Engel benutzt, aber die Person stand trotzdem in einer speziellen Beziehung zum Herrn. Es war nicht bloss ein Engel, sondern der Engel des Herrn. Die Anwesenheit dieser vierten Person war gewiss aufsehenerregend, aber sie versetzte die Zuschauer nicht in Furcht und Schrecken, wie das bei Engeln oft der Fall ist. Der König sah vier Männer im Ofen und bezeichnete die vierte Person als einen Sohn der Götter. Vielleicht war es ja tatsächlich ein inspirierter Ausruf.
3. Warum wird das Buch Daniel oft als das atl. Gegenstück der Offenbarung im NT bezeichnet?
Das Buch Daniel und die Offenbarung ergänzen sich gegenseitig auf mancherlei Weise. Die beiden Bücher trennt ein Zeitraum von 600 Jahren, aber sie befassen sich beide mit Gottes Absichten in Bezug auf die Geschichte. Gewiss haben sich die meisten Prophezeiungen Daniels zur Zeit, da Johannes die Offenbarung verfasste, bereits erfüllt, und trotzdem liefert die Offenbarung in zwei bestimmten Fällen wichtige Ergänzungen, die zum Verständnis der in Daniel geschilderten Ereignisse beitragen.
- Beide Bücher befassen sich teilweise mit den Ereignissen der letzten Zeit und zeigen aus prophetischer Sicht:
- was sich während der Endphase des ursprünglich geschaffenen Universums abspielt
- wie Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft
- wie Gott sein Königreich errichtet.
- Die Offenbarung bestätigt die Sicht, die davon ausgeht, dass Prophezeiungen sich in Etappen oder Wellen erfüllen können. Etliche der Prophezeiungen Daniels erfüllten sich z. B. bis zu einem gewissen Grad bereits im Vorfeld der Geburt Christi. Ihre endgültige und vollständige Erfüllung wird aber erst am Ende der Zeit eintreffen.
Kurzstudium zum Buch Daniel/einige Fragen
- Zeichne die Biografie Daniels auf. Was für ein Mensch war er?
- In welchem Sinne stellt Daniel ein Vorbild dar für junge Menschen?
- Wie brachte Daniel seine Arbeit als Staatsmann und seine Beziehung zu Gott unter einen Hut?
- Was lehren uns Daniels Freunde in Bezug auf den Glauben?
- Welche prophetischen Visionen Daniels kitzeln deine Neugierde am meisten?
- Was lehrt uns Daniel über Gott?
Datum: 08.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel