Titus
– schrieb an Titus, um ihn zu ermutigen und ihn hinsichtlich seiner Führungsposition innerhalb der Gemeinde zuzurüsten (1,1 – 3,15).
Titus – ein griechischer Gläubiger, den Paulus nach Kreta sandte, um der dortigen Gemeinde als Hirte vorzustehen und ihr zu dienen (1,4 – 3,15).
Hintergrund und Umfeld
Obwohl Lukas in der Apostelgeschichte Titus nicht namentlich erwähnt, lernte Titus, der Heide (Gal 2,3), Paulus wahrscheinlich vor oder während dessen erster Missionsreise kennen und wurde von ihm zu Christus geführt (1,4). Der junge Älteste kannte sich bereits mit Judaisten aus, diesen falschen Lehrern in der Gemeinde, die u.a. darauf bestanden, dass alle Christen, ob heidnischen oder jüdischen Hintergrunds, an das mosaische Gesetz gebunden seien. Titus hatte Paulus und Barnabas einige Jahre zuvor zum Konzil nach Jerusalem begleitet, wo es um diese Irrlehre ging (Apg 15; Gal 2,1-5). Titus, der während der dritten Missionsreise in der Gemeinde von Korinth diente, wird im 2. Korintherbrief neunmal erwähnt (2,13; 7,6.13.14; 8,6.16.23; 12,18). Paulus bezeichnet ihn dort als »meinen Bruder« (2Kor 2,13), »meinen Gefährten und Mitarbeiter« (2Kor 8,23) und »mein echtes Kind« (Tit 1,4).
Später wirkte Titus eine Zeit lang mit Paulus auf der Insel Kreta und blieb dort zurück, um das Werk fortzuführen und zu festigen (1,5). Paulus wählte dieselbe Strategie, als er Timotheus in Ephesus zurückliess (1Tim 1,3). Sobald Artemas oder Tychikus (3,12) dort eintrafen, um die dortige Arbeit zu leiten, sollte Titus zu Paulus nach Nikopolis kommen. In dieser griechischen Stadt in der Provinz Achaja wollte Paulus überwintern (3,12).
Paulus informierte Titus mit dem Brief über seine zukünftigen Pläne und gab ihm Anweisungen für seinen Dienst in Kreta.
Schlüssellehren im Titusbrief
Gottes souveräne Erwählung der Gläubigen – vor Grundlegung der Welt war Gott bereits bestens mit dem Leben und der Zukunft seiner Kinder vertraut (1,1.2; 5Mo 7,6; Mt 20,16; Joh 6,44; 13,18; 15,16; Apg 22,14; Eph 1,4; 1Th 1,4; 1Tim 6,12).
Gottes rettende Gnade – Jesus Christus ist das grosse Gnadengeschenk Gottes an eine gefallene Menschheit (2,11; 3,5; Ps 84,12; Joh 1,14; 3,16-18; Röm 5,15.17; Eph 1,6; 1Tim 2,5-6; 4,10; Hebr 4,16; Jak 1,17; 1Pt 5,10; 1Joh 2,2).
Die Gottheit Christi und sein zweites Kommen – bei der Wiederkunft Jesu Christi wird die ganze Herrlichkeit seiner Gottheit offenbar (2,13; Röm 8,22.23; 1Kor 15,51-58, Phil 3,20-21; 1Th 4,13-18; 2Pt 1,1; 1Joh 3,2.3).
Das stellvertretende Sühneopfer Christi – Christus gab sich selbst zum Opfer, so dass die Gläubigen in ihm die Vergebung der Sünde haben (2,14; Jes 53,4-12; Joh 15,13, Apg 4,12; Röm 5,8-11, 8,32; 2Kor 5,18-19; Gal 1,4; Hebr 10,14; 1Pt 3,18, 1Joh 2,2; 4,10).
Die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist und die Erneuerung der Gläubigen – die Errettung bewirkt eine geistliche Reinigung von Sünden und verleiht die Gabe eines neuen, vom Heiligen Geist gewirkten, gestärkten und geschützten Lebens als Gottes eigene Kinder und Erben (3,5; Hes 36,25-29; Joel 3,1; Joh 3,3-6; Röm 5,5; 8,2; Eph 5,26; Jak 1,18, 1Pt 1,23; 1Joh 2,29; 3,9; 4,7, 5,1).
Gottes Wesen im Titusbrief
Gott ist freundlich – 3,4-6
Gott ist Liebe – 3,4-7
Gott ist barmherzig – 1,18; 3,5
Gott hält seine Versprechen – 1,2
Gott ist wahrhaftig – 1,2
Christus im Titusbrief
Die Gottheit Christi wird im Titusbrief sehr stark betont: »Indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus« (2,13). Im gesamten Brief verweist Paulus immer wieder auf Gott und Christus als den Retter, indem er sowohl die Gottheit Christi als auch den Erlösungsplan hervorhebt (1,3-4; 2,10.13; 3,4.6).
Schlüsselworte im Titusbrief
Gott unser Retter: Griechisch tou sôteros hemôn theou – 1,3; 2,10; 3,4 – Dieser Ausdruck (oder ähnliche) kommen in den Pastoralbriefen oft vor. In jedem dieser Verse beschreibt dieser Begriff Gott den Vater. Die Schreiber des AT reden vom Retter-Gott (s. Ps 24,5; Jes 12,2; 45,15.21) und dasselbe trifft auch auf einige NT-Schreiber zu (Lk 1,47; Jud 25). In den Pastoralbriefen wird der Sohn mit Retter angesprochen (1,4; 2,13; 3,6; 2Tim 1,10) und im Kapitel 2,13 wird der Sohn »unser Gott und Retter« genannt, wodurch Jesus eindeutig als Gott identifiziert wird.
Bad der Wiedergeburt: Griechisch loutron palingenesias – 3,5 – dieses Wort für »Bad« kann für den eigentlichen Behälter (Badewanne) stehen. Epheser 5,26, die einzige andere ntl. Stelle, wo dieser Ausdruck vorkommt, spricht vom Vorgang des Sich-Badens. Auch im Titusbrief geht es um den Vorgang des Badens. Einfach ausgedrückt heisst es hier, dass die Wiedergeburt durch den Vorgang des Sich-Waschens charakterisiert bzw. davon begleitet wird. An anderer Stelle in der Schrift wird das Wirken des Heiligen Geistes als reinigend und läuternd beschrieben (Hes 36,25-27; Joh 3,5). Das gr. Wort für »Wiedergeburt« bedeutet wortwörtlich »von neuem geboren werden« – und verweist auf das Wirken des Heiligen Geistes (s. Joh 3,6; Röm 8,16; Gal 4,6). Unsere Errettung durch Gott ist also ein einmaliges Ereignis, bei dem aber zwei Aspekte berücksichtigt werden müssen: 1) Das Bad der Wiedergeburt und 2) die Erneuerung durch den Heiligen Geist.
Gliederung
Gruss (1,1-4)
Grundsätze für effektive Evangelisation (1,5 – 3,11)
- Unter Leitern (1,5-16)
- In der Gemeinde (2,1-15)
- In der Welt (3,1-11)
Schlussfolgerung (3,12-14)
Segenswunsch (3,15)
Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
Rom brennt und die Christen werden als die Schuldigen hingestellt, obwohl allgemein bekannt ist, dass Nero ein Brandstifter ist.
Häufig auftauchende Fragen
1. Woran erkennen wir, dass der an Titus gerichtete Brief wahrscheinlich für einen ausgedehnteren Hörerkreis als nur für die Christen auf Kreta und Titus selbst bestimmt war?
Die Verse Titus 2,11-13 bilden das Herzstück des Briefes. Sie betonen Gottes souveränes Ziel mit der Berufung von Ältesten (1,5) und mit dem Aufruf an sein Volk zu einem gerechten Leben (2,1-10): Dadurch soll das Zeugnis aufgestellt werden, das Gottes Plan und den Zweck der Errettung darstellt. Wie immer hatte der Apostel eine breite Hörerschaft vor Augen, denn die Botschaft des Evangeliums ist universeller Natur. Er fasste den Heilsplan Gottes in drei Eckpunkten zusammen: 1) Errettung von der Schuld der Sünde (V. 11), 2) der Macht der Sünde (V. 12) und 3) der Gegenwart der Sünde (V. 13).
»Gnade Gottes«, dieser Ausdruck bezieht sich nicht nur auf die göttlichen Eigenschaften der Gnade, sondern auf Jesus Christus selbst, die fleischgewordene Gnade und Gottes absolut gnädige Gabe an die gefallene Menschheit (vgl. Joh 1,14). Der Ausdruck »für alle Menschen« spricht nicht von der Allver söhnung, wie einige irrtümlicherweise lehren. »Alle Menschen« wird so verwendet wie der Begriff »Menschenliebe« in 3,4 und bezieht sich auf die Menschheit im Allge meinen als eine Kategorie und nicht auf jeden einzelnen Menschen.Das Opfer Jesu Christi reicht aus, um jede Sünde jedes Gläubigen zu begleichen (Joh 3,16-18; 1Tim 2,5.6; 4,10; 1Joh 2,2). Paulus macht in der Einleitung dieses Briefes deutlich, dass die Errettung nur durch »den Glauben der Auserwählten« (1,1) effektiv wird. Paulus war sich des universellen Charakters des Evangeliums sehr wohl bewusst, trotzdem werden aus der Menschheit nur diejenigen errettet, die glauben (Joh 1,12; 3,16; 5,24.38.40; 6,40; 10,9; Röm 10,9-17).
2. Wie kann man anhand des Abschnitts im Kapitel 3,1-11 zum Schluss kommen, dass Evangelisation wirklich wichtig ist?
Wer den Brief liest wird leicht feststellen, dass Paulus mit Titus mehr im Sinn hatte, als ihn bloss nach Kreta zu schicken, um die dortige Gemeinde zu leiten. Paulus verfolgte ein evangelistisches Ziel. Er wollte, dass durch Titus’ Arbeit mehr Menschen zum Glauben an Jesus Christus kämen. Damit das wirklich stattfinden konnte, konzentrierte sich Paulus stark auf die evangelistische Zurüstung der Gläubigen in Kreta, so dass auch sie diesen Auftrag wahrnehmen konnten. Paulus suchte prinzipiell keine Gemeindeleiter, die ausschliesslich den Hirtendienst verrichten wollten (1,5-9), sondern er schaute sich nach Leitern um, die Christen gleichzeitig auch für die Evangelisation an ihren heidnischen Nachbarn zurüsteten. Im 2. Timotheus 2,2 lässt sich die Vorgehensweise von Paulus am klarsten erkennen.
In seiner Abschlussrede ermahnt er Titus, er solle die Gläubigen unter seiner Obhut an folgende Dinge erinnern: 1) eine korrekte Einstellung gegenüber der ungläubigen Obrigkeit (3,1) und auch gegenüber den Menschen allgemein (3,2), 2) an ihren früheren Zustand, als sie noch verloren in ihren Sünden waren (3,3), 3) an die barmherzige Rettung durch Jesus Christus (3,4-7), 4) ein glaubwürdiges Zeugnis angesichts der ungläubigen Welt zu sein (3,8) und 5) an ihre Verantwortung, falsche Lehrer und sektiererische Menschen innerhalb der Gemeinde abzuweisen (3,9-11). Alle diese Punkte tragen entscheidend zu einer effektiven, evangelistischen Tätigkeit bei. Das Zeugnis einer Gruppe von rechtschaffenen Gläubigen, die demütig und voller Mitgefühl sind, ist das beste Aushängeschild für das Evangelium und übt eine gewaltige Anziehungskraft aus.
Kurzstudium zum Titusbrief/einige Fragen
- Während du dich mit dem Titusbrief beschäftigst, solltest du dir Kreta mal auf einer Landkarte anschauen.
- Vergleiche 1. Timotheus mit Titus. Welche Gemeinsamkeiten fallen dir auf?
- Wie fasst Paulus das Evangelium für Titus zusammen?
- Welches sind laut Paulus’ Anweisungen an Titus die Hauptpunkte, wenn es um Gemeindeleitung geht?
- Welchen Stellenwert misst Paulus den Charaktereigenschaften eines Gemeindeleiters zu?
- Zu welcher Gruppe von Christen gehörst du und wie ernst nimmst du die dir übertragene Verantwortung?
Datum: 20.05.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel