Wunderbar gemacht

«Warum mich das Studium von Embryos in die Anbetung führte»

Der Zell-Biologe Jeff Hardin berichtet, wie die Erforschung der menschlichen Entwicklung ihn zum Staunen über die Schönheit von Gottes Schöpfung gebracht hat.
Zell-Biologe Jeff Hardin (Bild: intersectproject.org)

«Jeder, der schon einmal ein Neugeborenes im Arm gehalten hat, kann nicht umhin, darüber zu staunen, wie unglaublich zart und doch kompliziert strukturiert Neugeborene sind», erklärt Jeff Hardin von der Wisconsin-Universität.

«So winzige Finger und Zehen, so zarte Gesichtszüge! Noch bemerkenswerter ist die Reproduzierbarkeit des Ganzen: Das zarte Aufblühen des menschlichen Lebens wurde auf der ganzen Welt bereits milliardenfach reproduziert.»

Dieses tiefe Gefühl des Staunens treibt Entwicklungsbiologen an – Wissenschaftler, die zu verstehen versuchen, wie jeder von uns als Embryo begann. «Als Professor habe ich das Privileg, den Studenten jedes Frühjahrssemester das Wunder der Entwicklung zu vermitteln. Ich weise sie darauf hin, dass die Menschen seit Jahrtausenden über diesen Prozess nachdenken.»

Tiefgreifende Zeilen

Dann lese er jeweils aus einem alten hebräischen Gedicht vor. «Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Grossartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann!» Diese Worte stehen in der Bibel, in Psalm 139, Verse 13-16.

Jeff Hardin erklärt: «Der Gedanke, dass Zellen die Bausteine von Embryonen sind, wurde erst viel später entdeckt und doch verstand der Psalmist, dass die Entwicklung ein geordneter Prozess ist: Wie ein Meisterweber einen Webstuhl bewegt, so erfordert die Bildung eines integrierten Organismus aus einfacheren Teilen Bewegungen von äusserster Präzision.»

Unglaubliche Herausforderung

Der Aufbau des Embryos ist eine unglaubliche Herausforderung: Jeder von uns begann als eine einzige Zelle, die kleiner war als der Punkt am Ende dieses Satzes, betont Jeff Hardin: «Aus dieser einzigen Zelle entstehen bei der Geburt schliesslich fünf Billionen Zellen, die so spezialisiert und angeordnet sind, dass sie unseren winzigen Körper bilden.»

Eine zuverlässige Entwicklung hängt von zwei grundlegenden Prozessen ab. «Der eine heisst Differenzierung – wie sich die Teile des Embryos unterscheiden. Das Ohr unterscheidet sich vom Finger, der wiederum vom Auge verschieden ist. Die Differenzierung hängt entscheidend von regulatorischen Proteinen ab, die wie genetische Schalter wirken. Wenn eine Zelle einen bestimmten Satz dieser Proteine herstellt, wird eine ganze Reihe von Genen reguliert.»

Alles spielt zusammen

Mit der Differenzierung ist es jedoch nicht getan, erklärt Jeff Hardin weiter. «Ein gewisser Zusammenbau ist erforderlich! Die befruchtete Eizelle teilt sich in zwei Zellen, zwei in vier und vier in acht, was unter dem Mikroskop wie eine lose Traube aussieht. Dann produzieren die Zellen des Embryos ihren eigenen molekularen Klebstoff: Proteine, die mein Labor erforscht und die die weitere Entwicklung ermöglichen. Dann beginnt die Morphogenese, wörtlich die 'Entstehung der Form'.»

Die Bewegung von Zellen an neue Orte ist ein Selbstbauprojekt von atemberaubendem Ausmass «und ein weiteres langjähriges Interesse meiner Forschungsgruppe. Nach weiteren Zellteilungen teilen sich die inneren Zellen, die Monate später ein Baby bilden werden, in Schichten auf, während sich der grundlegende Körperplan herausbildet. Eine flache Zellschicht auf der Rückseite des Embryos rollt sich dann zu einer Röhre zusammen und bildet schliesslich das embryonale Gehirn und Rückenmark. Im Laufe des Wachstums des Fötus bilden sich weitere Organsysteme, die jeweils einen faszinierenden Prozess der Differenzierung und Morphogenese durchlaufen.»

Gott am Werk sehen

Für ihn seien die biologischen Details eine neue Gelegenheit, Gott am Werk zu sehen. «Wie der Theologe Charles Kingsley sagte: 'Sollen wir ihn weniger oder mehr verehren, wenn wir hören, dass seine Macht grösser und seine Weisheit tiefer ist, als wir uns je erträumt haben? Wir wussten von alters her, dass Gott so weise war, dass er alle Dinge machen konnte; aber ... er ist so viel weiser als selbst das, dass er alle Dinge selbst machen kann.'»

Eine weitere Herausforderung ist die winzige Grösse des Embryos. So wie das berühmte Bild der blauen Murmel, das die Erde vom Mond aus zeigt, die Sichtweise vieler Menschen auf unseren Planeten verändert hat, könnten wir versucht sein zu denken, dass unsere geringe Grösse eine geringere Bedeutung bedeutet. «Psalm 139 sagt etwas anderes: Es gibt keinen Ort, an den der Psalmist jemals gehen könnte, auch nicht vor seiner Geburt, an dem Gott nicht gewesen wäre. Für den Psalmisten hat Gott den Prozess der Selbstentfaltung bestimmt. Gott hat die Bildung des Körpers des Psalmisten bis hin zu seinen Organsystemen beaufsichtigt!»

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Datum: 08.09.2021
Autor: Jeff Hardin / Daniel Gerber
Quelle: Premier / gekürzte Übersetzung: Jesus.ch

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