Teich Betesda gefunden?
Gerade bei relativ spät entstandenen Teilen der Bibel wie dem Johannesevangelium nehmen manche Theologen schnell an, dass Orte, die nur darin beschrieben werden, wohl eher fiktiv sind. Ein typisches Beispiel dafür ist der «Teich Betesda».
Ein historischer Bericht?
Im 5. Kapitel des Johannesevangeliums steht die Geschichte der Heilung eines Gelähmten. Sie beginnt mit der Ortsbeschreibung: «Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heisst auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte. Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreissig Jahre krank …» (Johannes 5,2-5)
Durch die Beschreibung wird das folgende Wunder von Jesus an einen konkreten Ort gebunden. Das Problem dabei war bis vor Kurzem: An keiner anderen Stelle in der Bibel und auch in keinerlei ausserbiblischem Zeugnis waren Belege für diese Teichanlage zu finden.
Ein interessanter Fund
Im Zuge von Grabungsarbeiten in Jerusalem ist jetzt am beschriebenen Ort, nämlich in der Nähe des historischen Schaftors, eine fünfteilige Beckenanlage aus der Zeit Jesu entdeckt worden. Es spricht viel dafür, dass es sich dabei genau um den – bisher noch nicht bekannten – «Teich Betesda» handelt.
Umgang mit archäologischen Funden
Jahrzehntelang wurde die Historizität des Heilungswunders in Johannes 5 nicht zuletzt wegen der scheinbar fehlenden archäologischen Beweise von vielen Theologen abgelehnt. Offensichtlich greift diese Haltung von «Es gibt keine Beweise – ich suche aber auch nicht danach» zu kurz und zementiert eher bereits gefasste Vorurteile.
Allerdings gilt ähnliches auch für die christliche Interpretation: Dass in Jerusalem an der «richtigen» Stelle die Überreste von fünf antiken Wasserbecken gefunden wurden, erklärt und beweist nicht das Heilungswunder, das Jesus dort vollbracht haben soll. Es ist allerdings eines von zahlreichen Indizien, die die Bibel als Sammlung von historisch vertrauenswürdigen Dokumenten zeigen.
Natürlich kommt durch archäologische Forschungen niemand zum Glauben an Jesus, doch viele Funde unterstützen das Evangelium auf ihre Art. Was meinte Jesus, als er nach Jerusalem einritt und die Pharisäer sich über die Menschen ärgerten, die ihm zujubelten? «Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien» (Lukas 19,40).
Datum: 02.09.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet