Archäologe: «Bibel ist geschichtliche Realität»
Diese Woche präsentierte Garfinkel die Ergebnisse seiner Forschungen auf den Spuren des biblischen Königs David im Elah-Tal, etwa 30 Kilometer südwestlich von Jerusalem.
Bei Grabungen in Khirbet Qeiyafa, einer befestigten Stadt, fand der Archäologe Häuser, Knochen und Kultgegenstände. «Hier haben David und Goliath miteinander gekämpft», sagt Garfinkel. Khirbet Qeiyafa sei die erste befestige Stadt aus der Königszeit Davids.
Jüdische Stadt
Drei Zimmer, die nach Ansicht des Archäologen ausschliesslich zu religiösen Kultzwecken genutzt worden seien, Keramik und Steinobjekte, Metallwerkzeuge und zahlreiche Kunstwerke gehören zu den Funden, die bei den Grabungen in den vergangenen Jahren zutage gefördert wurden.
Khirbet Qeiyafa liegt an der Grenze von Judäa, nicht weit entfernt von der Philisterstadt Gat. Die Fundstücke lassen nach Ansicht des Archäologen Schlüsse über in Judäa übliche religiöse Bräuche zu. Zudem zeigten sich Übereinstimmungen mit Verzierungen an von König Salomon gebauten zweiten Tempel. «Salomon hat sich Architektur zu Nutzen gemacht, die es früher schon gab.»
Das Gelände der Stadt erstreckte sich den Forschungen zufolge auf einem Gebiet von 2,3 Hektar. Garfinkel zeigte sich überzeugt davon, dass es sich um eine judäische Stadt handelt. «Die Kanaaniter und die Philister praktizierten ihre Religionen im Tempel, nicht in Zimmern», argumentierte er.
Keine Götzen
Auffallend sei zudem, dass es keine Figuren von Menschen oder Tieren gibt. «Als der Monotheismus begann», so erklärt Garfinkel, «waren Tierfiguren verboten». Nur an einer Steinkiste, in der vermutlich Kultgegenstände oder «göttliche Symbole» aufbewahrt wurden, wachten zwei gemeisselte Löwen über den Inhalt. Am oberen Rand sitzen Vögel. «Diese Tiere hatten Funktionen», sagte Garfinkel. Die Vögel waren Opfertiere und sollten keineswegs angebetet werden.
Die «tragbaren Schreine», wie der Archäologe die Kisten aus Stein und Keramik nennt, hatten die Form eines Zimmers. «Zur Zeit von König David war so etwas nicht selten.» Auffallend sei auch, dass «nicht ein einziger Schweineknochen gefunden wurde», was auch auf eine jüdische Bevölkerung schliessen lasse.
«König David gab es»
Der an der Hebräischen Universität in Jerusalem lehrende Professor datiert die Funde in die Zeit von 980 bis 1020 vor Christus, in der laut Bibel David und Salomo regierten, und ordnet sie jüdischen Bräuchen zu.
Damit sei die Behauptung des Direktors des Archäologischen Instituts der Universität Tel Aviv, Israel Finkelstein, widerlegt, dass es kein Grossreich unter König David gegeben habe, so Garfinkel. Finkelstein betrachte die biblischen Geschichten als mythologische Erzählungen, er glaube, dass es keine archäologischen Hinweise auf David und Salomon gebe.
«Datierung gesichert»
Der Mangel an Schweineknochen und Götzenbildern reiche zwar nicht einwandfrei aus, um die Fundstelle als Vorposten des israelitischen Königs David zu «beweisen». Eine Untersuchung verkohlter Olivenkerne konnte jedoch einwandfrei die Funde mit der Regierungszeit des biblischen Königs und seiner philistischen Feinde verknüpfen.
Mehrere in der Bibel angeführte «Fachbegriffe» für Bauelemente des Tempels, etwa die in (1. Könige, Kapitel 7, Verse 1 bis 6), werden jetzt plötzlich verständlich, während sie bisher eher willkürlich interpretiert und übersetzt wurden. Was beispielsweise bisher als «Säulen» verstanden wurde, scheinen eher «Triglyphen» (die Triglyphe ist eine Dreischlitzplatte mit zwei vollen und zwei halben äusseren Rillen) gewesen zu sein.
Hat die Bibel recht?
Erstmals, so Garfinkel, gebe es archäologische Funde mit direktem Bezug zu König David und den biblischen Beschreibungen des salomonischen Tempels. Die Funde sind etwa 30 bis 40 Jahre älter als der Jerusalemer Tempel. Sie bestätigen aber einen monotheistischen Gotteskult (Verehrung eines einzigen und allumfassenden Gottes) noch vor der Errichtung des Tempels Salomons.
Jetzt muss man wohl eine Debatte unter Bibelforschern, Archäologen und Historikern abwarten, ob Garfinkel tatsächlich im Sinne des Bestseller-Autors Werner Keller bewiesen hat, dass «die Bibel recht hat».
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Datum: 12.05.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / israelnetz / idea / epd