Keine Angst im Kasperlitheater
Zehn Jahre leitete Manuela Steiner (*1967) aus Spiez Spielgruppen. «Wenn ein Kind Geburtstag hatte, durfte dieses vier Figuren auswählen, mit welchen ich spontan ein Theater aufführte.» Sehr schnell entdeckte sie, was den Kleinen Freude macht, und ihre Fertigkeit mit den Theaterfiguren verfeinerten sich.
Angst im Kasperlitheater
Als Manuelas Kinder klein waren, besuchte sie mit ihnen Puppentheater. «Die Theater machten den Kindern Angst, manchmal fürchteten sie sich noch abends im Bett.» So kam in ihr der Wunsch auf, selbst Kinder-Theater aufzuführen – ohne Hexen, Teufel und allem anderen, was Kinder verängstigt. Sie träumte von einem Kasperlitheater mit durchgehend kindergerechten Inhalten.
Gerne investierte sich Manuela vermehrt fürs Kasperlitheater und merkte, dass sie dafür tatsächlich eine Begabung hatte. «Ich war aber unsicher, ob dies der richtige Weg war und betete um ein Zeichen von Gott.» Ein Gast, dem sie von ihren Träumen erzählte, sagte spontan: «Mach dich doch selbständig!» Dieser überraschende und völlig neue Gedanke blieb hängen. Als ihr jemand im selben Monat ein Holztheater und eine Kiste mit Spielfiguren schenkte, gab es kein Zurück mehr. «Das war für mich wie ein grünes Licht von Gott.»
Das Ganze kommt in Schwung
Jemand erstellte für Manuela eine Homepage und bald schon kamen erste Anfragen. Inzwischen ist Manuela seit 18 Jahren mit dem mobilen Kasperlitheater Gwundernäsli unterwegs. Zusätzlich hat sie seit drei Jahren mit dem Kasperlikeller einen fixen Raum in Steffisburg eingerichtet. Bevor die Anlässe aufgrund Corona eingeschränkt wurden, war sie jährlich bei insgesamt circa 150 Vorführungen angekommen und musste aus terminlichen Gründen sogar Anfragen absagen.
Die Coronajahre waren herausfordernd. Vorführungen mussten abgesagt, die Raummiete aber trotz fehlenden Einkommens bezahlt werden. Inzwischen sind die Vorstellungen im Kasperlikeller wieder fast immer ausverkauft. Die Krise scheint überstanden. «Wenn Gott grünes Licht gibt, kümmert er sich auch um alles», ist Manuela dankbar.
Eine pädagogisch wertvolle Arbeit
«Oft staune ich, wie schnell Kinder dem Kasperli ihr Vertrauen schenken», berichtet Manuela. «Sie würden ihm alles erzählen.» Wichtig ist ihr, bei ihren Theatern Werte zu vermitteln, die mit ihrem christlichen Glauben vereinbar sind. Aus diesem macht sie kein Geheimnis, auch wenn die Theater kaum explizit christliche Inhalte vermitteln – abgesehen von der Weihnachtsgeschichte oder Aufführungen in Kirchgemeinden.
Mit ihren Theatern – Manuela und ihr Mann Philipp schreiben jährlich ein neues – sollen Kinder auf positive Weise geprägt werden und auf keinen Fall Angst haben müssen. Traurigerweise sind solche Angebote rar. Wenn sie interessante Aufträge ablehnen muss, bedauert Manuela, nicht auf andere Künstler verweisen zu können. «Es braucht mehr Leute, besonders Christen, welche Kultur für Kinder mit guten Werten aufführen.»
Die Nachfrage ist genauso gross wie das Potential, Kinder positiv zu prägen. Und die Arbeit wird geschätzt. «Ich bin in Schulen, Kirchgemeinden und werde von Kultur- oder Elternvereinen gebucht. Manche von ihnen laden mich jährlich immer wieder ein.»
Ein Familienprojekt
Seit bald 30 Jahren ist Manuela glücklich mit Philipp verheiratet. Er unterstützt sie beim Kasperlitheater tatkräftig. Oft haben sie schon davon geträumt, dass Philipp seinen Job aufgeben und ganz beim Theater einsteigen könnte. Bis dahin reist Manuela mit dem mobilen Theater meist alleine in der Schweiz herum.
Aufträge sind mit Aufwand verbunden. Oft gibt es längere Anreisen und dann gilt es, das Theater aufzubauen. Nach der Vorführung muss wieder alles eingepackt und die Heimreise angetreten werden. «Trotz der vielen Stunden, in denen ich unterwegs bin, komme ich nie ausgelaugt nach Hause.» Die Arbeit macht Manuela viel Freude. «Während den Aufführungen gibt es höchst selten Unruhe, die Kinder sind mit voller Aufmerksamkeit dabei. Ihre Reaktionen und Kommentare sind meist witzig und einfach unbezahlbar!»
Zur Webseite:
Kasperlitheater Gwundernäsli
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Datum: 14.06.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet