«Wir sind, wer wir sind»
Die Brüder Beni und Christian Hunziker sind als vollberufliche Schauspieler tätig. In christlichen Kreisen gewannen sie unter dem Namen Bruderboot schon einige Bekanntheit, ihr Engagement als Theaterpädagogen gehört aber gleichermassen zu ihnen. So führen sie in Schulen, Altersheimen oder mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung Projekte durch.
Den Glauben nicht verstecken
Um ihre verschiedenen Geschäftszweige voneinander zu trennen, wurden Beni und Christian zwei verschiedene Auftritte mit eigenständigen Webseiten empfohlen. Nach gründlichem Abwägen haben sie sich dagegen entschieden. Der Glaube gehört zu ihnen und soll auch nicht versteckt werden. «Wir haben kein Problem damit, in einer Schule nicht zu evangelisieren», sagt Beni. «Aber wir sind, wer wir sind und haben uns bewusst dafür entschieden, uns authentisch darzustellen.»
Authentizität ist für Bruderboot ein hoher Wert. «Auf der Website ist unser Glaube ersichtlich. Schulen finden somit nicht irgendwann heraus, dass wir auch in eine Freikirche gehen. Alles ist offensichtlich.»
«Es ist nicht unsere Aufgabe, Menschen zu überzeugen»
«Wir können nicht anders als von unserem Erleben zu erzählen und drücken dies in unserer Kunst aus», sagt Beni. Es geht ihnen nicht darum, das Publikum zu überzeugen. «Wir stellten uns einmal vor, wie wir die Zuschauer mit Gott bekanntmachen. Ob und wie diese dann mit Gott in Beziehung treten, liegt nicht in unserer Verantwortung.» Dass in christlichen Events mehr Glaubensinhalte transportiert werden als in einem Schulprojekt, versteht sich von selbst. Trotzdem bleiben sie sich selbst. «Mit all den Werten, die wir leben, dringt das christliche immer durch. Es ist nicht unsere Aufgabe, Menschen zu überzeugen. Wir teilen einfach, was wir erlebt haben.»
«Als ich im Sportgeschäft als Verkäufer arbeitete, stellte ich fest, dass auf den qualitativ besten Produkten nur wenig Werbung nötig war», erzählt Christian und folgert: «Wer die Qualität nicht liefern kann, braucht mehr Werbeaufwand.» Genauso sieht er seinen Glauben. «Wenn mein Glaube wirklich Kraft hat, brauche ich nicht viele Worte, um ihn zu bewerben. Es gilt einfach, Menschen daran Anteil nehmen zu lassen.»
Bruderboot war ein grosser Glaubensschritt
«Wir beide kamen auf individuellem Weg zur Schauspielerei», berichtet Beni, welcher Theaterpädagogik lernte. Christian machte die Schauspielerausbildung EFAS in Zürich. «Das ist die älteste Filmschauspielerschule Europas.» Danach arbeitete er weiterhin in Teilzeit in seinem ursprünglichen Beruf im Detailhandel. Über Jahre hinweg gingen beide Brüder ihren individuellen Weg, machten aber zunehmend auch gemeinsame Projekte.
Vor vier Jahren entschieden Beni und Christian, vollberuflich zusammen zu wirken. Es war ein Wagnis und die finanzielle Tragbarkeit war nicht gesichert. «In diesen vier Jahren hatten wir immer genug Arbeit und auch Geld, um unsere Familien zu versorgen.» Monat für Monat funktioniert es. «Es war aber schon ein grosser Glaubensschritt», sagt Beni. «Gott zu vertrauen, war uns wichtig», pflichtet Christian bei. Projekte der Theaterpädagogik machen das halbe Einkommen aus. «Mit den Aufführungen würde es für den Rest nicht reichen und deshalb haben wir zusätzlich einen Trägerkreis.»
«Ich bin ja auch nicht weniger Christ, wenn ich esse»
Die Freude und Leidenschaft für die Schauspielerei sind bei Christian und Beni spürbar. Die Begeisterung gilt sicher dem Theater an sich, kommt aber auch daher, dass sie ihr Leben und damit ihren Glauben teilen können. Unabhängig der Art des Anlasses versuchen sie, die gleiche Sprache zu sprechen. «Wir verstehen unsere Arbeit so, dass wir Fragen aufwerfen und nicht Antworten geben», sagt Beni. «Und wir erzählen aus unserem Leben, was uns wichtig ist», ergänzt Christian. «Wir machen die Unterscheidung von christlichen und nichtchristlichen Anlässen nicht so klar.» Sie seien einfach Christ und nicht manchmal christlicher und manchmal weniger. «Ich bin ja auch nicht beim Mittagessen weniger christlich, weil Essen nicht christlich wäre.»
Als Künstler von Corona betroffen
«Corona ging nicht spurlos an uns vorüber», gibt Christian Einblick. «Zeitweise waren keine Aufführungen möglich. Wir konnten aber immer wieder Aufführungen zu guten Zeitpunkten durchführen.» Es sei grundsätzlich so, dass jede Aufführung zu einer Einladung für eine weitere führe. Und so gehe es dann immer weiter.
«Ein grosser Teil unserer Arbeit ist Authentizität», sagt Christian. «Unser Glaube drückt sich auch dadurch aus, dass wir Mut haben, Fragen zu stellen.» Und da Corona auch keine Lebensfragen beantworten kann, kann Bruderboot auch in dieser Zeit Menschen inspirieren.
Zur Webseite:
Bruderboot
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet