«Gott hat alles in der Hand»
Bialik steht schon seit jungen Jahren ständig in der Öffentlichkeit. Doch eine so kritische Debatte rund um ihre religiöse Einstellung musste sie noch nicht führen. In den letzten Tagen seien viele Meldungen bei Bialik eingegangen. Sie habe sich sehr gewundert, sagt sie auf ihrer Facebookseite. Anlass ist der öffentliche Umgang mit ihrem jüdischen Glauben.
Von dem US-amerikanischen Nachrichtensender FOX411 wurde sie gefragt, ob es für sie komisch sei, so viel Aufmerksamkeit als Jüdin in einer säkularen Welt zu bekommen. Doch sie hätte damit kein Problem, schreibt sie weiter. Auch die Frage, ob Religion Trend werde in der Filmbranche, verneint sie. «Religiosität wird niemals ein Trend sein. Und das ist ok!»
Eine Wissenschaftlerin denkt an Noah
«Nun, da ich von hier bis zum Himmel dazu zitiert wurde, in der Welt von Hollywood religiös zu sein, bekomme ich auch viele Anfragen, wie ich in der Welt der Wissenschaft religiös sein kann.» Sie als Neurowissenschaftlerin müsse es doch besser wissen. Aus gegebenem Anlass hat sie die Webseite groknation.com eingerichtet. Hier erklärt sie drei Punkte, die ihr zu diesem vermeintlichen Spannungsfeld wichtig sind:
- Erstens sei die Torah, wie die Mosebücher in der jüdischen Tradition heissen, kein wissenschaftliches Buch. Es solle nicht die Erschaffung der Welt detailliert erklären und keine wissenschaftlichen Phänomene aufschlüsseln. Die Torah sei für sie ein Buch für den Alltag, das bei moralischen Fragestellungen eine Hilfe sei. Zudem betrachtet sie das Buch als ein historisches Dokument.
- Ausserdem sei «alles himmlisch». Ob Zweifler oder Atheist, alle staunten sie über die gleiche Schöpfung. Sie nannten die Welt um sich herum «wunderbar» oder «perfekt», auch wenn nicht alles perfekt sei. Alle glaubten, dass die Welt so bleibt und die Sonne jeden Tag wieder aufgeht. Niemand habe darüber Kontrolle. Jeder vermute allerdings einen anderen Ursprung. Wenn die Menschen einen Regenbogen gemeinsam anschauten, meinten sie vielleicht: «Der ist aber schön.» Bialik denke dabei über die Geschichte Noahs nach und spreche einen Vers aus der Torah. «Sollte ich deswegen nicht verstehen, wie der Regen entsteht? Sollte ich deswegen verrückt sein? Nein. Keinesfalls. Ich denke lediglich auf eine andere Weise darüber nach. Das schadet doch keinem.»
«Fasziniert vom Universum»
- Als dritten Punkt schreibt Bialik: Die Wertschätzung für die Wissenschaft fliesse in die Religion ein – und umgekehrt.
Je mehr sie in die Wissenschaft und in wissenschaftliche Prinzipien eintauche, desto mehr lerne sie zu verstehen, wie das Gehirn oder die Augen funktionierten, wie das Herz reagiere, wenn man eine Person, die man liebt, küsst oder in den Armen hält, und desto mehr fühle sie sich als Teil einer grossen Welt. Einer Welt, die sie nie hätte erschaffen können. In der sie nichts unter Kontrolle habe. «Ich bin fasziniert von dem Universum und auch der Unzulänglichkeit, die ich habe. So sieht das ein Wissenschaftler, der dennoch glaubt.» Und weiter: «Gott hat alles in der Hand. Wir versuchen nur, da mitzuhalten. Dieses Mithalten nennen wir unsere Existenz.»
Eine Frau mit vielen Facetten
Im Alter von zwölf Jahren erhielt Mayim Bialik die Rolle der Bette Midler in der Serie «Freundinnen» und begann so ihre Karriere im Filmgeschäft. Es folgten Auftritte in weiteren TV-Serien wie «Blossom», «Eine himmlische Familie» oder «MacGyver». Seit mittlerweile acht Staffeln spielt sie die Rolle der Dr. Amy Farrah Fowler in «The Big Bang Theory». Die neunte Staffel ist in Arbeit. Geboren wurde sie 1975 in San Diego, Kalifornien.
2000 erhielt sie den Bachelor of Science in Neurowissenschaften und in Hebräisch-Jüdischen Studien. Später folgte der Doktortitel in Neurowissenschaften an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Mit ihrem Privatleben geht die Mutter zweier Söhne sehr offen um. Besonders in einer regelmässigen Kolumne auf der Webseite kveller.com sowie auf ihrer neuen Webseite GrokNation.com, gibt sie Einblicke in ihren Alltag. Ihr Leben sei aufregend, schreibt sie, ein ständiges Auf und Ab. Aber eines gebe ihr Halt, und das sei ihr Glaube.
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Datum: 01.09.2015
Quelle: PRO Medienmagazin