«Ich war das perfekte Opfer für Menschenhändler»
durch. Heute unterstützt sie durch ihr gemeinnütziges Schmuck-Unternehmen «Sanctuary Project» Frauen, die aus Menschenhandel, Gewalt und Sucht herauskommen.
«Ich bin in der San Francisco Bay Area in einem guten Zuhause aufgewachsen, ich hatte liebevolle Eltern und zwei Schwestern», erinnert sich Holly Hayes. «Von aussen sah alles richtig toll aus – meine Eltern waren beide Professoren.»
Was die Leute um sie herum nicht wussten, war, dass sie vom Hausmeister sexuell missbraucht wurde. Er war der Babysitter, der die Nachmittagsbetreuung übernahm, zu dem auch ihre Schwestern gingen…
«Ich war sehr jung, es geschah im Alter von drei bis fünf Jahren. Der sexuelle Missbrauch prägte mich, obwohl ich es damals nicht verstand. Und so dachte ich einfach, ich hätte Angst. Ich wollte den Leuten immer gefallen. Ich wollte, dass mich alle mögen. Und so entdeckte ich sehr früh in meinen Teenagerjahren Drogen und Alkohol. Darin fand ich sofort die vermeintliche Lösung», erklärt Holly Hayes rückblickend. «Ich fand die Erleichterung von dieser überwältigenden Angst.»
Mit 15 täglich getrunken
Ungefähr zur gleichen Zeit, in der ihr innerliches Trauma auch äusserlich ersichtlich wurde, liessen sich ihre Eltern scheiden. «Mit 15 trank ich jeden Tag und nahm Drogen.»
Mit 16 brach sie die Schule ab und durchlebte die erste von fünf Abtreibungen. «Ich landete in meiner ersten missbräuchlichen Beziehung. Mit 18 erfolgten mehrere Verhaftungen.»
Dann lernte sie mit 19 einen Menschenhändler auf einer Party kennen. «Ich fühlte mich sofort zu ihm hingezogen. Ich denke, er erkannte, dass ich süchtig, sexuell traumatisiert und verwundbar war – das perfekte Opfer für ihn.» Nach einiger Zeit wurde er gewalttätig. In ihrem Leben und gerade auch in dieser Beziehung war dies alltäglich geworden.
An andere Männer verkauft
Nach etwa einem Jahr arrangierte er Jobs für sie und verkaufte ihren Körper an andere Männer. «An diesem Punkt war ich so geschädigt und untröstlich, dass ich wirklich das Gefühl hatte, wertlos zu sein. Nun ging ich davon aus, dass ich einen Wert habe, da Männer für mich bezahlen würden.» Auf den ersten Blick erkannte sie darin einen Schritt nach oben.
Sie trank noch mehr, war oft high und tauchte nicht zu den «Jobs» auf. «Er hat mich schliesslich rausgeschmissen. Und so wurde ich sogar von meinem Menschenhändler verlassen und konnte wirklich nirgendwo anders hin.»
Mit 21 war sie obdachlos, süchtig, völlig verloren und kaputt. «Auf dem Boden einer öffentlichen Toilette weinte ich. Meine Tränen tropften an den Boden und ich sagte drei Worte: 'Gott, hilf mir!'»
Umweg auf der Suche
Ich hatte nie an Gott geglaubt und ich kannte auch niemanden, der das tat. In dieser Nacht half ihr jemand, in ein Programm zu kommen. Sie begann mit Yoga und Meditation, fand aber keine Freude. «Ich fing an, überall zu suchen, wo die Welt sagt, dass ich nach Gott suchen soll. Aber ich hätte Jesus nie als Gott erkannt.» Die Jahre vergingen und sie war immer noch auf der inneren Suche.
Christen waren für sie Demonstranten, die vor Abtreibungskliniken standen und sie als Mörderin bezeichneten. Deshalb dachte sie nicht daran, dass dieser liebende Gott sie durch Jesus erretten würde…
Sie begann nun dennoch, in einer Bibel, die sie gestohlen hatte («das hatte ich damals ziemlich lustig gefunden»), zu lesen. «Ich wollte, dass Gott zu mir spricht. Ich wollte unbedingt wissen, wer dieser Gott war, der mich vor ein paar Jahren auf diesem WC-Boden gerettet hat, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich auf wundersame Weise gerettet worden war und alles, wonach ich bisher gesucht hatte, leer war.»
Vollständig gerettet
Sie steckte ihren Finger in die Bibel und sagte: «Okay, Gott, wenn du echt bist und du hier drin bist, sprich mit mir.» Und dann schlug sie die Stelle auf von Johannes 8, wo Jesus der Ehebrecherin vergibt und sagt: «Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.» Holly Hayes: «Es war einfach der perfekte Moment, Jesus zu begegnen. Ich meine, es war wie alles, was ich von den Christen hielt, den Streikposten vor den Abtreibungskliniken und den verurteilenden Personen, die ich gesehen hatte. Und doch stellte Jesus dem eine übernatürliche Barmherzigkeit und seine unglaubliche Gnade gegenüber.»
Zum ersten Mal stand sie vor Gott, zu dem sie damals auf dem Boden der Toilette geschrien hatte. «In diesem Moment war es so klar, dass Jesus der Gott war, der jemanden aus der Grube der Sünde retten und ihm ein ganz neues Leben schenken würde.»
Heilung beginnt
Ihre Heilungsreise begann an diesem Tag und sie begann zu lernen, wer sie eigentlich war. Und der Traum der Arbeit, die sie heute macht, wurde in dieser Zeit geboren.
Als jemand, der auf der anderen Seite gewesen ist, könne sie heute gut auf andere Menschen zugehen. «Niemand war damals nach der Abtreibung, als mein Körper auseinandergerissen wurde, an der Hintertür. Ich ging zurück zu meinem Menschenhändler in eine missbräuchliche Situation und immer noch süchtig nach Drogen. Wenn Christen an dieser Hintertür gewesen wären und mich mit liebevollen Armen aufgenommen und mich gefragt hätten, was ich brauchte und wie sie helfen könnten, hätte ich wahrscheinlich in diesem Moment Liebe und Hilfe angenommen.»
Holly Hayes sagt dies mit dem Gedanken, die betroffenen Frauen zu lieben. «Fangen wir in dem Moment an, sie aufzunehmen, wo sie am verletzlichsten sind, in dem Moment, in dem ihr Körper gerade zerrissen wurde, denn dort trifft Jesus uns und dort liebt Jesus uns. Und diese Art von Barmherzigkeit ist unbestreitbar attraktiv.»
Hilfe für andere
Sie begann, eine Gemeinschaft von Frauen aufzubauen, die sie betreut und liebt. Auch in Gefängnissen erzählt sie ihre Geschichte, spricht über den Menschenhandel «und dann kann ich eine Beziehung zu ihnen aufbauen, während sie im Gefängnis sind, und ihnen dann beim Austritt helfen, durch eine sichere Unterkunft und die nötigen Ressourcen.»
Für viele Menschen sei es schwierig, dem Sexhandel entkommen, einen gewöhnlichen Job an einer Tankstelle oder sonstwo anzunehmen. «Und so sah ich immer wieder Frauen, die sich abmühten und versagten, wenn es darum ging, ihr Leben wieder aufzubauen.»
Es war ein Muster, dass sich ganz offensichtlich wiederholte. «Also baute ich das 'Sanctuary Project' im Februar 2018 auf und wir begannen schnell zu wachsen.» Bei dem Projekt wird Schmuck hergestellt.
Ketten zeugen von gesprengten Ketten
«Alle unsere Ketten sollen uns an die Ketten erinnern, die wir im Leben dieser Frauen brechen, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne.» Bei der Arbeit erfolgt eine tägliche Andachtszeit mit den Mädchen. Ermutigend und auferbauend.
«Wir hatten drei Mädchen, die 'erklärterweise' nicht christlich waren, sie hatten zuerst Angst, für uns zu arbeiten, weil die Firma 'zu christlich' sein könnte… und dann wurden sie nach zwei oder drei Monaten zu hingebungsvollen Nachfolgern Christi. Ich durfte zwei von ihnen taufen.»
Zwölf Frauen arbeiteten für das Unternehmen, dann kam Corona. Entlassungen wären für die Betroffenen verheerend gewesen. «Gott zeigte mir, dass ich niemanden entlassen soll und einfach auf ihn vertrauen. Am selben Tag verloren wir jede einzelne Einnahmequelle.» Doch Gott erwies sich als treu.
Holly Hayes betete intensiv und konkret. «Es ist nicht so, dass ich um Gunst in Hülle und Fülle bete. Ich bete nur dafür, dass meine Mädchen zu essen bekommen. Ich bete nur dafür, dass wir die Gehaltsabrechnung erfüllen können. Ich bete dafür, dass diese Mädchen nicht obdachlos werden. Ich bete, dass sie nicht wieder zu Menschenhändlern gehen.» Sie bete nicht fordernd. «Ich bin nicht jemand, der sagt: 'Bittet einfach darum und Gott wird es geben.' Aber wenn es darum geht, die Bedürfnisse seiner Geliebten, seines Volkes zu erfüllen, ist er treu.»
Zur Website:
Sanctuary Project
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Datum: 04.06.2021
Autor: Jesus Calling / Daniel Gerber
Quelle: Jesus Calling / gekürzte Übersetzung: Jesus.ch