Wie ein erfolgreicher Drogendealer zum Untergrundpastor wurde
Viktor ist ein erfolgreicher Drogendealer. Er liebt das Adrenalin und die Abenteuer. Drogen aus Tadschikistan in sein Heimatland in Zentralasien zu schmuggeln, ist genau das Richtige für ihn. Er ist so erfolgreich, dass ihm sogar angeboten wird, zusätzlich Drogen über die afghanische Grenze schmuggeln zu «dürfen». Doch dann zerbricht sein Leben über Nacht: Viktor wird mit vier Kilo Heroin von der Polizei aufgeschnappt – er kommt sofort ins Gefängnis.
Ein Päckchen im Gefängnis
In Haft geht es mit dem jungen Mann bergab. «Ich fühlte mich leer und wollte nicht mehr weiterleben. Ich wusste noch nicht einmal, wie lange ich im Gefängnis sein müsste.» Genau in dieser Zeit erhält sein Mitgefangener ein Päckchen seiner Mutter. Es ist das Johannesevangelium. Sein Freund bietet es ihm an. Doch Viktor hält nicht viel davon. Erst als er zehn Nächte kaum schlafen kann, nimmt er es in die Hand und beginnt, darin zu lesen.
Zunächst macht die Bibel für Viktor wenig Sinn. «Worte wie 'Am Anfang war das Wort und das Wort war Gott' machten keinen Sinn. Was bedeutete das? Ich legte das Buch weg und las nicht weiter.» Doch die Schlaflosigkeit hielt an – und als er in seiner Erschöpfung und Verzweiflung wieder zum Johannesevangelium griff, konnte er plötzlich gar nicht mehr aufhören zu lesen. «Als ich über das ewige Leben las, war mein Interesse geweckt. Als ich darüber nachdachte, wünschte ich mir dieses ewige Leben noch mehr als ich mir wünschte, aus dem Gefängnis entlassen zu werden.»
Als er weiter las, spürte er mit einem Mal, dass Gott bei ihm war. «Ich wusste nichts über das Beten, aber ich rief einfach zu Jesus: 'Du weisst, dass ich mir nicht sicher bin, ob es dich gibt, aber ich möchte ewiges Leben haben und ich möchte von Neuem geboren werden.' Ich las weiter allein in meiner Zelle in der Bibel. Es war einfach ich und das Buch.»
Das Angebot – und eine Entscheidung
Dann schmuggelten Mitgefangene ihm ein Päckchen Drogen ins Gefängnis. «Als ich die Drogen sah, wusste ich, dass sie mich verrückt machen würden. 'Das ist der Tod', sagte ich mir. Und dann schaute ich das Evangelium an und wusste, dass dies das Leben war. Und ich entschied mich, das Leben zu wählen. Ich schickte die Drogen zurück und begann mein Leben mit Jesus.»
Doch die Entscheidung für Gott bringt ihm nicht automatisch Gutes. Viktor wird vom Gefängnisarzt mit einer schweren Krankheit diagnostiziert; er habe vermutlich noch 1,5 Jahre zu leben, heisst es. Normalerweise hätte ihn diese Nachricht völlig runtergezogen – doch Viktor reagiert anders. Er weiss mit einem Mal, dass er nach seinem Tod in den Himmel kommen wird und verspürt eine Freude, die seine Mitgefangenen überhaupt nicht verstehen können.
Von der Gefängniskirche…
Und: Die Krankheit verschlimmert sich nicht. Stattdessen startet Viktor mit einigen anderen eine Kirche im Gefängnis. Sie treffen sich in Kleingruppen, machen gemeinsam Musik und beten. Viktor beginnt zu predigen. Der Gefängnisverwalter ist so beeindruckt, dass er Viktor sogar erlaubt, über die Lautsprecheranlage des Gefängnisses zu predigen. Doch dafür muss er draussen stehen, und das ist im Winter nicht angenehm. Doch auch da ermutigt ihn der Verwalter: «Kümmere dich nicht um die Kälte, du musst über Jesus Christus predigen!»
…zur Kirche im Stall
Nach seiner Entlassung besucht Viktor eine Bibelschule: Er möchte Pastor werden. Während des Studiums beginnt er, in einem Reha-Zentrum mit Drogenabhängigen zu arbeiten und ihnen von Jesus zu erzählen. Heute hat er eine ganz besondere Kirche: Da sie sich in seinem Land nicht offiziell registrieren lassen kann, trifft sich Viktors Gemeinde in einem Stall – neben den Tieren. Hier versteckt er auch evangelistisches Material.
Da er nicht offen evangelisieren kann, besucht er mit seinem Team Menschen, die an Gott interessiert sind, um ihnen bei sich zu Hause mehr von Jesus zu erzählen. Abends gehen die Gemeindeglieder in das Dorf, unterhalten sich mit Menschen und beantworten ihre Fragen. «Eine Frau fragte uns beispielsweise über die Taufe. Wir schlugen ihr vor, sie bei sich zu Hause zu besuchen, um ihr das genauer zu erklären. So nutzen wir jede Möglichkeit, um in die Häuser der Menschen zu kommen und ihnen vom Evangelium zu erzählen.»
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Datum: 06.09.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Open Doors USA