Berufen und geliebt

«Es reicht, dass ich bin, wie ich bin»

Karina Bleeker fand, dass ihr Glaube nicht so aufregend sei wie bei anderen. Weil sie keine krasse Bekehrungsgeschichte hat oder Wunder erlebte. Dann erfährt sie, dass es um etwas ganz anderes geht. Und dass Gott sie liebt, genau so wie sie ist.
Karina Bleeker (Bild: Facebook)

«Gott liebt dich so, wie du bist.» Mit dieser Aussage bin ich quasi gross geworden. Meine Mutter hat mir von klein auf ihren christlichen Glauben vorgelebt und ich bin vom Kindergottesdienst zur Jungschar, später zum Teenkreis und dann zum Jugendkreis gegangen. Immer wieder habe ich dort gelernt, dass Gott alle Menschen liebt und das habe ich auch geglaubt. Aber ich habe nie darüber nachgedacht, was das wirklich konkret für mich bedeutet. Es war für mich eine Tatsache, die ich nie hinterfragt habe.

Willst du wirklich den Weg mit Gott gehen?

Ein paar Wochen vor meiner Konfirmation fragte mich meine Mutter dann auf einmal: «Karina, möchtest du eigentlich wirklich konfirmiert werden?» Diese Frage hat mich total überrumpelt. Für mich war immer klar, dass man das als Christ macht. Und da ich «gefühlt immer» mit Gott gelebt habe, war mir nie der Gedanke gekommen, das nicht zu tun. Dass ausgerechnet Mama meine Konfirmation in Frage stellte, hätte ich nicht erwartet. Sie hatte mich doch so erzogen.

Doch sie wollte mich darauf hinweisen, dass meine Konfirmation meine eigene Entscheidung ist, die ich bewusst treffen sollte. Nicht «weil man das halt so macht». Ich sollte mich selbst für oder gegen ein Leben mit Gott entscheiden. So fing ich an darüber nachzudenken, was ich eigentlich glaube. Und ob ich das, was mir andere über Gott erzählen, auch so annehmen kann. Ich entschied mich bewusst für ein Leben mit Gott und liess mich konfirmieren.

Dem Glauben auf der Spur

Danach habe ich selbst im Konfirmandenunterricht mitgearbeitet und anschliessend angefangen, im Teenkreis Andachten zu halten. Anderen von Gott zu erzählen, liess mich noch mal anders über meinen Glauben nachdenken. Was steckt eigentlich hinter den Dingen, die man schon als kleines Kind über Gott lernt? Ich spürte, dass ich vieles nie richtig verstanden hatte. Dazu gehörte auch der Satz: «Gott liebt dich so, wie du bist.»

Ehrlich gesagt, habe ich oft gedacht, ich bin nicht genug. Ich hatte nie krasse Erlebnisse mit Gott, in denen er zu mir gesprochen oder sich gezeigt hat. Ich habe noch keine grosse Andacht oder Predigt gehalten, nach der mir andere ihr Herz ausgeschüttet oder sich zu Jesus bekehrt haben. Und ich habe auch keine ergreifende Lebensgeschichte, die andere zum Schweigen und Nachdenken über Gott und die grossen Fragen der Menschheit bringt. Reiche ich überhaupt aus, um irgendwem von Gott zu erzählen?

Ganz normal und unendlich geliebt

Irgendwann verstand ich, was hinter Gottes Liebe steckt, von der ich so oft gehört hatte. «Gott liebt dich so, wie du bist» bedeutet nicht, dass es einen Gott gibt, der total lieb ist, weil er die Menschen mag. Nein, es bedeutet: Ich bin genug. Egal, was ich leiste. Egal, wie gut ich reden kann oder wie gut ich im Umgang mit anderen bin. Ganz gleich wie meine Noten sind. Und auch egal, wie sehr mich andere mögen. Ich habe verstanden, dass ich genau so, wie ich gerade aussehe, was ich gerade mache und wie ich mich gerade fühle, von jemandem wertgeschätzt werde. Dass dieser jemand zu mir sagt: «Ich liebe dich, ohne dass du irgendwas dafür erreichen musst.» Natürlich wünsche ich mir immer noch coole Erlebnisse mit Gott, aber ich weiss: Es geht um etwas ganz anderes.

Diese Gewissheit gibt mir heute total Kraft. Ich darf wissen, dass Gott eine Beziehung zu mir haben will und ich ihm wichtig bin. Ich brauche keine Angst haben, dass andere mehr leisten als ich, dass sie mal einen besseren Witz reissen, schöner aussehen oder mehr Zeit in Gott investieren, so dass er sie lieber mag als mich. Meine Beziehung zu Gott ist eine Sache zwischen ihm und mir. Und es reicht, dass ich einfach Ich bin.

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Datum: 11.12.2022
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet

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