«Sie haben ihn weggeworfen wie Abfall»
Bill Drake: Dieser Begriff kommt aus der Chemie: Man fügt bei einem Experiment einen Stoff hinzu, und dann gibt es eine starke Reaktion. Die Idee ist: Wenn man Menschen erreichen will, geschieht das nicht immer nur durch Predigt. Wir fragen uns: Wo stehen diese Menschen? Ein anderes Beispiel: Alle Menschen auf der Welt, egal aus welcher Kultur sie kommen, betreiben irgendeine Form von Sport oder Kunst, auch wenn es dabei um Kulte oder Teufelsanbetung gehen sollte. OM setzt Menschen ein, die sich speziell mit diesen Bereichen auskennen. Daraus können Gemeinden entstehen. Der Gründer von OM, George Verwer, hat sich gefragt: Wie können wir Patienten mit AIDS helfen? Daraufhin gründeten wir einen Dienst namens AIDSLink. So ähnlich war es mit SportsLink und OM Arts. Das zusammengenommen nennen wir «Katalytischer Dienst».
Was hat Kunst damit zu tun?
Wir
sind die erste Generation seit der Erfindung des Buchdrucks, die
Wahrheiten vor allem über Bildschirme vermittelt bekommt. Darauf gibt es
zwar auch Texte, aber eben auch Bilder, Klänge und Videos. Und deswegen
kann Kunst so eine bedeutende Rolle spielen. Wir können die Wahrheit
über Kunst vermitteln. Und wir müssen die Künstler finden. Es gibt in
Deutschland brillante Künstler, aber sie haben nichts mit der Kirche zu
tun, denn dort fühlen sie sich nicht wohl, wenn sie einfach immer nur
Tauben, Kreuze oder Fische malen sollen. Sie werden gar nicht
herausgefordert, die eigentliche Kraft auszunutzen, die in der Kunst
steckt. OM Arts öffnet Türen, das kann durch Musik, Malerei oder Tanz
passieren. Eventuell kann daraus aber ein gemeinsames Lesen in der Bibel
entstehen. Wir wollen die Kirche ermutigen, Künstler einzuladen und
ihre Qualitäten zu entdecken – und das nicht nur zu Ostern und
Weihnachten, sondern das ganze Jahr über. In Psalm 19 steht: «Die Himmel
erzählen die Ehre Gottes», da steht nicht «sie zeigen», sondern «sie
erzählen».
Inwiefern sind Sie darin involviert?
Ich
war viele Jahre der Chef von OM Arts. Dann fragte OM mich, ob ich die
Leitung des «Katalytischen Dienstes» übernehmen könnte. Erst sagte ich
nein, denn ich bin kein guter Geschäftsführer und ich bin kein Arzt. «Ich bin zwar ein Musiker und liebe American Football, aber dafür bin
ich nicht der Richtige!», sagte ich. Doch man sagte mir, ich könne
weiterhin Künstler sein, denn über die Musik kann man viele Türen
öffnen. Also nahm ich die Chance wahr, neue Perspektiven aufzutun, und
sagte zu. Im vergangenen Jahr habe ich so viele Reisen getätigt wie nie
zuvor in meinem Leben. Ich lerne gerade viel Neues dazu. Ich habe
gesehen, welche wundervollen Dinge Gott gerade in vielen Ländern durch
die Dienste tut.
Haben Sie noch genug Zeit für Ihre Musik?
Ich
hab sogar mehr Zeit als vorher. Mein Job besteht zu einem grossen Teil
aus Reisen. Wenn ich dann aber zu Hause bin, kann ich musizieren und
Lieder schreiben. Musik kann eine Hilfe sein, etwa bei der AIDS-Hilfe,
bei den Opfern des Menschenhandels, bei den Armen und den Abgehängten
der Gesellschaft. Ich erlebe viel auf meinen Reisen, teilweise
Erschütterndes. Das spiegelt sich in meinen Songs wider.
Können Sie ein Beispiel dafür geben, was Sie so erleben?
Ich
habe kürzlich ein Lied geschrieben, das heisst «Wunderschönes Wrack».
Darin geht es um einen Mann, der in den Müllcontainer eines
Krankenhauses geworfen wurde. Und das einfach nur, weil er AIDS hatte.
Der Arzt hatte gesagt: «Bringt diesen Haufen Müll aus dem Haus», und
so haben sie ihn weggeworfen wie Abfall. Wenn man so etwas hört, trifft
es einen sehr tief. Ich habe diesen Mann getroffen und gesehen, wie Gott
ihn verändert hat. Heute leitet er eine Klinik für AIDS-Kranke,
Drogenabhängige und Prostituierte, und zwar in einem muslimischen Land.
Können Sie weitere Beispiele geben für Dinge, die Sie bei Ihrer Arbeit erleben?
Eine
der tollsten Geschichten, die ich erlebt habe, hat mit einem Gemälde zu
tun. Etwa 60 Prozent der Muslime, die zum Glauben an Jesus kommen,
hatten zuvor einen Traum oder eine Vision. Das weist darauf hin, dass
sie sehr empfindsam sind für alles, was man sehen oder sich vorstellen
kann. Wir arbeiten in muslimischen Ländern viel mit Gemälden. Meistens
beten wir vor einem Einsatz und versuchen herauszufinden, was in dieser
Region wichtig ist. Und an diesem Ort fielen uns die schönen Türen und
Fenster auf aus Holz, Stein oder Eisen. Unsere Zeichnerin malte also ein
Bild von einer Tür und einem Schloss davor. Nach dem Mittagessen sass da
plötzlich ein älterer Muslim auf dem Bürgersteig und weinte. Er sagte
uns: «Sie haben mein Leben gemalt. Mein ganzes Leben lang wollte ich ein
guter Muslim sein, aber ich fühle mich immer ausgesperrt. Wie auf dem
Bild sehe ich ein helles Licht hinter der Tür, aber ich komme da nicht
hin.» Die Zeichnerin konnte mit ihm beten und ihm sozusagen die Tür
aufsperren zu Jesus.
Und was passiert beim Sport?
In
der muslimischen Welt war kein Projekt erfolgreicher als die
Sport-Arbeit. In einem muslimischen Land haben in diesen Jahren rund
30'000 Jugendliche und Erwachsene an den Programmen teilgenommen, und
400 Muslime haben sich dadurch für Jesus entschieden. Inzwischen wurden
in dem Land, dessen Namen ich nicht nennen möchte, sechs Gemeinden
gegründet. Für ein muslimisches Land ist das enorm viel. Wir haben dort
Treffen an Sonntagen, wo wir Cricket mit den Leuten spielen. Aber wir
erzählen ihnen auch von Jesus.
Welche Sportarten machen Sie noch?
Wir
machen viel Baseball. In Ungarn zum Beispiel gibt es viele gute
Spieler. Viele Leute dort würden kaum in eine Kirche gehen, denn sie
hassen die Kirche. Aber zu einem Baseball-Training geht man gerne, und
dort gibt es auch Bibelstunden. So kommen ganze Familien zu Jesus. In
England und Afrika ist hingegen Fussball sehr wichtig. In Afrika gibt es
viele Familien ohne Väter, denn sie schlafen mit vielen Frauen, bekommen
AIDS und sterben. Wenn man zu einem Jugendlichen, der nie einen Vater
hatte, mit einem Fussball kommt, hat man sofort einen Zugang zu ihm. Sie
lernen die Regeln und wie man gemeinsam in einem Team spielt. Unser
Leiter für Afrika sagt, fast alle Gemeinden dort wurden über die
Sportaktionen gegründet.
Wie sind Sie selbst zum Glauben gekommen?
Ich
komme aus einer zerbrochenen Familie. Mein Vater war ein wohlhabender
Arzt. Er hatte mehrere Geliebte und verliess seine Frau für eine von
ihnen. Meine Mutter heiratete neu, und zwar einen Mann, der sehr
gewalttätig war. Ich wurde misshandelt. Meine Mutter starb, als ich 15
Jahre alt war. Das hat mich sehr wütend gemacht, ich war wütend auf Gott
und alle Menschen. Bis zum Alter von 19 Jahren hab ich mein Leben
einfach weggeworfen. Ich spielte in Bars und Nachtclubs in einer
Rockband. Innerlich dachte ich aber an Selbstmord. Aber Gott sandte eine
Gruppe Jugendlicher zu mir, die in Bars von Jesus erzählten. In einer
Pause sprachen sie mit uns, und als ich ihnen sagte, dass ich mich
umbringen wollte, sagten sie: «Bring dich nicht um. Aber sterben musst
du schon.» Ich fragte, wie sie das meinen, und sie luden mich ein, mit
ihrem Pastor zu sprechen. Das dauerte nicht lange, aber als ich wieder
zu Hause war, war es so, als hätte ich in der einen Hand eine Pistole
und in der anderen die Bibel, und ich müsste mich entscheiden. Ich
konnte so jedenfalls nicht weitermachen. Alles, was ich Jesus geben
konnte, war ein Haufen aus Chaos, Bitterkeit und Zerstörung. Aber das
gab ich ihm, und er nahm mich an. Das hat mein Leben komplett verändert.
Zur Webseite:
Operation Mobilisation Schweiz
Hier ein Song von Bill Drake:
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Datum: 06.06.2018
Autor: Jörn Schumacher
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de