«Ich hatte mich schon aufgegeben»
Mit acht Jahren wurde ich das erste Mal von einem engen Bekannten der Familie missbraucht. Ich erinnere mich noch, wie ich danach in der Badewanne versuchte, meinen kleinen Körper abzuschrubben. Ich fühlte mich so schmutzig. Aus lauter Scham verriet niemandem etwas. Irgendwie glaubte ich, dass ich da selbst Schuld dran bin. So ertrug ich fünf Jahre lang immer wieder den Missbrauch und erst als Teenager schaffte ich es, dem Täter aus dem Weg zu gehen. Doch mein Selbstwertgefühl ist in diesen Jahren zerbrochen.
Auf der Suche nach Liebe
Als Jugendliche stürzte ich mich in Beziehungen und hoffte, dadurch Liebe und Wert zu finden. Ich fing an zu trinken und meine Schuld- und Schamgefühle mit Drogen zu benebeln. Mit 15 Jahren war ich das erste Mal schwanger und trieb ab. Damals fingen die Stimmen in mir an, mich anzuklagen. Dass ich wertloser Abschaum bin. Und: Wie ich nur abtreiben konnte. Die Schuldgefühle quälten mich bis ins Unermessliche.
Mit 17 Jahren wurde ich ein zweites Mal schwanger und dieses Mal behielt ich das Baby. Ich hoffte, dass ich in meinem kleinen Jungen endlich einen Menschen haben würde, der mich liebt. Doch ich konnte meinen Lebensstil nicht ändern. Nach der Schule zog ich von Zuhause aus, suchte einen Job und bemühte mich, eine gute Mutter zu sein. Aber von den Drogen konnte ich meine Finger nicht lassen und oft ging ich feiern. Ich war eine Rabenmutter und ich schämte mich dafür. Als ich wieder einmal Drogen besorgte und meinen 5-jährigen Jungen auf der Rückbank meines Autos schlafen sah, wusste ich, dass er etwas Besseres verdient hat als mich. So brachte ich ihn zu meiner Mutter. Ich hoffte, dass ich mich bald wieder selbst um ihn kümmern kann. Doch tief in mir wusste ich, dass ich das nie auf die Reihe kriegen würde.
Danach stürzte ich völlig ab. Jetzt hatte ich keinen Grund mehr, mich zusammenzureissen. Ich landete auf der Strasse und finanzierte mir die Drogen, indem ich meinen Körper verkaufte. Und um das auszuhalten, musste ich noch mehr Drogen nehmen. Es war ein Teufelskreis. Ich wollte auch gar nicht mehr ohne Drogen sein, weil ich dann zugeben musste, was für ein Monster aus mir geworden war. Ich war wirklich am Ende.
Begegnung mit einer Christin
Immer wieder landete ich im Gefängnis. Und dort lernte ich eine Christin kennen, die gelegentlich uns Häftlinge besuchte. Immer, wenn sie ins Gefängnis kam, hielt sie nach mir Ausschau. Sie verurteilte mich nicht. Und sie erzählte mir von der Liebe Gottes. Was sie sagte, klang so hoffnungsvoll, fast zu schön um wahr zu sein. Sie machte mir Mut, aus der Prostitution auszusteigen. Doch mit Drogen konnte ich nicht aufhören, ich war viel zu süchtig. Und, ehrlich gesagt, war es mir auch egal, wenn ich mich damit zugrunde richtete. Drogen nehmen, das war das einzige, was ich richtig gut konnte.
Gott greift ein
Ich fand einen Job in einem Lebensmittelgeschäft und eines Tages kam eine Frau vorbei, die sagte, sie müsse unbedingt mit mir reden. Sie meinte, Gott habe ihr keine Ruhe gelassen und sie gedrängt, mit mir zu sprechen. Dann fragte sie mich, ob alles okay wäre und ich antwortete, dass mit mir schon lange nichts mehr okay ist. Die Frau sagte, dass Gott mich sieht und dass er mich liebt. Und sie organisierte einen Entzug in einer christlichen Drogen-Reha für mich. Dort erkannte ich, dass Gott meine letzte Chance ist.
Wenn es diesen Gott, der mich angeblich liebt, wirklich geben sollte, dann brauchte ich ihn dringend. Ich war so kaputt, so voller Schuld und Schande. Als ich mich das erste Mal an Gott wandte, brach ich weinend zusammen. Ich flehte Gott an, dass er mir vergibt, dass er in mein Leben kommt und mir hilft. Doch gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich keine Beziehung zu Gott haben kann. Dann geschah das Wunder. Inmitten meiner Verzweiflung wurde mir bewusst, dass Gott mich besser kennt als ich selbst und dass er mich tatsächlich liebt. Mit einem Mal war meine Schuld wie weggewischt. An diesem Abend passierte etwas Unglaubliches in meinem Leben. Der allmächtige Gott begegnete mir. Und ich wurde frei von Drogen.
Seitdem bin ich clean. Und Schritt für Schritt wurde ich durch Jesus wieder heil. Ich durfte wieder eine Beziehung zu meinem Sohn aufbauen und bin inzwischen sogar Grossmutter. Heute arbeite ich mit suchtkranken Frauen und erzähle ihnen von der lebensverändernden Liebe Gottes. Er ist die Hoffnung und er macht alles neu. Ich habe es selbst erfahren.
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Datum: 17.10.2017
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / cbn.com