Ungewollt schwanger – heute dankbar
Meine grösste Befürchtung hatte sich bestätigt: Ich war schwanger! Der Arzt empfahl mir abzutreiben. Ich stand unter Schock. Was sollte ich tun? Während meines Parisaufenthalts war ich in eine Beziehung mit einem Afrikaner gerutscht. Ich konnte einfach seiner körperlichen Annäherung nicht widerstehen, auch wenn mir bewusst war, dass ich eine solche Beziehung nicht wollte. Um wieder Klarheit in mein Leben zu bekommen, entschloss ich, zurück in die Schweiz zu gehen. Zum Abschied trafen wir uns noch einmal. Ich dachte, dass es keine Rolle spielt, ob wir körperlich noch einmal zusammen kommen – und dann wollte ich neu anfangen und mein Leben mit Gott regeln.
Die Entscheidung liegt bei mir allein
Wie gelähmt sass ich nun beim Arzt. Schwanger. Ein uneheliches Kind. Ein Mischling! Eine Abtreibung wäre die einfachste Lösung. Ich könnte alles vertuschen, niemand würde es erfahren. Ich wäre fein raus. Doch als gelernte Pflegefachfrau wusste ich auch um die seelische Belastung einer Abtreibung. Eigentlich war ich für das Leben. Aber welche Konsequenten würde es haben, das Baby zu behalten? Es bedeutete, zu meinem Fehltritt zu stehen – Gesichtsverlust pur! Ich fürchtete mich vor den Reaktionen meiner Familie und Freunden. Und wie würde ich als alleinerziehende Mutter zurechtkommen? So eine folgenschwere Entscheidung zu treffen war nicht leicht. Aber ich entschloss, das werdende Kind zu behalten. Mein Leben schien mir schon genug verpfuscht, da wollte ich nicht auch noch mit den tiefgehenden Folgen einer Abtreibung kämpfen.
Wie steht Gott zu mir?
Als Christ wusste ich, dass ich falsch gehandelt hatte, mich einfach auf jemanden einzulassen, mit dem ich nicht mein Leben teilen wollte. Ich wusste aber auch, dass ich bei Gott Hilfe finden kann. In einem Gottesdienst hörte ich den Bibelvers aus Jesaja, der mich tief berührte: «Eure Sünden sind blutrot, und doch sollt ihr schneeweiss werden» (Jesaja, Kapitel 1, Vers 18). Von Herzen bat ich Gott um Vergebung und fragte ihn, ob er mein Leben neu führen würde. Ich spürte, dass Gott mir vergeben hatte. Trotzdem war es nicht einfach, meine Situation und das Baby anzunehmen und öffentlich dazu zu stehen. Als ich den Schritt wagte, war ich erstaunt, wie viel Liebe und Anteilnahme ich erfuhr.
Gott hat wunderbare Wege
Noch ein Wunder durfte ich erleben: Gott schenkte mir einen Ehemann und einen Papi für Joël. In diesen turbulenten Wochen suchte ein ehemaliger Studienkollege näheren Kontakt mit mir. Für Daniel war meine Schwangerschaft kein Hindernis. Kurz vor der Geburt verlobten wir uns und ein halbes Jahr später heirateten wir. Mit «unserem» dunklen Baby gingen wir glücklich in die Flitterwochen! Mein damaliger Pastor gab uns einen wichtigen Gedanken mit auf den Weg: «Ihr habt die Wahl, Joël wird euch immer an Ruths Fehltritt oder an die Gnade Gottes erinnern.» Wir wurden oft auf Joëls Hautfarbe angesprochen. Wie gut zu wissen, dass Gott mir vergeben hat. Kein Scherbenhaufen ist für ihn zu gross. Auch aus einer chaotischen Situation kann er etwas Wunderschönes machen!
Inzwischen sind Daniel und ich 25 Jahre verheiratet. Joël und seine zwei Jahre jüngere Schwester verstehen sich bestens. Ich bin unendlich dankbar, dass ich mich damals für mein Baby entschieden habe – Joël ist eine grosse Bereicherung für mein Leben geworden.
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Datum: 19.04.2016
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: jesus.ch, mystory.me/ruth-berney