«Gott liebt chaotische Menschen»
Caleb Kaltenbachs Kindheit ist alles andere als normal. Als der US-Amerikaner zwei Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden – und erklären beide kurz darauf, dass sie homosexuell sind. Calebs Mutter und ihre Partnerin gehen immer wieder auf LGBT*-Demonstrationen und -Veranstaltungen und nehmen den Grundschüler Caleb mit (*LGBT steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender).
Bei den Demos sieht er Gegendemonstranten, Christen, die Schilder mit der Aufschrift «Gott hasst euch», «Kehrt um, oder brennt in der Hölle» oder «Gott hat keinen Platz für euch» hochhalten und die Demonstranten sogar teilweise mit Wasser und Urin bespritzen. Kaltenbach: «Ich schaute meine Mutter an. Ich war damals in der Grundschule und erinnere mich immer noch an meine Worte: 'Mama, warum machen die Leute das?' Und meine Mutter antwortete: 'Caleb, das sind Christen. Christen mögen keine Menschen, die anders sind als sie'.»
Ein Plan, der nicht aufging…
Von dem Moment an wusste Caleb: «Ich wollte niemals mit dem Namen 'Christ' in Verbindung gebracht werden.» Er wuchs als Agnostiker auf und hasste alles, was mit Gott und Religion zu tun hatte. In der Oberstufe beschloss er, das Christentum anzugreifen. «Dies war mein Plan – der allerdings nicht allzu gut funktionierte… Ich wurde von einem Freund zu einem Bibelkreis eingeladen und dachte: Gut, ich tue einfach so, als wäre ich Christ. Dann lerne ich Sachen über die Bibel und kann ihren Argumenten den Boden nehmen. Niemand sollte jemandem nachfolgen wie Jesus, der Menschen hasst.»
Gesagt, getan. Caleb beginnt, den Bibelkreis zu besuchen. Doch mit einem Mal stellt er fest, dass Jesus gar nicht so ist, wie die Menschen, die ihn als Kind mit Urin bespritzt und beschimpft haben. Jesus liebt Menschen! «Jesus hat einen Standard und ruft uns dazu, ein heiliges Leben zu führen. Doch die Leute, die die Freunde meiner Mutter und sie so schlimm behandelt hatten, sagten zwar die Wahrheit, aber ohne Gnade, Liebe und Erbarmen», berichtet Kaltenbach. «Nun sah ich Jesus in einem anderen Licht. Und ich gab mein Leben Jesus.»
Was sagt Gott über Homosexualität?
Als Caleb seinen Eltern erzählt, dass er Christ geworden ist, bestrafen sie ihn zunächst. Er erklärt ihnen, dass sich seine Meinung zum Thema Sexualität geändert hat und dass er nicht glaubt, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen Teil von Gottes Plan sind – und wird kurzerhand rausgeworfen.
Doch das schreckt ihn nicht ab. Er verbringt viel Zeit damit, Bibeltexte zu lesen, in denen von Homosexualität die Rede ist. «Ich setzte mich auf den Boden und begann, diese Texte eingehend zu erforschen; sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gibt es einen roten Faden, in dem Gott sexuelle Intimität als Ehe zwischen einem Mann und einer Frau definiert.»
Nach der Schule geht Kaltenbach an eine Bibelschule und wird hinterher Pastor in Kalifornien. Wenig später ziehen beide Eltern in die Nähe seiner Gemeinde. «Meine beiden Eltern begannen, die Kirche zu besuchen, in der ich predigte. Und meine beiden Eltern haben ihr Leben dem Herrn Jesus gegeben. Das ist unglaublich!»
Wahrheit mit Liebe und Gnade
Kaltenbach glaubt weiterhin nicht, dass die Bibel gleichgeschlechtliche Beziehungen duldet. Aber er möchte Christen dabei helfen, Homosexuellen in Liebe und Gnade zu begegnen – oder, in anderen Worten, die Wahrheit in Liebe zu predigen.
Aus diesem Grund hat er das Buch «Messy Grace» (Chaotische Gnade) geschrieben, das im Oktober in den USA erscheint. Er beschreibt darin seine Geschichte und möchte den Lesern zeigen, wie sie an dem festhalten können, was die Bibel über Sexualität sagt, und gleichzeitig gnädig und liebevoll mit ihren Mitmenschen umgehen.
«Chaotische Gnade»
Dass das nicht immer einfach ist, weiss Caleb Kaltenbach aus eigener Erfahrung. Denn obwohl beide Eltern nicht mehr in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, befinden sie sich in einem Prozess. Kaltenbach: «Glauben beide (Eltern) an Jesus? Ja. Sind sie Christen? Ja. Kämpfen sie immer noch mit homosexueller Anziehung? Ja. Werden sie von einigen Christen in der Gemeinde verurteilt? Vermutlich. Sind sie in jedem theologischen Thema einer Meinung mit mir? Nein. Ist Gott mit ihnen auf dem Weg, den sie jetzt gehen? Ja. Wie passen alle diese Dinge zusammen? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass Gnade auch chaotisch sein kann und das ist in Ordnung, denn Gott liebt chaotische Menschen.»
Zur Webseite:
Messy Gracebook
Zum Thema:
Tochter eines lesbischen Paares: «Zwei Mütter ersetzen keinen Vater»
Dolce und Gabbana: «Du hast eine Mutter und einen Vater»
Datum: 22.09.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Christian Post / The Blaze