Vision für die Turk-Völker

Von der Familie verstossen, von Jesus geliebt

Kenan* wuchs in einer türkischen Familie in Europa auf. Als junger Muslim fand er zum Glauben an Jesus Christus. Als seine Mutter davon erfuhr, wollte sie ihn mit dem Küchenmesser erstechen. Heute ist er als Gemeindegründer in der islamischen Welt unterwegs.
Ein Muslim beim Gebet
Das Verbreitungsgebiet der heutigen Turkvölker. Sie siedeln hauptsächlich von Osteuropa bis Zentralasien.

Wie die allermeisten Muslime, war auch Kenans Familie nicht strenggläubig. Als Kind beobachtete er seine Mutter, wie sie abends den Koran las. «Was steht im Koran?», fragte er sie. Sie antwortete: «Ich weiss es nicht. Ich kann zwar Arabisch lesen, aber ich verstehe die Bedeutung davon nicht.» Das war für den jungen Kenan seltsam und machte keinen Sinn. Die Mutter meinte, dass bereits das Lesen selbst ein Segen sei.

Der Schulkollege war anders

Kenan war schon als Junge hungrig nach Wahrheit. Mit 14 Jahren kaufte er einen Koran, da er herausfinden wollte, was darin gelehrt wird, doch die Inhalte ergaben für ihn keinen Sinn, und er legte ihn enttäuscht zur Seite. In seinen Teenagerjahren gründete er mit seinen Kollegen eine Rock’n’Roll-Band und die Musik wurde zu seiner Religion. Er durchlebte wilde Jugendjahre und eiferte seinen Idolen nach, «doch die Leere in mir wurde grösser und grösser», wie er heute sagt.

Am ersten Tag in der Berufsschule begegnete er Martin. Als er ihn anschaute, sah Kenan, dass sein Kollege im wahrsten Sinne des Wortes «aus seinem Gesicht heraus strahlte». Kenan nahm ihn beiseite und sagte: «Du bist anders!» «Ja, ich glaube an Jesus Christus» antwortete Martin. Es imponierte Kenan, wie Martin zu seinem Glauben stand. Kenan sagte: «Ich bin Muslim, ich habe den Koran gelesen und ich suche die Wahrheit», worauf Martin ihm ein Neues Testament gab: «Wenn du die Wahrheit suchst, dann lies das.»  «Das lese ich gerne», antwortete Kenan und dachte innerlich, dass er ihm beweisen werde, dass dieses Buch korrumpiert, verfälscht, altmodisch und voller Widersprüche ist.

Gemeinschaft mit dem Schöpfer

Kenan begann, heimlich in der Bibel zu lesen. «Mir war bewusst, dass ich grosse Probleme bekommen würde, sollten meine Eltern mich dabei erwischen» erzählt er. Der Vers aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 5, Vers 4 ging wie ein Pfeil durch sein Herz: «Glücklich sind die Traurigen, denn Gott wird sie trösten.» Kenan weinte, weil er realisierte, dass der allmächtige Gott interessiert ist an ihm und ihn trösten will. Er hatte definitiv «etwas Spannendes entdeckt», und in seinem Leben begann ein dreijähriger Kampf.

Sein Schulkollege Martin lud Kenan in die Gemeinde ein, wo er auch mit all seinen Bandkollegen hinging. Es war an einem Abend im Jahr 1991, als sie alle dort auf die Knie gingen und ihr Leben Jesus übergaben. «Das war ein Moment, der mein Leben komplett veränderte. Ein Friede kam über mich, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Und diesen Frieden trage ich bis heute in mir» erzählt Kenan.

«Sohn, was ist mit dir passiert?»

Es ging nicht lange, bis seine Mutter ihn fragte: «Sohn, was ist mit dir passiert?» Voller Freude sagte er: «Mami, ich bin Christ geworden.» Da verpasste sie ihm eine Ohrfeige und begann auf ihn einzuschlagen. «Meine liebe Mutter, zu der ich so eine gute Beziehung hatte, war richtig rasend geworden. Sie kam mir vor wie eine andere Person» erzählt Kenan. Der Vater betrat den Raum und fragte, was los sei. Sie sagte: «Dein Sohn ist ein Kafir (ein Ungläubiger) geworden, ein Christ.» Dann ging auch sein Vater auf ihn los und prügelte auf ihn ein. Seine Mutter holte ein Küchenmesser, um ihn zu erstechen, doch der Vater hielt sie zurück. Kenan wollte weglaufen, aber sein Vater schloss die Tür ab: «Du rennst nirgendwo hin. Jetzt gehen wir alle ins Bett und morgen regeln wir die Sache.»  Kenan tat in dieser Nacht kein Auge zu. Am nächsten Morgen stand er auf, fand den Schlüssel und verschwand.

Seine Eltern teilten ihm nach einer Weile telefonisch mit, dass sie seine Entscheidung akzeptieren würden. Doch als er nach Hause kam, eskalierte die Situation erneut und ihm blieb nichts anderes übrig, als auszuziehen.

Erweckung im Musikbunker

In ihrem Musikbunker erlebten Kenan und seine Band nun, wie jede Woche mehr Menschen zum Glauben an Jesus kamen. «30, 60, 100 Jugendliche – frisch von der Strasse, Freunde und deren Kollegen kamen in unseren muffigen Raum und spürten den Frieden und den Geist Gottes. So begann Gott, mit mir Gemeinde zu gründen, obwohl ich zuerst noch gar nicht wusste, was ich genau tat.»

Das ist heute noch Kenans Leidenschaft. Gott redete mit ihm über seine Wurzeln und sagte ihm: «Ich will, dass du zu den Menschen in der Türkei gehst und ihnen von Jesus Christus erzählst.» Daraus entstand die Vision, den ganzen Korridor der Turk-Völker mit der Botschaft von Jesus zu erreichen.

Gemeindegründungsarbeit unterstützen

Das war vor über 20 Jahren. Seither ist Kenan in mehr als 40 Ländern unterwegs gewesen. «Ich hätte es mir nie träumen lassen, was Gott aus meinem Leben machte» erzählt er. «Ich darf heute miterleben, wie Muslime aus verschiedenen Nationen zum Glauben an Jesus kommen, wie ganze Nachbarschaften sich ihm zuwenden und Hausgemeinden entstehen. In den letzten zehn Jahren kamen weltweit mehr Muslime zum Glauben an Jesus, als in der ganzen Geschichte des Islam zuvor», berichtet Kenan.

Weiter erzählt er: «Gott wirkt gerade massiv unter den Muslimen, aber viele zahlen dafür auch einen sehr hohen Preis. Sie verlieren ihre Arbeitsstelle und ihre Familien. Sie werden ins Gefängnis geworfen, gefoltert, getötet, vergewaltigt und ihre Häuser werden angezündet. Trotzdem sagen sie: 'Mir ist das Gewaltigste passiert, was mir passieren kann: Ich habe Jesus kennengelernt.'»

Kenan hat wieder Kontakt zu seinen Eltern, jedoch verstehen sie seine Entscheidung bis heute nicht. Als Projektleiter der Hilfsorganisation «HMK Hilfe für Mensch und Kirche» ist er viel in der islamischen Welt unterwegs und ermutigt junge Gemeindegründer. Seine Reisen führen ihn auch immer wieder in Regionen, in denen Christen starker Verfolgung ausgesetzt sind, und ermutigt sie. «In allem Leid erfahren diese Gläubigen Gottes Nähe, Trost und Beistand und sind in ihrem Umfeld ein Zeugnis der Liebe Gottes», berichtet Kenan.

*Name aus Sicherheitsgründen geändert.

Hören Sie das Lebenszeugnis von Kenan:
Als Secondo zwischen zwei Welten - ICF Thun, 24.11.2013

Zur Webseite:
HMK

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Datum: 27.04.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / HMK

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