Jesus sagte: «Deine Zeit ist noch nicht da»
Auf der Autobahn, in Höhe des Flughafens, sahen sie mitten auf der Strasse einen PKW am Kilometerpunkt 171,5. Eine Frau Mitte 40 stand neben dem Auto, im Auto ein ältere Frau. Die Frauen brauchten Hilfe, so viel konnte man sehen. Silvia rief zu Ihrem Partner, der am Steuer sass: «Halt an!»
Ihr Freund reagierte blitzschnell. Silvia lief zu dem Auto; eine der beiden, die Mutter, stand völlig unter Schock. Als sie dabei war, Mutter und Tochter heraus zu helfen, passierte es: Ein nachfolgendes Auto, ein Mercedes, fährt (nahezu) ungebremst in das Unfallauto mit den drei Frauen. Später sollte sich in dem nachfolgenden Prozess herausstellen, dass der Fahrer es eilig hatte und am Telefonieren war.
Aus dem Auto geschleudert
Für die drei Frauen war der Zusammenstoss folgenschwer: Mutter und Tochter aus dem Unfallauto starben, Silvia wurde 60 Meter weit weg geschleudert und landete auf einer Mittelleitplanke. Die Mutter wurde ebenfalls aus dem Auto geschleudert, ihre Tochter erlitt schwerste Verbrennungen.
Zunächst hatten die Sanitäter nicht nach Silvia gesucht, bis der Freund sie darauf aufmerksam machte, dass er Silvia vermisst. Schliesslich fand man sie, die rechte Körperhälfte zertrümmert, ein Bündel Elend, dem man kaum noch eine Überlebenschance einräumte. Das rechte Waden- und Schienbein war neben dem Oberschenkel, das rechte Knie hing nur noch an der Haut. Die Schwerverletzte kam ins Nordwestkrankenhaus und wurde dort, wie sie heute sagt, «notdürftig zusammengeflickt». Daran, dass die Frau den Unfall überleben würde, glaubte wohl keiner mehr.
«Deine Zeit ist noch nicht da»
Was zunächst nur nach einer tragischen Begebenheit ausschaut, hat eine Seite, die man nur erfährt, wenn man mit Silvia persönlich spricht. Sie hatte noch ein ganz anderes Erleben nach dem Unfall: «Ich konnte einen Tunnel mit einem warmen, wunderschönen Licht sehen. Ich hörte meine verstorbene Oma, die mich bei meinem Spitznamen «Silvi» rief. Ich wollte zu ihr. Da war es schön. Ich hatte immer eine sehr gute und intensive Beziehung zu meinem Grosseltern und vor allem zu meiner Oma.»
Bei der Begegnung mit der Oma blieb es nicht. Kurz danach sah sie einen Mann mit langen Haaren und Bart, er hatte die Hände ausgebreitet, um mich zu segnen und sagte zu mir: «Deine Zeit ist noch nicht da. Ihr könnt euch (gemeint war Silvia und ihre Oma) zu einem anderen Zeitpunkt sehen.» Diese Begegnung mit Jesus liess sie nicht los. Dass Jesus existierte, war für sie keine Frage mehr. Und es war für sie auch klar, dass sie künftig mit ihm leben wollte. «Ich wusste von da an: Er ist mein Retter, ohne ihn wäre ich nicht mehr da.»
«Die halten mich für bekloppt»
Über die Begegnung mit dem Mann dachte sie nach ihrem mehrwöchigen Koma immer wieder nach. Für sie bestand kein Zweifel, dass ihr Jesus begegnet war. Von da an befasste sie sich im Krankenhaus mit Fragen der Religion, las nicht nur in der Bibel, sondern auch im Koran und beschäftigte sich mit dem Buddhismus. Sie konnte und mochte zunächst mit keinem über ihre Begegnung mit Jesus sprechen und sie hatte Angst, dass man sie für verrückt halten würde.
Das Ganze liegt fast 25 Jahre zurück, doch Silvia erinnert sich auch heute noch an die Begegnung mit Jesus, als wäre es gestern gewesen. Die Begegnung ist immer noch da und sie vergisst sie nicht.
45 Operationen und eine Trennung
Heute sagt sie: «Ohne diesen Unfall hätte ich Jesus nicht kennen gelernt; von dieser Seite her bin ich also sogar dankbar dafür.» Aber der Unfall war der Beginn einer schweren Zeit. Viele Krankenhausaufenthalte und an die 45 Operationen brauchte sie nach dem Unfall. Nach etlichen Jahren wurde es ihrem Ehemann, mit dem sie zwei Kinder hatte, zu viel und es kam zur Trennung. Von nun an war sie allein für die Versorgung und Erziehung ihrer beiden Kinder verantwortlich; und das mit all den Beschwerden und Folgen des Unfalls.
Für Silvia kam es einige Zeit nach ihrer Begegnung mit Jesus dann zu einem Punkt, an dem sie sich in einer Freikirche taufen und segnen liess. «Das war für mich ein wichtiges Bekenntnis», sagt sie. Das war nicht einfach, denn die Eltern aus der katholischen Kirche hatten dafür wenig Verständnis und konnten mit Freikirchen und ihrer Art der Frömmigkeit wenig anfangen. Danach gefragt, was ihr an ihrem Glauben wichtig ist, zitiert sie gern das Lied, in dem es um Jesus, den Weg, die Wahrheit und das Leben geht. Das begleitet mich und dessen bin ich mir sicher.
Früher öfter mal gelogen
Verändert hat sich durch den gefundenen Glauben für sie nicht nur, wie sie das Leben sieht, sondern auch, wie sie sich gegenüber anderen verhält: «Ich habe früher nicht selten gelogen, um mich aus Situationen, die mir unangenehm waren, herauszulavieren. Jesus hat mir da geholfen und damit war mit einem Mal Schluss.»
Silvia wurde durch und mit dem Unfall «ein neues Leben geschenkt». Das physische Leben und das neue Leben, das sie durch Jesus bekam. Doch trotz dieser glücklichen Wendung muss sie auch heute noch, viele Jahre nach dem Unfall, einen oft schweren Weg gehen. Zur Zeit macht sie eine Phase durch, in der es ihr nicht leicht fällt zu beten. «Ich habe Mühe, mit Jesus zu sprechen. Ich leide weiter an den Folgen des Unfalls. Oft ist es mir zu schwer, nur eine Tasse Kaffee hochzuheben. Das ist immer wieder richtig frustrierend!» Doch, auch wenn ihr Draht zu Jesus zur Zeit nicht so heiss glüht, weiss sie, dass Jesus ihr «Retter» ist, dem sie alles verdankt.
Datum: 28.01.2015
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet