Heute kämpft er für das Leben
Wenn Anthony Levatino heute über Abtreibung spricht, ist es ruhig bei seinen Vorträgen und Voten. Eine zu Boden fallende Nadel würde einen aufschrecken. «Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Geburtshelfer sind, der Abtreibung befürwortet. Ihre 17-Jährige Patientin ist im 20. Monat schwanger. Seit zwei Wochen spürt sie die Kick-Bewegungen ihres Babys im Bauch. Nun schläft sie vor ihnen auf dem Operationstisch und Sie sollen ihr mit ihrem Problem, nämlich der Schwangerschaft, helfen.»
Er selbst führte seit den 1970er Jahren zahlreiche Abtreibungen durch, ohne sich viele Gedanken darüber zu machen. «Ich glaubte, eine Abtreibung sei ein Entscheid zwischen einer Frau und ihrem Arzt und niemand hätte etwas dazu zu sagen.»
1'200 Abtreibungen
In den späten 1980ern spezialisierte er sich auf eine Art der Abtreibung. Zusammen mit seinem Arztkollegen war er der einzige in der Gegend, der diese Form praktizierte. Allein in den vier Jahren in dieser eigenen Praxis führte er 1'200 Abtreibungen durch. «Ich machte gutes Geld und wir konnten uns ein Haus kaufen.»
Zwei Tragödien veränderten dann sein Denken. Ein paar Jahre vorher litten seine Frau und er an Unfruchtbarkeit und sie entschieden sich, ein Kind zu adoptieren. Eines zu finden war zermürbend und erstmals begann Levatino zu hinterfragen, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. «Ich wusste: der Grund, warum wir kein Kind zum Adoptieren fanden, waren Leute wie ich, welche Kinder abtrieben.»
Eines Tages rief eine 15-Jährige an. Sie war gerade ins Spital gekommen, in dem er arbeitete. Sie war bereit, ihr Kind zum Adoptieren freizugeben und seine Bedenken über seinen Job wichen wieder. Das Mädchen erhielt den Namen Heather. Bald wurde auch seine Frau schwanger, die beiden Kinder standen sich alsbald sehr nahe. Doch nach ein paar Jahren wurde die Kleine bei einem Unfall auf der Strasse vor dem Haus angefahren. «Wir taten alles was wir konnten, doch sie starb noch in unseren Armen im Ambulanzfahrzeug.»
Nicht mehr der grosse Arzt
Die nächste Abtreibung sei dann einfach eine weitere Routine gewesen. «Doch zum ersten Mal sah ich es nicht mehr als das wunderbare Recht der Frau an, diesen Entscheid zu fällen. Und ich sah mich nicht als den grossen Arzt an, der bei einem Problem half.» Als er das tote Geschöpf daliegen sah, sah er erstmals etwas anderes. Nach dem Verlust der Tochter hatte sich etwas in ihm verändert: «Alles was ich sehen konnte, war der Sohn oder die Tochter von jemandem.»
Ab diesem Zeitpunkt nahm er nur noch Abbrüche im ersten Schwangerschaftsdrittel vor. «Bald stellte ich fest, dass die Grösse des Babys keine Rolle spielt.» 1985 entschied Levatino, keine weiteren Abtreibungen vorzunehmen. Er kam zum Schluss, dies sei «die grösste Menschenrechtsverletzung unserer Zeit.»
Inzwischen ist er Mitgründer von «Heather's Place» geworden, einer Nonprofit-Organisation, die Schwangere unterstützt. Zudem gründete er «Turning Point», ein Werk ebenfalls für Schwangere.
Er rüttelt auf
Regelmässig spricht Levatino öffentlich. Einmal wurde er von einem Bischof aus Connecticut zu einem Vortrag eingeladen. Ein Mitarbeiter fragte ihn, warum er genau aufgehört habe, Abtreibungen vorzunehmen. Levatino erzählte die oben wiedergegebene Geschichte.
Er wurde ermutigt, seine Erlebnisse weiterzuerzählen. Heute widmet er seine medizinischen Fähigkeiten Gott und spricht sich auf Konferenzen für das Leben der Ungeborenen aus.
Datum: 20.08.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Life News / The Record