«Ich habe meine Abtreibung überlebt»
Als ich 20 Jahre alt wurde, machte ich meine leibliche Mutter ausfindig. Für unser erstes Treffen schrieb ich ihr eine Karte, mit dem, was mich schon lange beschäftigte: «Danke, dass Du Dich für mein Leben entschieden hast. Dass ich leben darf, ist das grösste Geschenk meines Lebens.»
Die Begegnung
Es war ergreifend, meine leibliche Mutter zu sehen und es flossen viele Freudentränen. Als ich ihr meine Karte überreichte, schlug die Stimmung plötzlich um. Nun flossen Tränen der Trauer. Dann erzählte sie mir die ganze Geschichte; unsere Geschichte:
Als Scheidungskind war meine Mutter viel auf sich allein gestellt. Schon früh suchte sie Annerkennung beim anderen Geschlecht und mit nur 13 Jahren war sie schwanger. Sie hatte keine Wahl, ihr Umfeld entschied für sie: Abtreibung.
Ein Pfusch der Ärzte: Mein Schicksal
Als ihre Mutter sie in die Klinik brachte und den Eingriff durchführen liess, war sie bereits im fünften Monat. Danach sollte alles wieder wie früher werden. Doch es kam anders.
Meine Mutter ging zurück in die Schule, doch aus irgendeinem Grund nahm sie weiter zu. Als sie dann vier Wochen später wieder vor demselben Arzt stand, kam der Schock. Die Abtreibung war zwar einerseits erfolgreich gewesen, aber sie trug noch ein Kind in sich. Von den Zwillingen hatte einer überlebt: Ich.
Mein Start ins Leben
Wie die Ärzte jetzt feststellten, war durch den schweren Eingriff ihre Fruchtblase beschädigt worden. Nur zwei Wochen später kam ich zur Welt.
Ich wog 2'200 Gramm, hatte eine Fehlstellung der Hüfte und Klump-Füsse. An Maschinen angeschlossen, lag ich breit gewickelt im Brutkasten. Doch ich entwickelte mich gut. Kaum konnte ich ohne Brutkasten leben, wurden meine Füsse eingegipst, um die Missbildung zu korrigieren. Ich hatte Glück, ich wurde adoptiert. Meine neuen Eltern erzogen mich mit viel Liebe und erklärten mir immer wieder, dass ich für Gott sehr besonders sein musste.
Das Leben ist ein Wunder
In den darauffolgenden Jahren hatte ich immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu tun und kämpfte mit allen Mitteln, um meinen Körper in die Norm zu formen. Auch heute noch leide ich an den Folgen der Abtreibung. Für viele mag das eine Horrorgeschichte sein, aber ich bin unendlich dankbar, dass ich das Leben geschenkt bekommen habe. Oft fragen mich Leute, ob ich nicht sauer bin auf meine leibliche Mutter, aber für mich ist sie eine Heldin.
Abtreibung klingt nach einer einfachen Lösung. Aber in Wirklichkeit ist das viel komplexer. Dass Gott in meinem Fall eingegriffen hat und aus etwas Schrecklichem etwas Wunderbares werden liess, ist für mich das grösste Glück. Ich habe erfahren, dass ich mich auf Gott verlassen kann. Und gelernt, dass es im Leben nicht um mich geht, sondern um Gott. Jeder von uns lebt allein durch Gottes Gnade. Wir halten das Leben oft für selbstverständlich, aber das ist es nicht. Es ist ein Riesengeschenk Gottes an uns.
Datum: 08.08.2019
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / cbn.com