Mitten im Chaos fand ich Frieden
So lange ich denken kann, war Fussball meine Leidenschaft. Schon mit drei Jahren kickte ich auf der Strasse, später in der Schule und seit meinem 13. Lebensjahr im Verein. Mit 16 unterschrieb ich meinen ersten Profivertrag. Und direkt nach der aktiven Karriere wurde ich Trainer.
Als ich die Amateure von Mainz 05 trainierte, änderte sich bei mir einiges. Plötzlich lief es nicht mehr. Ich hatte Angst, den Job zu verlieren. Auch privat ging so manches schief. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr alles im Griff habe.
Ein Buch sucht seinen Besitzer
In dieser Zeit stand irgendwann mal nach einem Spiel jemand an unserem Mannschaftsbus und verteilte Bücher. Auch ich bekam eins. Ein Fussballer auf dem Titelblatt liess mich zunächst vermuten, es wäre ein Fussballbuch. Doch dann las ich den Titel: «Mit vollem Einsatz. Das Neue Testament.» Darauf hatte ich keinen Bock und legte es weg. An Gott hatte ich sowieso nie geglaubt, im Grunde lehnte ich alles ab, was mit dem Glauben zu tun hatte.
Einige Wochen später kam ein Spieler zu mir und meinte: «Jemand hat mir das hier ausdrücklich für dich gegeben.» Es war wieder dieses Buch. Ich ärgerte mich, nahm es aber trotzdem und legte es zu dem anderen in meinen Schrank.
Gott im Fernsehen
An einem Sonntagmorgen knipste ich den Fernseher an und blieb bei einem Gottesdienst hängen. Der Prediger sprach auf Englisch, meiner Muttersprache, und irgendwie fühlte ich mich angesprochen. Was er sagte, traf mich. Immer wieder wollte ich weiterzappen, aber irgendetwas hielt mich ab und so sah ich die Sendung schliesslich bis zum Schluss.
An diesem Sonntag erfuhr ich Dinge über Jesus, die ich so noch nie gehört hatte. Und ich erkannte Wahrheiten – auch über mein eigenes Leben. Der Prediger selbst war, bevor er Christ geworden war, alkohol- und drogenabhängig gewesen, aber durch Jesus war er frei geworden. Nur vom Zuhören bekam ich Gänsehaut. Ich konnte nicht glauben, wie man sein Leben so radikal ändern könnte.
Am nächsten Tag nahm ich dann doch mal die Sportlerbibel zur Hand. Ich schlug das Buch einfach mittendrin auf und landete bei dem Lebensbericht von Ion Keptene, einem Taekwondo Kämpfer aus Moldawien. Was für ein Zufall, Taekwondo war auch mein Hobby. Ich las seinen Bericht, und wieder dachte ich: Das ist irgendwie genau deine Geschichte.
Am folgenden Sonntag schaltete ich wieder den Fernsehgottesdienst an und dachte: Vielleicht war es ja nur Zufall, dass es mich das letztes Mal so fasziniert hat. Doch auch an diesem Sonntag fühlte ich mich sofort angesprochen. Plötzlich sagt der Prediger: «I am talking to you – Ich rede mit dir» und zeigte dabei scheinbar auf mich.
Schlaflose Nächte
Irgendetwas in mir veränderte sich, aber ich fand keine Erklärung dafür. Immer wieder wurde ich nachts wach und grübelte über meinen Misserfolg und die Frage: Was passiert, wenn ich sterbe? Es liess mich nicht los. Als Sportler war ich auf Erfolg fixiert. Das war es, was mich ausmachte. Erfolg definierte meinen Wert. Doch jetzt wurde meine Arbeit ständig hinterfragt. Ich fühlte mich gekränkt, verletzt und ausgenutzt. Natürlich war das mein egoistisches, subjektives Empfinden. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Dann verloren wir das fünfte Spiel in Folge, ausgerechnet bei meiner früheren Trainerstation TUS Koblenz.
Gott in der Kneipe
Eine Woche später traf ich mich in einer Szenekneipe mit meinem Trainerkollegen Brent Goulet. Ich wusste, dass Brent Christ ist – und er wusste um meine ständigen Misserfolge. Er kam rein, machte seine Tasche auf und packte eine Riesenbibel aus. Alle starrten auf unserem Tisch. Brent muss geahnt haben, wie peinlich mir das war, denn er sagte: «Ich würde mich auch selbst auf den Tisch stellen, um zu erzählen was Jesus für mich getan hat.» Der Typ faszinierte mich. Er strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die ich überhaupt nicht kannte, und ich konnte ganz offen mit ihm reden.
Auf Grundlage der Bibel beantwortete mir Brent die Fragen meiner schlaflosen Nächte und alles, was mich sonst noch bewegte. Mal las er eine Bibelstelle vor, mal liess er mich selbst lesen. Ich war mir sicher, dass irgendwann auch Brent keine Antworten mehr haben würde, aber es gab immer einen Bibelvers, der genau auf mich zutraf. Ich war total aufgewühlt, mein Herz raste.
Ein Glaubens-Versuch
Als ich an dem Abend zurück in mein Appartement in Mainz fuhr, rief ich meine Frau zu Hause im Westerwald an und sagte ihr, dass ich heute nicht mehr käme. Ich schmiss meine Tasche hin – das Licht machte ich erst gar nicht an – und ging auf die Knie. Ich weinte bitterlich. Und ich sprach mein erstes Gebet: «Jesus wenn es dich wirklich gibt, dann nimm mich an. Verzeih mir, wie gottlos ich mein Leben gelebt habe.» Mir war in diesem Moment so klar, dass Jesus der Einzige ist, der mein Leben in Ordnung bringen kann.
In dieser Nacht hatte ich einen ziemlich intensiven Traum: Brent fragte mich, ob auch ich den Weg mit Jesus gehen will. Und ich sagte: «Ja». Mit meiner Antwort öffnete sich der Himmel, und ich sah ein unglaublich helles Licht. Als ich wach wurde, merkte ich, dass ich im Schlaf geweint haben musste. Mein Gesicht war nass, mein Herz raste, aber ich wusste: Mein Leben hat sich verändert. Noch einmal betete ich ganz bewusst und vertraute Jesus jetzt auch im Wachzustand mein ganzes Leben an.
Später an diesem Tag fuhr ich nach Hause und erzählte meiner Frau alles. Ich entschuldigte mich auch für all mein Versagen ihr gegenüber. Wir sprachen darüber und weinten zusammen. Dieser Tag im November 2004 veränderte mein Leben komplett.
Die Ruhe und Zufriedenheit, die ich seitdem verspüre, war wie eine Befreiung für mich. Ein Gefühl, das ich nie zuvor gekannt hatte. Ich rate wirklich jedem, einmal das Johannes-Evangelium in der Bibel zu lesen und ich wünsche jedem Leser diese Erfahrung, die ich gemacht habe.
Datum: 03.06.2012
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: bibelmobil.de