Neonazi fängt neues Leben an
Byron Widners Gesicht und sein ganzer Körper waren mit Nazi-Symbolen und Schriftzügen tätowiert. Kaum ein Stück Haut, dass die Tattoonadel unberührt gelassen hatte. Doch er wollte einfach nichts mehr mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Und so nahm er zwei Jahre lang immer wieder schmerzhafte Lasersitzungen auf sich, um die Tattoos in Gesicht und auf Händen entfernen zu lassen.
Wie alles begann
Byron Widners Eltern lassen sich scheiden, als er noch sehr jung ist. Als Teenager reisst er von Zuhause aus, bricht die Schule ab und hängt auf der Strasse herum. Er entdeckt, dass er mit Fäusten, rasierter Glatze und Springerstiefeln Respekt und Angst verbreiten kann.
Er gerät in die Neonaziszene und die Bewegung hat auf alles eine Antwort. Meistens haben diese mit dem besonderen Status der «Weissen Rasse» zu tun: Juden und Schwarze sind die Feinde. Aber die Szene bietet Widner noch viel mehr: Er gehört plötzlich zu jemandem. Für ihn ein unbekanntes Gefühl von Einheit und Brüderlichkeit. Endlich ist er in einer Art Familie, wo er seine Wut und seinen Hass ausleben kann und noch Anerkennung dafür erhält.
Ihr Kredo: Eine rassistische Art Neu-Heidentum, bei welcher der heidnische Gott Odin verehrt wird. Den Weg in den Himmel erreicht man hier durch den Kampf für die gute Rasse.
Die Zeit ist reif für Veränderung
Eines Tages lernt Widner seine jetzige Frau Julie kennen, allein erziehende Mutter von vier Kindern. Auch sie ist Mitglied in der Neonazi-Szene. Als sie gemeinsam ein Kind bekommen, erleben sie zum ersten Mal, was wirkliche Familie bedeutet und wie besonders das ist. Die Liebe, die Byron für seinen Sohn spürt, überwältigt ihn. Byron und Julie fangen an, sich nach einem ganz normalen Leben zu sehnen.
Ein Erlebnis öffnet Julie die Augen: Auf einem Festival sieht sie Zelte, an denen Männer Schlange stehen, um Sex mit minderjährigen Mädchen zu haben. Die Begründung: «Wir müssen die Existenz unserer Rasse wahren und an einer Zukunft mit weissen Kindern bauen.» Julie denkt an ihre eigenen Töchter und erschrickt: «Diese Männer tun nichts dafür, arische Frauen und Kinder zu schützen, sondern sind dabei, junge Mädchen auszunutzen.» Mit einem Mal fühlt sich die ganze Ideologie bedrückend und falsch an. Sie beschliesst auszusteigen.
Für Byron ist der Ausstieg nicht so leicht. Immerhin ist er einer der führenden Männer der Gruppe. Doch trotz einer Welle von Hass und Morddrohungen wagt er es.
Neues Leben
Im Frühling 2008 packen die Widners all ihr Hab und Gut und ziehen nach Tennessee. Sie werden Mitglieder einer christlichen Gemeinde und wollen Jesus als ihren Lebensmittelpunkt haben. Doch ein normaler Job und ein normales Leben scheinen ausser Reichweite. Schuld daran ist sind Byron Widners Nazi-Tätowierungen in seinem Gesicht. «Ich war so weit, dass ich mein Gesicht notfalls in Säure gehalten hätte. Die Tattoos mussten unbedingt weg.» Er findet einen Spender für die Entfernungen seiner Tattoos. Über 30‘000 Franken kosten die schmerzhaften Laseroperationen, die aus Byron einen normalen Menschen machen sollen. Und es ist der Pastor, der Byron in dieser Zeit zu einem Job verhilft.
Heute sind Byron Widners Gesicht und Hände frei von Tätowierungen. Die Nazi-Symbole auf seinem Körper hat er mit anderen Tattoos überdeckt. Doch seine Seele muss immer noch heilen. Nächtelang liegt er wach und denkt an die Menschen, denen er damals grosses Leid zugefügt hat. Er wird sich selbst wohl nie bei allen Opfern entschuldigen können. Aber mit seiner Geschichte will er wenigstens anderen Menschen helfen, nicht die gleichen Fehler zu tun, die er selbst getan hat.
Neuanfang mit Jesus
Schon in der Bibel, aber auch heute noch gibt es viele Geschichten, bei denen Menschen durch Jesus die Kraft der Veränderung erfahren haben. Immer wieder erleben Menschen hautnah: Egal was gewesen ist, es ist nie zu spät, neu anzufangen. In der Bibel selbst steht schwarz auf weiss (Die Bibel, 2. Korinther, Kapitel 5, Verse 17-18):
«Gehört jemand zu Christus, dann ist er eine neue Kreatur. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. All dies verdanken wir Gott, der durch Christus mit uns Frieden geschlossen hat.»
Datum: 05.11.2011
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / columbiamissourian.com