Der Physik-Nobelpreisträger, der im Gospelchor singt
Weil Atome im Schnitt mit 2'000 Kilometern pro Stunde unterwegs sind und selbst bei Minus 270 Grad Celsius noch mehr als doppelt so schnell sind wie auf unseren Autobahnen erlaubt, waren sie für Wissenschaftler nur schwer zu studieren.
Dank Laserstrahlen konnte der Physiker William Phillips sie auf Schritttempo abbremsen. Für diese Entwicklung wurde er 1997 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, zusammen mit Steven Chu und Claude Cohen-Tannoudji – die drei zählen zu den Pionieren der Laserkühlung. Eine Entwicklung, die sich auf Atomuhren und genaue Positionsbestimmung in der Weltraumnavigation auswirkt.
Schon im Alter von fünf oder sechs Jahren habe er ein Mikroskop erhalten, erinnert sich William Phillips im «Tages-Anzeiger», und mit zehn habe er gewusst, dass sein wahres Interesse der Physik gelte.
Gläubige Menschen sind keine Einfaltspinsel
Der zweifache Familienvater gehört einer Methodistenkirche an, wo er auch im Gospelchor singt. Dies sei ein wichtiger Teil seines Lebens, sagt Phillips, der auch Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften ist.
Beim Singen könne er den Arbeitsstress hinter sich lassen. Es gebe Leute, die einen Widerspruch zwischen Wissenschaft und Religion sehen. «Oft bedeutet das, dass sie Wissenschaft ablehnen, das ist gefährlich.»
Phillips zitiert den italienischen Universalgelehrten Galileo Galilei, der sagte: «Religion lehrt uns, wie wir in den Himmel kommen. Wissenschaft lehrt uns, wie sich der Himmel bewegt.» Wer wissen wolle, wie man sich mit den Mitmenschen verstehen soll, müsse Ethiker und Theologen fragen, nicht Physiker. Er wolle, dass religiöse Menschen die Wissenschaft nicht als Teufelswerk darstellen und das säkulare Menschen die religiösen nicht als abergläubische Einfaltspinsel darstellen.
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Datum: 10.05.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Tages-Anzeiger