Die andere Seite der Medaille
Die Hamburgerin entscheidet sich schon mit 11 Jahren für ein Leben als Christin. Sie studiert Evangelische Theologie und Anglistik und wird Lehrerin. Parallel kümmert sich die aktive Volleyballerin bei der christlichen Sportorganisation SRS (früher: Sportler ruft Sportler, Altenkirchen/Westerwald) ehrenamtlich um Leistungssportler; nach zweieinhalb Jahren wird sie hauptamtliche Sportmentorin im Bereich SRSprofisport. Im Sommer 2012 war sie als Seelsorgerin bei den Olympischen Spielen dabei – «der Traum jedes Sportlers», sagt sie.
Der Schock: Zwei Gehirntumore
Dabei ging in den letzten Jahren nicht alles glatt in ihrem Leben. 2006 leidet die Sportlerin plötzlich an Schmerzen im Bein, dann plagen sie Kopfschmerzen. Die werden so schlimm, dass sie nicht mehr aus dem Bett kommt. Sie schleppt sich zum Arzt, der zwei Gehirntumore diagnostiziert. Ein Schock. Wegen eines Ödems kann sie nicht sofort operiert werden. Eine Woche lang erhält sie starke Medikamente. In dieser dramatischen Zeit weiss sich Bettina Schellenberger von vielen Menschen im Gebet getragen: «Dadurch erlebte ich Momente tiefer Geborgenheit und fühlte mich oft wie in einer Seifenblase schwebend.» Gleichzeitig hat sie schreckliche Angst davor, dass ihr die Schädelplatte geöffnet wird. Ein Wort aus dem Matthäusevangelium (Kapitel 6, Vers 34) tröstet sie: «Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass ein jeder Tag seine eigene Plage hat.» Die Operation verläuft erfolgreich. Ihr Ehemann Frank ist stets an ihrer Seite.
Als Seelsorgerin gereift
Doch bald nach dem 3-wöchigen Klinikaufenthalt hat Bettina Schellenberger erneut starke Schmerzen im Bein. Wieder muss sie Untersuchungen über sich ergehen lassen, wieder erhält sie eine niederschmetternde Diagnose: ein Tumor im Wadenbein. 12 Zentimeter Knochen müssen entfernt werden. Dabei könnten Nerven verletzt werden, sie würde hinken – was für sie eine grosse Einschränkung in ihrem Dienst bedeuten würde. «Warum jetzt, Gott, warum?», fragt sie verzweifelt gen Himmel. Dass jeder Tag seine eigene Plage hat, wird wieder deutlich – aber auch, dass sie sich unter den Schatten Seiner Flügel bergen will (nach Psalm 57, Vers 2).
Auch die zweite OP gelingt, doch die Erholungsphase dauert lange. Es vergehen zwei Jahre, bis sie wieder Punktspiele mit ihrer Volleyballmannschaft bestreiten kann. Doch sie sieht es als Gottes Geschenk, dass sie überhaupt wieder Volleyball spielen kann – auch wenn sie spürt, dass sie an Lebenskraft eingebüsst hat. «Die Gehirnoperation ging nicht spurlos an mir vorüber. Situationen mit lauten Geräuschen und unterschiedlichen Reizen werden mir manchmal zu viel.» Sie muss sich dann zurücknehmen oder kurz den Raum verlassen. Trotzdem verliert sie nie den Lebensmut. Schellenberger weiss: «Ich kann meinen Gesprächspartnern nun mit noch grösserer Authentizität und Tiefe begegnen.» Und so konnte sie in London anderen Gottes Liebe weitergeben, die sie selbst in den dunkelsten Stunden erleben durfte: «Gott hat mich als Mensch und als Seelsorgerin reifen lassen.»
Datum: 26.08.2012
Autor: Claudia Atts
Quelle: idea.de