Führungskräfte sind offen für Glaubensfragen
Der 65-Jährige ist Vorstandsvorsitzender der Friedhelm-Loh-Gruppe, die zehn inländische und 63 internationale Tochtergesellschaften umfasst und rund 11‘500 Mitarbeiter beschäftigt. Erwarteter Umsatz für 2011: 2,2 Milliarden Euro. Die Firma feiert in diesen Tagen ihr 50-jähriges Bestehen.
Wie Loh in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, habe er aufgrund seiner Führungsposition «viel öfter Gelegenheit als andere Menschen, von Gott Zeugnis zu geben». Oft reiche schon ein Tischgebet vor einem Geschäftsessen, um über den christlichen Glauben ins Gespräch zu kommen. Eine Führungskraft, die nach ihrem Glauben gefragt werde, sollte nicht schweigen, so Loh, dessen Firma Rittal am 9. September ihr 50jähriges Bestehen feiert.
Die Bibel kennt keinen Ruhestand
Der Unternehmer, der am 16. August seinen 65. Geburtstag feierte, denkt nach eigenen Worten nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Aus biblischer Sicht gebe es keinen Ruhestand: «Solange mir Gott Gesundheit, Kraft und Weisheit schenkt, mache ich weiter. Natürlich kommt es dann darauf an zum richtigen Zeitpunkt zu gehen.»
Loh ist auch Vorsitzender der Stiftung Christliche Medien. Wir bringen Auszüge aus dem Interview.
idea: Herr Loh, Sie sind in einer Brüdergemeinde aufgewachsen. Diese freikirchliche Bewegung gilt vielen als eng und strenggläubig.
Friedhelm Loh: Wie überall im Leben gibt es auch in dieser Frage Vorurteile. Auch in anderen Kirchen gibt es solche und solche Gemeinden – so ist das auch bei den Brüdergemeinden. Ich bin in der Brüdergemeinde Haiger gross geworden und sie war für mich ein Vorbild. Enge habe ich dort nie empfunden. Ich habe mich in der Gemeinde immer sehr wohlgefühlt.
Was haben Sie dort mitgenommen?
Das Gemeinschaftserlebnis besonders beim Abendmahl. Gemeinde ist der Leib Jesu Christi – das habe ich dort erlebt. Zudem hatte die Gemeinde immer Interesse an der säkularen Welt und war missionarisch unterwegs. Aufgabe einer Gemeinde ist es ja nicht, von der Welt abgekapselt zu sein, sondern hinauszugehen und das Evangelium zu verkündigen.
Als Unternehmer ist es Ihre Aufgabe, Geld zu verdienen – und sonst nichts.
Nein, der Missionsbefehl gilt für mich wie für jeden anderen Christen, da kann ich mich nicht mit meiner wirtschaftlichen Aufgabe herausreden – im Gegenteil. Ich habe aufgrund meiner Führungsposition viel öfter Gelegenheit als andere Menschen, von Gott Zeugnis zu geben.
Viele Führungskräfte sind sehr offen für Fragen des Glaubens und des Lebenssinns. Als Anlass reicht dafür oft schon, dass ich vor einem Geschäftsessen still bete – und schon ist man im Gespräch.
Als ich noch bei der Deutschen Bank arbeitete, hiess es: Bei Gesprächen mit Kunden gibt es vier Tabuthemen: Religion, Sexualität, Politik und Geld. Trotzdem redeten wir natürlich über Geld.
Herr Loh, warum reden Sie über das Tabuthema Religion?
Diese Regel klingt sehr vernünftig – alle vier Themen gehören in den Privatbereich. Ein Unternehmen sollte bei diesen Fragen neutral sein. Man muss zum Beispiel den Kunden so akzeptieren, wie er ist, und nicht meinen, man müsste ihn erst mal verändern. Mein Ziel ist es, dem Kunden einen wirtschaftlichen Nutzen zu verkaufen. Oft ergeben sich im Laufe einer solchen Geschäftsbeziehung nebenbei auch noch andere Gespräche – und wer nach seinem Glauben gefragt wird, sollte nicht schweigen.
Und dann verkaufen Sie ganz beiläufig den Nutzen des christlichen Glaubens?
Von verkaufen kann keine Rede sein, aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, erzähle ich gerne von meinem Glauben.
Warum glauben Sie eigentlich noch an Gott? Sie haben doch schon alles!
Der Glaube an Gott ist etwas, was über die Dinge dieser Welt weit hinausgeht. Er ist mit Geld nicht zu bezahlen. Und die Erkenntnis, dass der Mensch ohne Jesus Christus verloren ist, ist mir sehr deutlich bewusst. Denn ohne ihn wäre ich nichts.
Sie führen ein hochmodernes Unternehmen, zugleich halten Sie die im Alten Testament geschilderten Ereignisse für «die geschichtliche Darstellung von Gottes Wirken auf der Erde». Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dafür von manchem Geschäftspartner belächelt werden.
Wer Position bezieht, muss immer damit rechnen, dass er die einen damit begeistert und die anderen verärgert. Das kann mich aber nicht davon abhalten, eine Meinung zu haben.
Wie sind Sie dazu gekommen, die Bibel so zu verstehen?
Das ist für mich eine Glaubenserfahrung. Wer den Sinn der Bibel nachvollzieht, erkennt, dass sie reale Ereignisse wiedergibt, die hochaktuell und modern sind. Was den Menschen ausmacht, erleben wir heute nicht anders als damals die Menschen im Alten Testament.
Sie haben das Unternehmen mit 200 Mitarbeitern übernommen, heute sind es über 11‘500. Wo soll das noch hinführen?
Wenn ich das wüsste! In Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen besteht ein hohes Mass an Planungsunsicherheit. Mein Ziel ist es, den Mitarbeitern eine langfristige Zukunft zu geben.
Heute wird zunehmend gefordert, auf Wirtschaftswachstum zu verzichten. Warum machen Sie da nicht mit?
Weil es nicht funktioniert! Der Wettbewerb wird noch härter werden, als er jetzt schon ist. In den meisten Branchen gibt es jährlich Rationalisierungen zwischen drei und sechs Prozent. Das bedeutet: Wenn wir nicht wachsen, verliert unser Unternehmen jedes Jahr zwischen drei und sechs Prozent des Personals.
Wachstum bedeutet für viele: Ressourcen verbrauchen, die Umwelt schädigen, die Erde plattmachen.
Da ist etwas Wahres dran! Die Industrie hat aber inzwischen gelernt, dass Wachstum auch möglich ist, wenn wir vernünftig mit den Ressourcen umgehen.
Als Vorsitzender der Stiftung Christliche Medien sind Sie in einem Markt aktiv, der alles andere als wächst.
Mit der Stiftung verfolgen wir auch ein ganz anderes Ziel: Unser Anliegen ist es, das Evangelium unter die Menschen zu bringen und ihnen zu helfen, ein sinnerfülltes Leben zu führen. Wir wollen Wegweiser sein für ein Leben im Glauben an Jesus Christus. Natürlich muss auch ein christlicher Verlag Geld verdienen, denn es ist eine große Herausforderung, Angebote für die neuen Medien zu entwickeln.
Die meisten christlichen Medienunternehmen sind Zuschussbetriebe, die durch Spenden am Leben gehalten werden.
Viele christliche Werke sind von Spenden abhängig, aber Verlage erhalten in der Regel keine Spenden und sind gezwungen, sich wirtschaftlich zu behaupten.
Was begeistert Sie am christlichen Glauben am meisten?
Dass Jesus mich liebt.
So einfach ist das?
Ja, durch Jesus weiß ich, wer ich bin. Die Frage ist doch: Wie ehrlich sind wir zu uns selbst? Die Bibel ist für mich ein Spiegel, der uns sehr zutreffend beschreibt: In ihr erkennen wir unsere Gottesebenbildlichkeit, aber auch unsere Schuldhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit. So erkennen wir, dass wir auf Gottes Führung angewiesen sind. Der Glaube an Jesus Christus befreit mich von Schuld und Sünde und gibt mir Kraft und Mut für mein Leben.
Webseite:
SCM Stiftung Christliche Medien
Datum: 12.09.2011
Quelle: idea